Gottesopfer (epub)
so gegen acht Uhr dreiÃig. Sie hat ihn nur von hinten gesehen. Er ist ihr aufgefallen, weil die Kleidung irgendwie nicht zum Rucksack gepasst hat; sah komisch aus, meinte sie. Sie konnte aber nicht sagen, warum.«
Sam machten ungenaue Aussagen wahnsinnig. »Was heiÃt bei Ihnen normale GröÃe? Ein Meter siebzig bis ein Meter neunzig?«
»Ungefähr so groà wie ich, sagte sie. Also etwa ein Meter vierundachtzig.«
»Sonst noch etwas?«, fragte Sam.
»Die Nachbarn über Frau Eschberger haben nichts gehört, sich aber gewundert, dass das Wasser um etwa drei oder vier Uhr morgens in die Wanne lief. Na ja, da badet man ja auch eigentlich nicht mehr. Der Herr, der direkt neben Frau Eschberger wohnt, war wie gesagt nicht da. Mehr habe ich nicht für Sie«, sagte Reuter.
Obwohl Sam die Antwort bereits wusste, fragte er, ob das Opfer vor seinem Tod vergewaltigt worden war. Wie erwartet verneinte Reuter.
Dann erkundigte sich Sam nach der Freundin, die die Tote gefunden hatte und die schluchzend auf dem Sofa des Hausmeisters gelegen hatte. SchlieÃlich wusste sie etwas, was eventuell wichtig für den Fall war.
»Haben Sie noch mal mit der Freundin gesprochen, die das Opfer gefunden hat?«
»Ja. Anneliese Hochmut. Sie wollte Frau Eschberger eigentlich am Tag des Mordes zum Abendessen abholen, aber Frau Eschberger hatte dann noch kurzfristig abgesagt.«
»Wo wollte sie sie abholen?«
»Sie wollten sich irgendwo in der Stadt treffen.«
Dass sie mit ihrer Freundin verabredet gewesen war, hatte Frau Hochmut Sam gegenüber nicht erwähnt. Er bat Reuter um ihre Nummer, obwohl er sie sich schon irgendwo notiert hatte.
»Sagen Sie, konnten Sie inzwischen feststellen, was Frau Eschberger gearbeitet hat?«
»Laut Frau Hochmut hat sie nur mit diesem Kartenkram ihr Geld verdient, und das nicht schlecht. Auf jeden Fall hatte sie täglich mindestens vier Sitzungen. Wenn Sie das mal achtzig Euro rechnen, kommen Sie auf ein Gehalt von dreihundertzwanzig Euro am Tag. Mehr als das, was ich verdiene.«
»Und was die Zahl der Verdächtigen ins Unermessliche schieÃen lässt«, fügte Sam hinzu.
»Was hat das mit dem Gehalt zu tun?«
»Nichts. Ich bin schon einen Schritt weiter«, entgegnete Sam und rechnete kurz durch: Wenn die Frau tatsächlich vier Sitzungen täglich abgehalten hatte, dann waren das in der Woche etwa vierundzwanzig und im Monat über hundert, vorausgesetzt, sie hatte an sechs Tagen die Woche und nicht auch noch am Sonntag gearbeitet. Kein Wunder, dass es so viele Fingerabdrücke in der Wohnung gab. Es war aussichtslos, die des Mörders herauszufiltern, zumal Sam nicht glaubte, dass dieser überhaupt irgendwelche sichtbaren Spuren hinterlassen hatte.
Sam beendete das Gespräch und wählte anschlieÃend die Nummer von Anneliese Hochmut, die sich prompt meldete. Allerdings war das Telefonat wenig aufschlussreich, denn als Sam sie fragte, warum sie nichts von dem geplanten Treffen mit ihrer Freundin erzählt hatte, antwortete Anneliese Hochmut, dass sie es nicht für wichtig gehalten hätte. Auch auf seine weiteren Fragen â etwa ob Birgit Eschberger ihr an dem besagten Tag etwas mitgeteilt hätte, was von Bedeutung sein könnte, wie zum Beispiel eine auÃergewöhnliche Begegnung, ein neuer Kunde, ein merkwürdiger Anruf â konnte sie nichts sagen. Damit war das Gespräch beendet, und Sam war so schlau wie zuvor.
Er bestellte sich einen Kaffee und ein paar Rühreier aufs Zimmer,schaltete den Fernseher an und bereitete sich innerlich auf den nächsten Anruf vor, der auf seiner Liste stand. Da entdeckte er im Fernsehen eine Frau, die Karten vor sich auslegte, Karten wie die, die er in Salzburg in der Wohnung des Mordopfers gesehen hatte. Er stellte den Ton lauter und hörte, wie die Frau im Fernsehen sagte: »Frau Liebermann, ich sehe, dass Sie einen Verlust im Arbeitsbereich haben werden, aber machen Sie sich keine Sorgen, Sie werden bald einen neuen, besseren Job finden, wo Sie zufriedener sein werden.«
Im Hintergrund hörte man die Stimme von Frau Liebermann, die übers Telefon lediglich zustimmende Laute von sich gab. »Dann sehe ich, dass Ihr Partner von anderen Frauen umgeben ist. Vielleicht sollten Sie ihn zur Rede stellen, Frau Liebermann, es könnte sein, dass er eine Geliebte hat â¦Â«
Sam stellte wieder auf lautlos, um sich den
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