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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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Enkels. Aber das würde er diesen Verbrechern sicher nicht auf die Nase binden.
    »Hey!« Hakan rief hinter ihm her.
    Er erstarrte.
    »Schau mich an, wenn ich mir dir rede.«
    Kooperieren, hatte Shlomo gesagt.
    Er drehte sich um.
    »Willst du nicht wissen, was wir mit den Handys machen?« Hakan lächelte – wenn man dieses höhnische Lippenkräuseln als Lächeln bezeichnen wollte.
    Glaub nichts von dem, was sie sagen. Das hatte Shlomo immer wieder betont.
    »Wir arrangieren Anrufe von euren Familien für jeden von euch. Das kleine Kind hier«, sagte er und tippte auf den Schirm, »mit dem würdest du doch bestimmt gern reden, oder?«
    Chaim sagte nichts. Es konnte alles nur Täuschung sein.
    »Spiel mit – vor allem, wenn wir live vor der Kamera sind. Dann wirst du nicht nur mit dem Kleinen reden können, sondern ich garantiere dir, dass du ihn wiedersiehst, okay?«
    Chaim Elon nickte. Er hatte keine Ahnung, wovon der Mann sprach. Doch entgegen Shlomos Rat fühlte er einen schwachen Funken Hoffnung in seinem Herzen glimmen. Er ging leichteren Schritts weiter.

5
    Jane und Giuseppe sprachen kaum etwas auf dem Weg nach Senise, wo Jane den Bus nach Neapel nehmen würde. Sie fühlte sich nicht ganz wohl und hätte eine ruhigere Zugfahrt vorgezogen, aber es gab keine Eisenbahnverbindung in der Gegend. Verkatert zu sein war eine Erfahrung, die sie seit Bens Tod häufig gemacht hatte, und sie wusste, sie musste ihren Alkoholkonsum in den Griff bekommen – aber noch nicht sofort.
    Zumindest musste sie nicht selbst nach oder, noch schlimmer, durch Neapel fahren. Der grelle Sonnenschein war jedoch ein Ärgernis, selbst durch ihre Sonnenbrille. Sie beabsichtigte, sich einen Fensterplatz im Bus zu suchen, den Vorhang zuzuziehen und die ganze Fahrt zu schlafen. Sie würde fast vier Stunden dauern. Giuseppe hätte sie jederzeit hingebracht, aber sie hatte bereits die ganze Woche sein Auto benutzt und wollte seine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.
    Sie schloss die Augen und dachte über ihre Beziehung zu Giuseppe nach. Er war ihr Lehrer gewesen, als sie in den 1990er-Jahren beschloss, Italienisch zu lernen. Dann entdeckte sie, dass er umfangreiche Kenntnisse über eine Reihe von Themen wie italienische Geschichte oder Literatur und Filme besaß, und sie interviewte ihn in den folgenden Jahren hin und wieder in ihren Radiosendungen. Und dann hatte er sich bei ihr gemeldet und ihr mitgeteilt, er und Lucia würden für immer nach Hause zurückkehren. Man hatte ihn zu einer Teilzeitarbeit bei der Tourismusbehörde der Basilikata überredet. Seine Pensionierung als Lehrer stand ohnehin bevor, deshalb zogen er und Lucia wieder nach Sant’Elia, um in dem Haus zu wohnen, das seit Generationen im Besitz seiner Familie war. Das Bergdorf selbst lag im Herzen des größten Naturparks des Landes, was zu der Attraktivität der Gegend beitrug. Aber da sehr viele Ortschaften aufgrund der geografischen Gegebenheiten nur schwer erreichbar waren, bestand wenig Gefahr, dass die Region vom Massentourismus überrannt wurde. Nach Giuseppes fester Überzeugung würden ihnen Geschichte und Natur jedoch eine weitsichtigere Form von Tourismus einbringen. Und sein erstes Projekt war es gewesen, ein kleines Museum aufzubauen, das sich der Geschichte des brigantaggio in der Gegend widmete. Diese Form des Banditentums hatte Süditalien im 19. Jahrhundert befallen und wurde von manchen als eine Art Widerstandsbewegung im Sinne der Armen angesehen, von anderen als eine Terrorherrschaft, die der Bevölkerung von skrupellosen Verbrechern aufgezwungen wurde.
    »Oh«, rief Giuseppe plötzlich aus.
    Jane öffnete die Augen und sah, dass sie zu der Brücke über das Reservoir kamen. Ein allradgetriebenes Polizeifahrzeug stand an einem Ende der Brücke, daneben zogen zwei Taucher ihre Anzüge an.
    »Sie suchen nach Enzo Buas Leiche«, sagte Giuseppe.
    Ein Stück weiter begegneten sie einem Pick-up des Zivilschutzes mit einem Schlauchboot auf einem Anhänger.
    »Gehört wohl ebenfalls zur Suche.«
    »Hm«, murmelte Jane und schloss wieder die Augen.
    »Hast du dir schon einmal überlegt, Jane … Wenn wir wüssten, auf welche Weise wir sterben werden, würden wir uns dann anders verhalten?«
    Es war nicht nötig, dass sie etwas antwortete. Giuseppe hatte die Angewohnheit, laut nachzudenken.
    »Und wenn es uns jemand sagte, würden wir es ihm überhaupt glauben?«, fuhr er fort.
    Jetzt war sie erst recht entschlossen, nichts zu sagen. Auf eine Diskussion, ob es

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