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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Möbel verstreut lag. Sie presste die Sachen an die Brust und ging in den Flur, wo sie alles in einen Plastikbehälter in der Nische unter der Treppe fallen ließ.
    Dann hörte sie ein Klopfen an der Verbindungstür am Ende des Flurs.
    »Ja?«, sagte sie vorsichtig.
    »Jane, ich bin es.« Debbies Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Jane öffnete die Tür.
    »Darf ich reinkommen?« Debbie war im Nachthemd, ihr Haar war zerzaust.
    Jane nickte und schloss die Tür hinter Debbie, blieb jedoch im Flur stehen.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte Debbie.
    »Ich selbst bin gerade auf dem Weg ins Bett«, sagte Jane tonlos.
    »Karl hat mir erzählt, was er gesagt hat. Ich habe mich so geschämt, dass ich dir nicht unter die Augen treten konnte. Du wirst in meinem Haus immer willkommen sein, aber was mich angeht …«, sie deutete mit beiden Zeigefingern zum Boden, »ist das hier dein Haus, deshalb stellt sich die Frage gar nicht.«
    Jane wusste, ihre Freundin meinte es aufrichtig, aber Debbie war sicher ebenso klar wie ihr selbst, dass ihr Arrangement auf Grund gelaufen war. »Wir werden sehen, Debbie. Meine unmittelbare Sorge ist, wie ich die Kinder morgen früh zur Krippe und zur Schule bringen soll.«
    Debbie riss überrascht die Augen auf. »Wo ist das Problem? Sie kommen mit mir.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht … Ich will sie keiner Gefahr mehr aussetzen.«
    Debbie richtete sich zu voller Größe auf, was nicht größer war als Jane selbst, und schwenkte den Zeigefinger hin und her. »Du warst es, die uns beigebracht hat, wie man mit diesen Gewalttätern umgeht. Nach Hazels Tod hast du versucht, ein normales Leben zu führen. Du bist nicht weggelaufen und hast dich nicht versteckt. Seit der Ermordung Bens war es dasselbe. Du hast dich nicht von ihnen einschüchtern lassen. Und Ben war immerhin mein Bruder, deshalb habe ich genau so viel Grund, ihnen zu zeigen, dass sie nicht gewinnen werden.«
    Jane war gerührt von der mutigen Erklärung ihrer Freundin. »Hey, du bist wirklich ein harter Brocken, Debbie Young«, sagte sie, und die beiden klatschten sich ab. Aber sie wusste, mitreißende Worte würden ihnen nur durch die unmittelbare Situation helfen. Ihr Leben war im Begriff, sich zu ändern – und eher früher als später.

43
    Jane wachte auf, weil jemand sie an der Schulter rüttelte. Es war eins der Kinder.
    Ihr iPhone in der Ladestation zeigte 2.10 Uhr an.
    Sie schaltete die Nachttischlampe an und sah Scott im Licht blinzeln.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    »Ich habe Angst«, flüsterte er.
    »Hast du einen Albtraum gehabt?«
    »Nein. Der Mann, den wir gesehen haben … er ist vor dem Haus.«
    Ein kalter Schauer lief über Janes Rücken.
    »Du meinst, der Mann, der auf dem Turm gestanden hat?«, fragte sie und schwang die Beine aus dem Bett.
    »Ja. Ich hab ihn gesehen, als ich vom Klo zurückkam.«
    »Was hältst du davon, wenn du hier hereinkriechst, und ich geh mal nachschauen«, sagte sie und klopfte auf ihr Bett.
    Scott stieg ins Bett und verschwand unter der Decke.
    Jane huschte aus dem Zimmer und ging im Halbdunkel zu einem kleinen Fenster am Ende des Flurs, das auf die Seite des Hauses hinausging. Es gab eine Jalousie dafür, aber die zog sie selten zu, da sie nicht von allein zurücksprang und von Hand aufgerollt werden musste.
    Eine Straßenlaterne warf ein in die Länge gezogenes Abbild des Fensters an die Decke. Sie drückte sich an die Wand und spähte hinaus, ohne dass ihr Gesicht ins Licht geriet.
    Sie konnte niemanden sehen. Das einzig Ungewöhnliche war ein silberner Wagen, der ein Stück entfernt vor einer Einfahrt stand. Er schien nicht besetzt zu sein. Vielleicht war Scott das Auto aufgefallen, und seine Fantasie hatte den Rest erledigt.
    Nach einer Weile ging sie ins Schlafzimmer zurück und hob Scott unter der Decke hervor. »Er ist fort«, sagte sie. »Alles ist in Ordnung. Gehen wir wieder schlafen.«
    »Will hierbleiben«, sagte er.
    »Hm … also gut. Aber ich mache jetzt das Licht aus.«
    Sie schaltete es aus, setzte sich an den Bettrand und strich Scott über den Kopf. Was machte das Auto hier in der Einfahrt? Alle verfügbaren Parkplätze in der Nähe waren besetzt. Der Wagen gehörte also entweder dem Besitzer des Hauses, oder es war nur vorübergehend dort geparkt. Und in diesem Fall würde normalerweise ein wild schmusendes Pärchen darin sitzen.
    Es dauerte nicht lange, bis Scott eingeschlafen war. Sie beschloss, noch einmal zu dem Fenster zu gehen und

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