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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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war, war »katholische Kirche«, und das erinnerte ihn wieder an den Bibeleintrag: »Eigentum der katholischen Gemeinde Winterhude, Hamburg«.

17
    Lina saß in der ersten Reihe direkt vor dem Altar auf einer Holzbank und betete leise. »Engel Gottes, du bist zu meinem Beschützer bestimmt. Erleuchte, leite und führe mich, denn Gott selbst hat mich dir anvertraut. Lass mich die dumme Kuh in der Praxis nicht hassen, gib mir Kraft, ihr ins Gesicht zu lachen.« Cecilia hatte ihr noch kurz vor Feierabend ein paar Buchungen aufs Auge gedrückt – mit dem Kommentar, sie bräuchte sie noch heute Abend. Lina war klar, dass das ein Machtspielchenwar, und so hatte sie Cecilia angelächelt und die Unterlagen entgegengenommen, obwohl sie ihr am liebsten in ihren dicken Hintern getreten hätte. Lina wusste, man sah sich immer zweimal im Leben, und ihr Tag würde noch kommen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das war schließlich auch in der Bibel erlaubt.
    Â»Bitte, lieber Gott, gib meinem Vater die ewige Ruhe, leuchte ihm und lass ihn nicht im Dunkeln. Danke für jeden Tag, den mein Herz schlägt.« Lina überlegte, wen sie in ihrem Gebet vergessen hatte. »Ach ja, und mach Tante Patricia wieder gesund, damit Onkel Fernando nicht allein bleiben muss. Der arme Mann würde ja sonst verhungern.«
    Lina hoffte, dass sie Pater Dominik noch sah, obwohl sie sich eingestehen musste, dass es abends um halb acht eher unwahrscheinlich war, ihren heimlichen Schwarm zu treffen. Leider hatte sie die letzte Messe verpasst. Sie überlegte, wie sie unauffällig noch länger bleiben konnte, und tat so, als würde sie weiter beten.
    Die großen weißen Kerzen tauchten den mittleren Teil der Kirche in ein weiches Licht. Vorne im Altarraum brannte nur das ewige Licht, der hintere Teil der Kirche lag im Dunkeln. Plötzlich flackerten die Kerzen, einige gingen sogar aus. Lina bekam eine Gänsehaut, die sich von ihrem Nacken den ganzen Rücken hinunterzog. Ein unangenehmes Gefühl befiel sie. Beobachtete man sie heimlich? Sie besuchte seit etwa zehn Jahren die Kirche, kannte jeden Winkel, jeden Kratzer in den Holzbänken, und es war das erste Mal, dass sie sich hier nicht wohlfühlte.
    Langsam drehte sie sich zum Eingangsportal um und konnte so die ganze rechte Seite überblicken. Die alte Dame, die dort gesessen hatte, als sie gekommen war, war nicht mehr da. War sie etwa allein in der Kirche?
    Die linke Seite war ebenfalls leer, bis auf einen Mann mit einer schwarzen Mütze auf dem Kopf, der in der hinteren Reihe im Halbdunkel saß. Sein Gesicht war nicht zu erkennen. Lina wünschte sich plötzlich mehr denn je, dass Pater Dominik durchdie kleine Seitentür käme. Sie wandte sich erneut zu dem Mann um, der in diesem Moment ebenfalls seinen Kopf in ihre Richtung drehte.
    Sie atmete tief durch und versuchte, klar zu denken. Dunkelheit machte Lina Angst. Schon als Kind hatte sie sich im Dunkeln gefürchtet – vor allem nach jenen Nächten, die sie bis heute nicht vergessen konnte. Ihre Mutter sagte immer, die Dunkelheit sei die Heimat der bösen Geister, weil sie im Licht nicht existieren könnten.
    Lina bekreuzigte sich und tat so, als wolle sie aufstehen, wagte aber noch einmal einen Blick nach hinten. Der Mann war nicht mehr da, dennoch spürte sie seine Präsenz. Wo war er? Dann nahm sie neben sich eine Bewegung wahr. Sie sandte ein Stoßgebet zum Himmel , und als ob sie erhört worden wäre, öffnete sich quietschend die kleine Tür hinter der Kanzel, ein Kopf erschien, sah sich kurz in der Kirche um, und die Tür fiel wieder ins Schloss. Sie wollte gerade rufen, als jemand neben ihr sagte: »Entschuldigung, kommen Sie öfter hierher?«
    Lina fuhr herum, als hätte sie einen Schlag bekommen. Neben ihr stand der Mann mit der schwarzen Mütze. Er lächelte sie an, und zu ihrer Überraschung hatte er keine schwarzen Zähne, kein schiefes Gesicht, keine drei Augen oder einen Schlund, aus dem der Speichel tropfte. Ganz im Gegenteil: Er sah sogar ziemlich gut aus. Sie blickte an ihm herunter. Seine Hände steckten in Handschuhen, hielten aber weder ein Messer noch Strangulationswerkzeug. Handschuhe? Na gut, es war nicht gerade warm hier drinnen, und draußen war es saukalt. Zeig keine Angst, ging es ihr durch den Kopf.
    Â»Sagen Sie mal, schleichen Sie sich immer an betende Menschen heran?«, fauchte sie ihn

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