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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Arbeit«, lobte er.
    Â»Was steht heute auf dem Programm?«
    Â»Ein Verhör mit einem Tatverdächtigen in …«, Sam sah auf die Uhr, »… fünf Minuten.«
    Er hatte kaum den Satz beendet, als eine Beamtin mit Pater Dominik in der offenen Tür erschien. Fünf Minuten vor der Zeit ist des Königs Höflichkeit, dachte Sam und begrüßte ihn freundlich.
    Â»Setzen Sie sich schon mal, ich komme gleich wieder.« Sam deutete auf einen Stuhl, der der Tafel mit den brutalen Fotos direkt gegenüberstand, und ließ den Pfarrer einfach stehen.
    Als er mit zwei Tassen Kaffee und einem Kakao zurückkam, saß Pater Dominik mit leichenblassem Gesicht da, den Blick starr auf die Fotos gerichtet. Sam setzte sich ihm gegenüber und holte seine Notizen aus seiner Manteltasche. Juri blieb an der Tür stehen.
    Â»Dann fangen wir mal an. Wo waren Sie am 12. Februar 2006?«
    Pater Dominik blätterte in seinem Terminkalender desselbigen Jahres.
    Â»Das war ein Sonntag. Ich hatte eine Sitzung mit einer Gruppe von Leuten in der Kirche.«
    Â»Eine spiritistische Sitzung?«
    Â»Ja. Sie ging ungefähr bis neun Uhr abends. Alle meine Sitzungen dauern etwa so lange. Natürlich gibt es auch Ausnahmen. Und dann war ich in meiner Wohnung.«
    Â»Gibt es Zeugen, dass Sie Ihre Wohnung nicht mehr verlassen haben?«
    Â»Nein.«
    Â»Wo waren Sie in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 2007?«
    Der Pater schlug das zweite Buch auf und blätterte sich vor bis zum gefragten Datum. »In Rom.«
    Sam nickte zufrieden und sagte: «Wieder wegen einer spiritistischen Sitzung, nehme ich an.«

    Â»Ja, aber auch weil ich mir ein medial veranlagtes Kind ansehen sollte.«
    Â»Und danach?«
    Â»War ich in meinem Hotel. Und nein, es gibt keine Zeugen, dass ich das Hotel nicht mehr verlassen habe.«
    Â»Und wo waren Sie am 9. und 16. August 2007?«, fragte Sam und machte sich Notizen auf einen Zettel. Pater Dominik schlug direkt den entsprechenden Tag in seinem Kalender auf und antwortete jetzt leiser mit einem verzweifelten Blick zu Sam:
    Â»Am 16. August war ich in Hamburg. Und eine Woche davor, am 9. August, war ich in Amsterdam. Ebenfalls zu einer Sitzung.«
    Die Séance, von der ihm Sybill eben erzählt hatte, hatte am 9. stattgefunden; am 16. war Catharina Kil ermordet worden. Sam sah Pater Dominik fragend an und zog dann den Kalender zu sich. Am 16. sah er einen Eintrag mit der Abkürzung »AMST«.
    Â»Hier steht aber, dass Sie in Amsterdam waren.«
    Â»Ja, eigentlich wollte ich auch dort hinfahren. Aber ich bin krank geworden und deshalb in Hamburg geblieben.«
    Â»Und das wissen Sie noch, obwohl das gut ein halbes Jahr her ist?«
    Sams Augenbraue hob sich, und er blickte den Pfarrer ungläubig an, als wollte er ihn fragen, ob er nicht eine bessere Ausrede hätte.
    Â»Ja, weil die halbe Gemeinde damals krank war: Magen-Darm-Grippe. Ich musste den Termin in Amsterdam absagen.«
    Nach ein paar weiteren Fragen stand fest: Pater Dominik hatte für keinen der Morde ein Alibi. Und auch als Birgit Eschberger ermordet worden war, war er in Salzburg gewesen und hatte den Abend nach der Sitzung allein im Hotel verbracht.
    Sam dachte nach. Dann fragte er: »Wie lange planen Sie solche Sitzungen und die damit verbundenen Reisen im Voraus? Und wer weiß davon?«
    Â»Meistens sind es spontane Reisen. Meine Sekretärin weißdavon.« Pater Dominik hielt inne. »Na ja, eigentlich alle, die mit der Gemeinde zu tun haben. Messdiener, Ministranten, Leute, die ins Büro kommen und Termine machen für Hochzeiten oder Taufen. Wir haben einen großen Kalender mit meinem Terminplan, der hängt an der Wand im Büro.«
    Sam war begeistert. So wie jeder Zugang zu den Bibeln hatte, konnte jeder, der es wissen wollte, herausfinden, wann der Pfarrer wohin fuhr.
    Â»Sagen Sie, haben Sie ein Auto, oder wie reisen Sie?«
    Â»Ich fahre mit dem Zug.«
    Â»Immer?«
    Â»Immer.«
    Sam nickte nachdenklich. »Haben Sie Feinde, Pater? Gibt es jemanden, der will, dass Sie aus der Kirche ausgeschlossen werden?«
    Pater Dominik schüttelte den Kopf und sah wieder zu den Fotos an der Tafel.
    Â»Sie sollten eine Zeitreise ins späte Mittelalter machen.«
    Sam sah vom Pfarrer zu den Fotos und wieder zurück.
    Â»Ins Mittelalter?«
    Â»Ja. Diese Foltermethoden stammen aus dem späten Mittelalter. Die Wasserprobe.«

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