Gottesgericht
in der Ägäis einzuschränken.
Und nun möchte ich abschließend meine Kollegen in den Medien bitten, sich nicht wegen weiterer Informationen zu diesem Thema an mich zu wenden, da ich keine besitze. Und selbstverständlich bin ich nicht dazu bereit, meine Quelle preiszugeben.«
Jane verbrachte den Rest der Sendung in einer Art Blase, während das Team draußen Anrufe von Journalisten und Beamten der griechischen und ägyptischen Botschaften abwehrte. Alarmiert darüber, dass eine irische Rundfunkjournalistin gerade das delikate Spiel der internationalen Diplomatie gestört hatte, wandte sich das irische Außenministerium mit einer Beschwerde direkt an den CEO des Senders. Doch wie er Jane unmittelbar nach der Sendung erklärte, war ihre Ankündigung inzwischen von Rundfunkstationen im ganzen Land ausgestrahlt worden und begann international die Runde zu machen – es gebe also eigentlich nicht viel, was er tun könne. Jane dankte ihm für diesen nicht eben kraftstrotzenden Ausdruck der Unterstützung und sagte, sie werde jetzt nach Hause fahren und sich ihrer Erkältung widmen.
Gegen ein Uhr mittags kroch sie mit einer Wärmflasche ins Bett, und bevor die Hauptnachrichtensendungen des Tages die Folgen ihrer dramatischen Enthüllungen diskutierten, schlief sie bereits fest.
Zwei Stunden später wachte sie mit dem Gefühl auf, dass etwas im Haus anders war. Sie lauschte angestrengt, hörte aber nichts Ungewöhnliches. Es ging ihr jedoch viel besser. Auch wenn es nur vorübergehend sein mochte, war es eine Erleichterung, dieses niederdrückende, dämpfende Gefühl los zu sein, das sie seit dem Vorabend gequält hatte. Dann begann ihr Handywecker zu brummen. Es war ohnehin Zeit aufzustehen. Debbie hatte sich bereit erklärt, die Kinder abzuholen, und sie mussten inzwischen zu Hause sein. Sie schaltete die Weckfunktion aus und lauschte wieder. Jetzt hörte sie es, eine Männerstimme im Gespräch mit Debbie. Aber es war nicht Karl. Und es war nicht in Debbies Teil des Hauses.
Jane schlüpfte in ihre Jeans, ging ins Bad und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Beim Blick in den Spiegel sah sie, dass ihre Augen klarer waren als zuvor. Es schien sich um eine kurzlebige Infektion zu handeln. Debbie hatte ihre ebenfalls fast hinter sich.
Es klopfte an der Schlafzimmertür. Sie schlüpfte in ein paar Crocs und öffnete. Debbie stand vor der Tür und wirkte sehr beunruhigt.
»Dein Freund aus der türkischen Botschaft ist hier«, flüsterte sie. »Er wartet unten.«
»Was? Warum hast du …?«
»Es tut mir leid, Jane, er sagte, es sei wichtig. ›Eine wirklich ernste Angelegenheit‹, wie er sich ausdrückte.«
Jane war verwundert. Und sie ärgerte sich über Orhun, weil er Debbie Angst gemacht hatte.
»Was ist mit den Kindern?«
»Ich hatte Karl bereits gebeten, sie abzuholen. Muss ja nicht sein, dass ich alle anstecke. Ich behalte sie drüben bei mir, bis er geht.«
Am Fuß der Treppe bog Debbie in Richtung Durchgang ab, während Jane zum Wohnzimmer ging. Vor der Tür blieb sie stehen und strich ihr Haar zurück. Dann holte sie tief Luft und trat ein.
Orhun stand vor dem Fenster und sah hinaus.
»Was tun Sie hier, Demir?«, fragte sie.
Als er sich zu ihr umdrehte, stand sie mit verschränkten Armen vor dem Kamin.
»Es tut mir wirklich leid, Jane«, sagte er, als er sah, wie verärgert sie war. »Ich habe versucht, Sie auf dem Handy zu erreichen, seit Sie heute Vormittag auf Sendung waren, aber das hatten Sie offensichtlich ausgeschaltet. Ich habe sogar beim Sender angerufen, aber Sie waren schon weg, also blieb mir schließlich keine Wahl, als hierherzukommen.«
Ihr wurde plötzlich flau im Magen. Hatte sie die ganze Geschichte falsch verstanden? »Sie haben versprochen, mich vor zehn anzurufen, wenn sich an der Sache etwas geändert hat.«
Orhun kam mit erhobenen Händen auf sie zu. Ihr fiel auf, wie er den verbleibenden Raum im Zimmer auszufüllen schien. »Keine Angst, das ist es nicht. Karatay hatte recht, und jetzt ist der Teufel los. Aber ich bin überzeugt, dass er für das ermordet wurde, was er mir erzählt hat. Was bedeutet, dass ich wahrscheinlich ebenfalls zum Ziel geworden bin und …« Es widerstrebte ihm offenbar, es auszusprechen.
»Genau wie ich, meinen Sie? Danke, dass Sie vorbeigekommen sind, das hat mir wirklich noch gefehlt heute.«
»Sie klingen erkältet.«
»Deshalb bin ich auch direkt nach der Sendung nach Hause gefahren.«
»Ach so, ich verstehe. Aber nein, ich glaube eigentlich
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