Gottesgericht
nicht infrage«, sagte sie und wehrte sein Ansinnen mit einer Handbewegung ab.
»Ich bestehe darauf. Bestellen wir eine Flasche, was meinst du?«
»Danke, Liam, aber ich muss noch fahren, deshalb reicht ein Glas. Aber wenn du …?«
»Nein, danke. Dann nur ein Glas, Deirdre«, sagte er zu der Bedienung. Sie nickte ihm mit wissender Miene zu.
»Ich würde gern einen trinken«, sagte er, als sie fort war. »Aber die Medikamente, die ich nehmen muss, lassen Wein wie … Rost schmecken.« Er begann zu husten und wandte sich ab.
Es dauerte nur ein paar Sekunden, aber Jane merkte, dass es mit seiner Krankheit zu tun hatte.
»Tut mir leid«, sagte er leicht außer Atem.
»Du musst dich nicht entschuldigen, Liam.« Sie machte eine Pause, ehe sie fortfuhr. »Sie sind noch immer da, weißt du.«
Lavelle blinzelte verdutzt. » Sie? Ach so, du meinst die Hüter des …«
»Sie nennen sich jetzt KOSS – K.O.S.S ., du verstehst? Und sie haben ganz schön aufgerüstet. Die Waldlager-Zeiten sind vorbei, schätze ich.«
»Wirklich? Und wie kommst du darauf, dass sie wieder aktiv sind?«
»Sie haben Ben getötet.«
»Ist das dein Ernst? Ich dachte, es handelte sich um eine Verwechslung. Irgendwas mit einem Drogenboss, der in der Gegend wohnte.«
»So wurde es kolportiert, aber ich versichere dir, es war KOSS . Es fing mit einer Wahrsagerin namens Dervla an, die in die Sendung kam. Sie konnte tatsächlich Dinge vorhersagen. Sie haben versucht, sie in ihre Fänge zu bekommen, um ihre Fähigkeiten für ihre eigenen Ziele einzuspannen. Das ist ihnen zum Glück nicht gelungen …«
Deirdre brachte Jane das Glas Wein, und sie trank einen Schluck, ehe sie fortfuhr. »Aber im Zuge ihrer Bemühungen, Dervla ausfindig zu machen, sind sie wieder über mich gestolpert und haben beschlossen, sich zu rächen.«
»Willst du darüber reden?«
Jane seufzte. »Es ist sechs Monate her. Ein Samstagvormittag. Ben und die Kinder waren unterwegs, als ein Amerikaner, der behauptete, ein Institut zu vertreten, das Mittel in die Erforschung von Dervlas Fähigkeiten gesteckt hatte, in Begleitung eines Detectives der Polizei bei uns auftauchte. Der Typ sagt, er möchte wissen, wo sich ihre teure Investition aufhält. Ich antworte, dass ich es nicht genau weiß, was der Wahrheit entspricht. Ich versuche, die beiden abzuwimmeln, aber dann fragt der Kerl, ob er kurz die Toilette benutzen darf.
Als sie endlich abziehen, gehe ich ins Haus zurück und sehe, dass er ein Foto von Hazel auf dem Tischchen im Flur hinterlassen hat. Auf der Rückseite des Bilds steht, dass in drei Minuten eine Bombe hochgehen wird. Ich fange zu laufen an und sehe im selben Moment Ben mit den Kindern auf die Tür zukommen. Ich schreie, und Ben dreht sich um und nimmt die Kinder schützend in die Arme. Im nächsten Moment spüre ich diesen unglaublichen Hitzestoß und höre den Knall, und es bläst mich buchstäblich durch die Tür. Was mir das Leben gerettet hat, denn außer ein paar Verbrennungen und blauen Flecken fehlte mir nichts. Aber das Haus war zum Teil über Ben und den Kindern eingestürzt. Ich habe versucht …« Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie wischte sie mit der Serviette fort. »Ich habe versucht, die Trümmer wegzuräumen, als die Rettungskräfte eintrafen. Sie haben mich fortgezogen. Ich war überzeugt, sie seien alle tot, und ich glaube, an diesem Punkt hat es total ausgesetzt bei mir. Ich kann mich nur noch verschwommen erinnern. Ich weiß nur noch, dass sie Ben ausgegraben und die Kinder wie durch ein Wunder lebend unter ihm gefunden haben. Aber er selbst hatte schwere Verletzungen, an denen er noch am selben Tag gestorben ist …« Sie drehte die Serviette in den Händen und atmete tief ein, um sich zu beruhigen.
Lavelle verzichtete darauf, etwas zu sagen.
Jane atmete auf, als Deirdre mit ihrem ersten Gang am Tisch erschien.
»Die Kinder … waren sie verletzt?«, fragte Lavelle und nahm sich noch ein Stück Brot, um Jane ihre Vorspeise nicht allein essen zu lassen.
»Quetschungen und Abschürfungen, aber ansonsten schien alles in Ordnung zu sein …«
»Schien?«
»Wir waren alle taub von der Explosion. Scott und ich haben das Gehör schließlich wiedererlangt, aber Bethann wird offenbar auf Dauer geschädigt bleiben. Sie wird ein Hörgerät tragen müssen – wahrscheinlich für den Rest ihres Lebens.«
Lavelle seufzte. »Das ist so …« Er schüttelte den Kopf, suchte nach einem angemessenen Wort und gab es schließlich auf. »Erzähl
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