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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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mir von ihnen«, sagte er dann. »Von deinen Kindern.«
    Zwischen Bissen von ihrer Vorspeise plauderte Jane von Bethann und Scott und erklärte, dass sie mit ihnen in Rathgar wohnte. »Wir hatten Glück, dass eine für Debbies Schwiegermutter angebaute Wohnung gerade frei wurde. Aber die Kinder wollen in ihr richtiges Zuhause zurück, wie sie es nennen.«
    »Und besteht diese Möglichkeit?«
    Jane legte das Besteck auf den leeren Teller und schüttelte den Kopf. »Zumindest nicht so schnell. Erst war es eine Zeit lang ein Tatort. Dann mussten die Versicherungsleute ermitteln. Ben war Architekt, deshalb habe ich wenigstens einigen sachkundigen Beistand von den Leuten in seinem Büro bekommen. Aber die Arbeiten haben gerade erst angefangen.«
    »Und die Berichte, wonach das Haus versehentlich zum Ziel wurde. Wie kam es dazu?«
    »Nun, die Polizei hatte den Attentäter ja buchstäblich vor meiner Tür abgeliefert. Sie hätten sehr schlecht ausgesehen, wenn die Wahrheit ans Licht gekommen wäre. Und ich meinerseits wollte nicht etwas in Gang setzen, mit dem ich mich hinterher immer weiter auseinandersetzen musste. Deshalb passte die Verwechslungsgeschichte beiden Seiten ganz gut. Es hatte eine Fehde zwischen zwei Banden gegeben, und einer der Bosse besaß ein Haus in den Dubliner Bergen nicht weit von uns. Es hatte bereits mehrere Anschläge auf sein Leben gegeben, deshalb spekulierte die Polizei – ohne es je offiziell festzustellen –, ein Auftragskiller könnte das falsche Haus ins Visier genommen haben. Die Medien haben es dankbar aufgesogen.«
    Lavelle lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln.
    »Habe ich etwas Komisches gesagt?«
    »Nein. Ich dachte nur gerade daran, wie KOSS uns beide wiedergefunden hat, aber keiner von uns konnte es aufgrund der Medienberichte vom anderen wissen.«
    »Ich glaube, ich verstehe dich nicht.«
    »Die Leute, die mich auf den Philippinen entführt haben – das war KOSS .«

17
    »Was?« Jane war völlig baff. »Aber das war weltweit in den Schlagzeilen damals. In allen Meldungen hieß es …«
    »Ich weiß, militante Islamisten. Aber es waren keine.« Dann fuhr er fort: »Alle Anzeichen sprachen allerdings dafür. Fünf Kerle in Tarnkleidung brachen spätnachts ins Pfarrhaus ein und drohten, mich zu erschießen, wenn ich nicht mit ihnen kommen würde. Sie hatten die richtige Ausrüstung – M16-Gewehre, um die Brust geschlungene Patronengurte, Kopftücher –, und ihre Sprache war gewalttätig. Wir fuhren in einem Pick-up zum örtlichen Hafen. Anschließend ging es auf ein Boot mit Außenbordmotor. Das brachte uns zu einer Insel weiter nördlich, dann einen Fluss hinauf zu einer verlassenen Farm, wo sie mich in einen aufgegebenen Hühnerstall sperrten. Siebenundzwanzig Tage saß ich da drin. Es war hart. Zwei Schalen Reis am Tag. Manchmal mit gedämpftem Gemüse oder Fisch. Schmutziges Wasser zum Trinken. Über und über von Fliegen zerstochen. Raus durfte ich nur, um die Latrine zu benutzen – einen Misthaufen nicht weit von dem Stall.«
    »Gott, wie schrecklich. Und wann hast du erkannt … oder wie hast du …?« Jane schüttelte den Kopf. »Himmel, es ist schwer zu begreifen. KOSS auf den Philippinen? Es ergibt keinen Sinn.«
    »Doch, es ergibt einen, wenn man sich klarmacht, warum sie es taten. Um an Geld zu kommen.«
    »Durch Kidnapping ?«
    »Das überrascht dich?«
    »Ich … Ich weiß nicht. Ich dachte irgendwie, sie hätten legale Einkünfte, aus Fundraising, Kursen in Erleuchtung, was weiß ich …«
    »Sie haben keine Zentrale, sie sind in den USA nicht als Religion oder wohltätige Organisation registriert, sie haben nicht einmal eine Website – sie sind eine Geheimorganisation mit einer Einheit, die sich der Geldbeschaffung widmet, und zwar auf jede mögliche Weise. Zu ihren Methoden gehört, sich einen Ort auszusuchen, wo Entführungen zur Erpressung von Lösegeld ein beliebtes Mittel von Kriminellen sind und wo nie recht klar ist, wer die Verantwortung trägt. Ein einheimischer Gangster wird angeheuert und mit Geld für Männer und Waffen ausgestattet. KOSS führt die Verhandlungen, und der angeheuerte Typ tritt einen Teil des Lösegelds ab. In Mexiko dient zum Beispiel eine Drogenbande als Tarnung, in Kolumbien eine Rebellengruppe der Farc. Die Zielpersonen wechseln – ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation in Kolumbien, ein Angehöriger einer reichen Familie in Mexiko, ein katholischer Priester im muslimischen Teil der Philippinen –, aber das Ziel selbst

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