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Gottesgericht

Gottesgericht

Titel: Gottesgericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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habe ich nicht erwähnt, dass wir hier oben ganz in der Nähe gewohnt haben.«
    »Nein, ich glaube, das haben Sie nicht.«
    »Ich vermisse es, Dinge mit ihm zu besprechen. Er war eine große Hilfe dabei, Probleme zu klären, wenn es eine Entscheidung zu treffen galt.«
    »Und welche Entscheidung müssen Sie jetzt treffen?«
    »Wenn wir diese Geschichte morgen früh senden – falls sie nicht ohnehin schon bekannt geworden ist, meine ich – , wird sie zur Eskalation einer bereits brandgefährlichen Lage führen? Könnte es zur Folge haben, dass die Bande der Gerechtigkeit entwischt?« Sie sah Orhun an. »Verlieren Sie vielleicht Ihren Job?«
    Er lächelte. »Ich bin – das heißt, ich war – Journalist, Jane. Fest steht: Sie werden die Geschichte bringen, das wissen Sie genau.«
    Ihr Verlangen nach einem Drink begann ihr zu schaffen zu machen. Gleichzeitig beobachtete sie einen jungen Mann im Businessanzug, der über den Rasen auf sie zukam. Sie hatte ihn bereits suchend zwischen den Gruppen von Leuten umherlaufen sehen, bis er endlich sie und Orhun ins Visier nahm.
    »Hm, was Recep wohl will«, sagte Orhun, der ihn schließlich ebenfalls bemerkte.
    Der Botschaftsmitarbeiter blieb einige Meter vor ihnen stehen und winkte Orhun zu sich.
    »Kannst du nicht bis zu mir kommen, Recep?«, sagte Orhun leicht gereizt.
    »Es tut mir leid, Demir. Ich habe eine wichtige Nachricht für dich«, sagte er mit einem Seitenblick auf Jane.
    »Äh, also gut.« Orhun stand auf und ging zu ihm.
    Während Recep seine Neuigkeit mitteilte, rang Jane mit dem Gedanken, doch etwas zu trinken. Sie hatte keine Servicekräfte in Reichweite kommen sehen, sie würde also zurück in Richtung Haus gehen müssen, und das hieß, es musste warten.
    Orhun hatte den Kopf zu Receps Mund geneigt, um die geflüsterte Botschaft zu hören, und Jane sah, wie er erbleichte. Dann streckte er die Hand aus, um sich kurz an Receps Schulter abzustützen. Der Jüngere sah ein wenig verlegen aus, blieb aber stehen, bis Orhun ihn losließ und mit einer Handbewegung fortschickte. Als Orhun zur Bank zurückkam, schüttelte er ungläubig den Kopf.
    »Was ist los, was hat er Ihnen erzählt?«
    »Mein Freund Ersin Karatay … Ich habe ihn vorhin gerade erwähnt … er … er ist erschossen worden.«
    Jane stand auf und nahm seine Hände. »Das tut mir so leid, Demir. Wie ist es passiert?«
    Orhun ließ sich schwer auf die Bank sinken.
    Jane setzte sich neben ihn und hielt noch immer seine Hand.
    »Er war mit dem Auto auf dem Weg zu seiner Wohnung«, sagte Orhun. »Anscheinend musste er an einer Ampel halten, als sich seine Mörder auf einem Motorrad neben ihn setzten und auf ihn schossen.«
    »Wieso hat man ihn ins Visier genommen?«
    Orhun merkte, dass Jane seine Hände hielt, und verstärkte den Griff. »Es heißt bereits, dass es mit seinem schwulen Lebensstil zu tun hat. Aber das liegt daran, dass es manchen Leuten im Ministerium in den Kram passt, so eine Geschichte zu verbreiten.« Er blickte Jane an, und sie sah die Angst in seinen Augen. »Ich glaube, es hat mit dem zu tun, worüber wir beide gerade gesprochen haben.«
    Ein Schauder lief Jane über den Rücken. »Großer Gott, jetzt könnte ich einen anständigen Drink vertragen. Wollen Sie auch einen?«
    Orhun lächelte matt und ließ ihre Hände los. »Ihr Iren seid in Gedanken immer schnell beim nächsten Drink, was?«
    Jetzt errötete sie vor Verlegenheit. Nicht wegen seiner Worte, sondern weil sie vergessen hatte, dass er keinen Alkohol trank, wie sie an dem Abend entdeckt hatte, als sie zusammen essen waren.
    »Sie haben recht«, sagte sie und riss sich zusammen. »Ich habe eben nur an mich gedacht.« Und mit diesen Worten wurde eine Last von ihren Schultern genommen.
    »Tut mir leid, ich hätte nicht so … unhöflich sein sollen.« Er seufzte schwer und schloss die Augen.
    »Schon gut, Demir«, sagte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

27
    Es wäre einfacher gewesen, den Behälter in ein Flugzeug zu verladen, aber das hätte zu viele Formulare und eine unerwünschte Überprüfung bedeutet. Und je mehr Leuten er an öffentlichen Orten begegnete, desto größer war die Gefahr eines Diebstahls. Weshalb auch eine Zugfahrt ausgeschieden war. Deshalb hatte man ihn, Andreas Gruber, damit beauftragt, den Reliquienschrein mit dem Auto von Österreich nach Italien zu bringen. Die Chance, dass man ihn an der Grenze anhielt, war praktisch gleich null, und selbst wenn, hatte er alle nötigen Papiere und

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