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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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beschleunigte, fuhr das Motorrad ebenfalls schneller. Der Trick war jetzt, zu verlangsamen und zu sehen, ob es ihn überholte.
    In diesem Moment näherte er sich einer Ampel und musste ohnehin verlangsamen, genau wie das Motorrad hinter ihm. Wenn die Ampel auf Grün schaltete, würde er auf jeden Fall sehr gemächlich anrollen und das Motorrad vorausfahren lassen.
    Der behelmte und in Leder gekleidete Motorradfahrer hielt in der äußeren Spur, einige Meter entfernt von Karatays Wagen. Erst jetzt sah er, dass noch jemand auf der Maschine saß, ebenfalls in Lederkluft und Helm. Eine Frau. Der Fahrer ließ den Motor ungeduldig aufheulen, und sie beachteten ihn nicht.
    Karatay entspannte sich etwas, während er auf die Ampelschaltung wartete. Sie waren nicht in der Nähe seines Wagens, und das besänftigte seine Furcht, sie könnten ihm eine Magnetbombe an das Auto klatschen – eine bevorzugte Anschlagmethode in den letzten Jahren.
    Er sah rasch in den Rückspiegel. Es war ein ruhiger Morgen in der Stadt, aber eine Reihe von Fahrzeugen hatte sich auf beiden Spuren angesammelt, und er fand das beruhigend.
    Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Motorradfahrern zu. In den zwei, drei Sekunden, seit er den Blick abgewandt hatte, war die Beifahrerin abgestiegen und rannte auf sein offenes Fenster zu. Er dachte, sie würde den Helm hochschieben und etwas sagen, aber stattdessen zog sie eine Automatikpistole und richtete sie auf sein Gesicht. Dann begann sie zu feuern.

26
    Das Gartenfest war ein Dankeschön an die Medien für die Berichterstattung, mit der sie die Beitrittszeremonie und den Vorlauf dazu begleitet hatten. Der Botschafter hätte es angesichts der sich verschärfenden Krise beinahe abgesagt, aber Orhun hatte ihn davon überzeugt, dass es ein kluger Schachzug in Sachen PR wäre, es wie geplant stattfinden zu lassen. Es würde keine offiziellen Verlautbarungen oder Reden geben, aber eine Zusammenkunft von Journalisten und Botschaftsbeamten konnte nur nützlich sein für die Türkei.
    Jane bezweifelte nicht, dass das Ganze als PR -Übung diente, aber da es von Anfang an nichts anderes sein sollte, regte sie sich nicht darüber auf. Das Fest dauerte von zwei bis sechs, und den Gästen stand es frei zu kommen, wann sie beliebten. Sie hatte vor, für eine Stunde vorbeizuschauen, und ließ die Kinder bei Debbie, wo sie mit deren beiden spielen konnten.
    Normalerweise hätte sie sich am Abend zuvor schon für ihre Garderobe entschieden, aber daraus war nichts geworden, weil sie eine Flasche Wein getrunken hatte. Nicht dass es viel auszuwählen gab – die meisten ihrer Sachen waren infolge der Explosion durch Gebäudestaub vermischt mit Wasser ruiniert worden.
    Darüber hinaus stellte einen ein Gartenfest im Mai in Irland vor mehrere Herausforderungen gleichzeitig. Die Wahrscheinlichkeit, dass es richtig sommerlich wurde, war gering, aber der Wetterbericht versprach, dass sich der Regen verziehen und die Sonne gelegentlich durch die Wolken brechen würde. Das Haus des Botschafters stand an den Hängen des Three Rock Mountain über der Stadt; es war nicht weit von dort, wo Jane früher gewohnt hatte, und sie wusste, dass um diese Jahreszeit regelmäßig kühle Brisen entweder vom Meer herauf- oder von den Höhen der Wicklow Mountains herunterbliesen. Ein luftiges Sommerkleid würde es also nicht tun – selbst wenn sie eins hätte. Schließlich entschied sie sich für ein apfelgrünes Kostüm und eine hellblaue Bluse dazu. Es war eine Mischung aus Businesslook und Freizeitkleidung, was sie für angemessen hielt.
    Sie hob die Einladung von der Kommode auf und las sie noch einmal, um sich zu vergewissern, dass es keinen Verweis auf eine Kleiderordnung gab. Dabei bemerkte sie zum ersten Mal, dass die Einladung auf Jane Wade plus Gast lautete. Das hieß, die meisten Journalisten würden einen Partner mitbringen oder vereinzelt auch Freunde oder einen Sohn oder eine Tochter im Teenageralter. Sie hätte Debbie gefragt, ob sie mitkommen wollte, aber die brütete eine Erkältung aus. Die Kinder spielten alle draußen im Garten, und Karl passte auf sie auf.
    Es war jedoch keine große Sache, wenn sie allein hinging, es würde auch andere Singles geben, und sie würde nicht weiter auffallen.
    Nichtsdestoweniger ließ es sie wie so oft im letzten halben Jahr über die Tatsache nachdenken, dass sie Witwe war. Wenn man mit manchen Leuten sprach, sah man an der Art, wie sie reagierten, dass sie den Verlust eines Partners in etwa

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