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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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nachzuschauen. Der Wagen war noch da, aber weit und breit war niemand zu sehen. Sie wollte eben ins Schlafzimmer zurückkehren, als sie einen Lichtschimmer auf der Fahrerseite bemerkte. Dann begann sich das Licht zu bewegen, und sie erkannte, dass es von einem Handy stammte. Jemand saß im Wagen.
    Das Licht ging aus, und sie sah mit wachsender Furcht, wie der Fahrer die Tür öffnete und ausstieg. Er schloss die Tür, lehnte sich dagegen und blickte in ihre Richtung. Sie wich vom Fenster zurück, konnte den Blick aber nicht von ihm nehmen. Er trug eine schwarze Daunenjacke und eine Mütze. Scott hatte recht gehabt. Es war der Mann, den sie auf dem Turm gesehen hatten.
    Janes Herz schlug heftig. Was sollte sie jetzt tun?
    Sie wandte sich ganz vom Fenster ab und überlegte. Die Polizei rufen? Und was sagen? Vor meinem Haus ist ein Mann?
    Sich die Kinder schnappen und nach nebenan gehen? Sie wollte ihnen nicht schon wieder Angst machen oder Debbie aufregen. Und dann war da noch Karl. Die Aussicht, ihn aufzuwecken, war nicht sehr erfreulich. Aber wenigstens wären sie und die Kinder dann sicherer. Sie hatte kaum eine Wahl.
    Sie sah wieder aus dem Fenster. Der Mann hatte sich gerade wieder ins Auto gesetzt und schloss die Tür. Vielleicht würde er wegfahren. Sie wartete eine Weile, aber er blieb, wo er war.
    Dann fiel ihr ein, was Orhun gesagt hatte – dass sie ihn jederzeit anrufen könne. Sie schlich auf Zehenspitzen in ihr Schlafzimmer, ignorierte die späte Stunde und wählte seine Nummer.
    Eine verschlafene Stimme meldete sich. »Hallo, Jane … warum … was ist …?«
    »Der Kerl, den Debbie und die Kinder heute gesehen haben – er ist jetzt vor meinem Haus.«
    »Äh … und was tut er … dieser Mann?«
    »Was er tut ? Er macht mir eine Heidenangst …«
    »Nein, im Ernst, was tut er wirklich?«
    »Er sitzt in einem Wagen. Er sieht zum Haus. Er … keine Ahnung … vielleicht spielt er Angry Birds auf seinem Handy. Woher soll ich wissen, was er tut?«
    Sie hörte Orhun seufzen. »Das ist mein Mann«, sagte er.
    Jane schüttelte verwundert den Kopf. » Ihr Mann? Was zum Teufel geht hier vor, Demir?«
    »Er heißt Maguire. Er arbeitet für mich. Er hat ein Auge auf Sie. Zu Ihrer Sicherheit.«
    Sie wurde von Erleichterung durchflutet, und zugleich wallte Verärgerung in ihr auf. »Himmel noch mal, Sie hätten es mir sagen sollen. Wie lange geht … ach, vergessen Sie es, ich bin zu müde.«
    »Wir können morgen darüber sprechen.«
    »Das werden wir ganz bestimmt. Und ich will nicht undankbar klingen, aber wenn Sie das nächste Mal mein Haus überwachen lassen wollen, dann haben Sie vielleicht die Güte, es mir zu sagen.«
    Jane schlüpfte unter die Decke und spürte Scotts Wärme neben sich. Fragen tauchten in ihrem Kopf auf und verlangten nach Antworten, aber sie blendete sie aus, indem sie nur daran dachte, wie angenehm es war, an ihren kleinen Jungen geschmiegt hier zu liegen.

44
    Diesmal stand der Lunch bereits auf dem Tisch, und Orhun bedeutete Jane, Platz zu nehmen, während er Kaffee eingoss.
    »Sema holt ihre Tochter von der Schule ab«, sagte er. »Sie arbeitet heute nur halbtags.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und lächelte. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind. Ich war mir dessen nicht so sicher.«
    »Wegen der Art und Weise, wie Sie mich neulich behandelt haben?«, fragte Jane in scharfem Ton. »Oder weil Sie es auf sich genommen haben, nein … weil Sie die Arroganz besaßen, meine Familie und Freunde – und vermutlich mich selbst – überwachen zu lassen?« Sie hatte am Morgen genügend Zeit gehabt, über die Folgerungen aus den Ereignissen des Vortags nachzudenken. Es ließ sie kochen vor Wut. Aber sie war entschlossen, ihre Gefühle nicht alle auf einmal herauszulassen.
    Orhun runzelte die Stirn. »Es war zu Ihrem Schutz. Ich dachte, Sie würden es vielleicht zu schätzen wissen.«
    »Nur dass Sie dazu in unsere Computer eindringen und unsere Telefone abhören mussten. Sie haben unsere E-Mails gelesen und unsere Gespräche belauscht. Und weiß der Himmel, was dieser Maguire sonst noch getrieben hat.« Sie schüttelte sich angewidert.
    »Indem er den Computer Ihrer Freundin hackte, war er vor ihr bei diesem Turm in den Bergen und hat sich alles angesehen, ehe sie eintraf …« Orhun drehte die Handflächen nach oben und zuckte mit den Schultern. »War das nicht eine kleine Verletzung der Privatsphäre wert?«
    »Sie erwarten hoffentlich nicht, dass ich glaube, es hat erst gestern

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