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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Ihnen ein paar Fragen stellt«, erklärte van Houten und rückte sein Sakko zurecht, das ihn im Sitzen einzuengen schien.
    Â»Ich dachte, das Ganze hatte etwas mit diesen … na ja, Sie wissen schon, zu tun.«
    Â»Sadomasospielen?«
    Frau Kil zuckte bei dem Wort sichtlich zusammen. »Wie auch immer Sie das nennen«, entgegnete sie knapp und sah dabei aus dem Fenster.
    Im Gegensatz zu seinem holländischen Kollegen versuchte Sam, etwas feinfühliger an die Sache heranzugehen. »Frau Kil, ich bin sicher, dass Ihre Tochter mit diesen Praktiken nichts zu tun hatte.«
    Frau Kil wandte sich vom Fenster ab und sah Sam mit großen Augen an. Dann fing sie plötzlich an zu weinen, aber der kurze Augenblick des Sich-gehen-Lassens war so schnell vorüber, wie er gekommen war, und nur wenige Sekunden später saß sie wieder kerzengerade und gefasst auf ihrem Stuhl.
    Â»Frau Kil, als Sie die Wohnung Ihrer Tochter ausgeräumt haben, haben Sie da irgendetwas gefunden, was untypisch für Catharina war? Eine Bibel vielleicht, die ihr nicht gehörte?«
    Â»Nein.« Frau Kil schüttelte nachdenklich den Kopf.
    Â»Vielleicht irgendwelche merkwürdigen Bilderkarten?« Sam bemühte sich, nicht zu hoffnungsvoll zu klingen.

    Â»Nein, aber etwas anderes, da Sie die Bibel erwähnen. Es lag zwischen den Büchern in ihrem Regal.« Sie stand auf und ging aus dem Zimmer.
    Sam sah van Houten an, der sich gerade am Bauch kratzte und dabei sein Hemd aus der Hose zog, sodass ein weißer behaarter Bauch zum Vorschein kam. Dann fummelte er an seinem Handy herum. Der Fall schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Sam hörte, wie Frau Kils Schritte sich wieder dem Wohnzimmer näherten.
    Sie reichte Sam ein zusammengefaltetes DIN-A4-Blatt und setzte sich auf ihren Stuhl.
    Es war ein auf Englisch geschriebener Brief an die Kongregation für die Glaubenslehre in Rom. Er war nicht unterzeichnet. Der Verfasser erinnerte daran, dass laut einer Instruktion der Kongregation von 1917 katholische Geistliche keine spiritistischen Sitzungen besuchen durften, und riet, diesbezüglich die Kirche des Heiligen Erlösers in Hamburg-Winterhude zu überprüfen.
    Sam traute seinen Augen nicht. Der Brief war auf den 9. August 2007 datiert, er war also eine Woche vor dem Mord an Catharina Kil am 16. des Monats geschrieben worden.
    Â»War Ihre Tochter ein Medium, oder hatte sie etwas mit Esoterik zu tun?«
    Â»Nein, um Gottes willen. Mit so etwas hatte sie gar nichts zu tun. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie so einen Brief geschrieben hat. Wir sind zwar katholisch, aber nur auf dem Papier.« Ein kleines Lächeln huschte über ihr maskenhaftes Gesicht.
    Â»Könnte ihr damaliger Freund dahinterstecken?«
    Â»Peter? Nein, ganz bestimmt nicht.«
    Â»Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich den Brief an mich nehme?«, fragte Sam.
    Â»Nein, keinesfalls.«
    Sam erhob sich vom Sofa. »Sagen Sie, wohnt jemand oben auf dem Dachboden oder in den Speicherräumen?«

    Â»Ja, meine andere Tochter, Sybill. Wir haben oben ausgebaut. Warum?«
    Â»Wäre es möglich, dass ich mich mit ihr kurz unterhalten könnte?«
    Â»Wenn sie da ist. Warum nicht? Ich gebe ihr Bescheid, dass sie herunterkommen soll.«
    Â»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich gerne oben mit ihr reden«, sagte Sam freundlich, aber bestimmt.
    Â»Wenn Sie möchten …« Ganz recht war ihr das nicht, wie Sam aus ihrer leicht pikierten Stimme heraushören konnte. Sie ging in die Diele, drückte eine Nummer auf dem Haustelefon und sagte etwas auf Niederländisch. Als sie zurückkam, verabschiedete er sich von Frau Kil, sagte van Houten, er solle schon einmal zum Wagen vorgehen, und stieg die engen Treppen zu den Speicherräumen hinauf.
    Sybill war jünger als Catharina, vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre, und sah vollkommen anders aus. Sie war robuster gebaut, hatte dunkelbraune kurze Haare, einen Ring in der Nase und trug ein bis zu den Fußknöcheln reichendes, sehr weites Gewand. Sie stand in der Tür und sah Sam herausfordernd an. Anders als ihre Mutter sprach sie kein Deutsch – oder wollte es nicht sprechen –, sondern sagte auf Englisch: »Ich habe Sie schon unten auf der Straße gesehen.«
    Â»Tatsächlich? Kann ich reinkommen?«, erwiderte Sam ebenfalls auf Englisch.
    Sie ging zur Seite und gab den Blick frei auf

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