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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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mit eigenen Augen gesehen. Plötzlich sah er es wieder deutlich vor sich. Er kam aus der Küche und wollte in sein Kinderzimmer gehen, als er eigenartige Geräusche und das Fluchen seiner Mutter aus dem Bad hörte. Die Tür war angelehnt, sodass er genau sehen konnte, was sich dort drinnen abspielte. Immer wieder drückte sie den kleinen Kopf unter Wasser und schrie dabei: »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst deine Haare nicht nass machen! Wann lernst du endlich, das zu tun, was ich dir sage, du blöde Göre?«
    Er hatte im Flur gestanden, wie festgeklebt, war unfähig gewesen einzugreifen. Aus Angst. Und dann hatte sie aufgehört zu zappeln. Plötzlich hatte ihn sein Vater zur Seite gestoßen, war ins Badezimmer gelaufen und hatte seine tote Tochter aus dem Wasser gezogen. Den Blick seiner Mutter in diesem Moment würde er nie vergessen. Darin war kein Schmerz, kein Bedauern, keine Liebe zu sehen. Der Mord an seiner Schwester wurde als tragischer Unfall abgetan, und seine Mutter tyrannisierte die Familie weiter, bis man sie eines Tages erhängt auf dem Dachboden fand.
    Â»Sie haben gesagt, du seist bei Tante Elisabeth, Konstantin.«
    Ein bösartiges Lachen erfüllte den Raum. Er spuckte die Worte seinem Bruder entgegen, und seine Stimme war eiskalt: »Sie haben mich in ein Kloster gesperrt. Jahrelang. Ich musste dort putzen und die Alten im Hospiz pflegen. Jeden Tag habe ich gehofft, dass mein Vater, unser Vater, mich wieder abholt. Aber er kam nicht. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?«
    Doch er wartete gar nicht auf Pater Dominiks Antwort, sondernsprach weiter: »Nur durch einen Zufall kam ich nach Hamburg und schließlich tatsächlich zu Tante Elisabeth. Sie hatte die ganze Zeit vergeblich versucht, mich aus dem Kloster zu holen, aber sie haben nie auf ihre Briefe reagiert. Als ich zu ihr kam, war sie bereits krank. Ich habe sie die ganzen Jahre über gepflegt. Ich war ja darin geübt durch das Hospiz.«
    Er lachte wieder schaurig. Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. Es war wie eine Explosion, und Pater Dominik zuckte zusammen, sodass ein weiterer Schwall Suppe auf den Boden spritzte.
    Â»Ich habe dich immer bewundert, als ich ein kleiner Junge war. Der große Bruder, der schon damals Priester werden wollte. Wir haben Gottesdienst gespielt, erinnerst du dich? Du warst der Pfarrer und ich der Messdiener. Du hast dein Ziel erreicht. Es überrascht dich vielleicht, aber ich bin auch ein Diener Gottes. Allerdings auf meine Art.«
    Â»Das freut mich zu hören«, sagte Pater Dominik unsicher.
    Â»Weißt du, es war Gottes Wille, dass ich dich gefunden habe, besser gesagt, meine Frau.«
    Â»Du bist verheiratet?«, fragte Pater Dominik überrascht und hoffte dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.
    Â»Ja, aber reden wir nicht über sie, sondern über uns. Ich habe dich eine Weile beobachtet, wie du deine Gottesdienste abhieltest, wie du vergeblich versucht hast, die Bänke zu füllen, und du tatst mir leid. Doch dann fand ich den Grund dafür heraus. Du warst gar nicht das, was du vorgabst zu sein. Kein Diener Gottes, sondern ein Verräter. Einer, der mit Dämonen spricht und nicht mit Gott. Ich habe vergeblich versucht, den Verdacht auf dich zu lenken, doch die Ungläubigen halten zusammen. Jetzt sind Sie hinter mir her, als Dank dafür, dass ich die Seelen dieser Frauen gerettet habe.«
    Konstantins Gesicht nahm einen verklärten Ausdruck an.
    Pater Dominik wurde bleich. Er verstand plötzlich, und die Erkenntnis lief ihm wie ein Eissplitter den Rücken herunter. Er begann zu zittern.

    Â»Du? Du hast die Frauen getötet?«
    Â»Frauen nennst du sie? Sie alle hatten einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Aus ihnen haben die Dämonen gesprochen, und sie haben die Seelen ihrer Mitmenschen in Gefahr gebracht. Sie haben das Leben ihrer Mitmenschen auf die bösartigste und hinterlistigste Art und Weise manipuliert.«
    Seine Stimme war voller Hass und Abscheu, als würde er über widerwärtiges Gewürm reden. Doch dann sprach er plötzlich in sanftem Tonfall weiter: »Ist dir nicht aufgefallen, Simon, dass die Menschen heute nicht mehr an Gott glauben? Sie bitten nicht ihn um Rat, sondern sie gehen zu Wahrsagern und Totenbeschwörern, hören auf Karten und Glaskugeln. Ihre Seelen sind verloren, und ICH … ICH schenke ihnen das ewige

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