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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Er zeigte auf Birgit Eschbergers Leiche in der Badewanne.
    Â»Allerdings wurde die Wasserprobe in einem Teich oder einem Fluss durchgeführt, nicht in einer Wanne. Sie sollte zeigen, ob eine Frau eine Hexe war. Schwamm sie in dieser unmöglichen Haltung, war sie eine Hexe und wurde zum Tode verurteilt; ertrank sie, war sie unschuldig, aber das half ihr ja dann auch nicht mehr viel.«
    Â»Das ist interessant … Aber mittelalterliche Foltermethoden im 21. Jahrhundert?«
    Â»Ich sage ja nur, was mir dazu einfällt«, erwiderte der Pater und zuckte mit den Achseln.
    Sam lehnte sich nach vorne und stützte sein Kinn auf seine Faust. Er sah zu Juri, der mit einem Finger kreisende Bewegungenan seiner Stirn machte, wohl um anzudeuten, dass der Pfarrer eine Schraube locker hatte.
    Sam strich sich nachdenklich über das Kinn. »Was passiert bei Ihren Sitzungen eigentlich genau, Pater Dominik?«
    Der Pfarrer atmete tief ein. Sam bemerkte, wie ungern er darüber sprach, und sah ihn stumm an.
    Â»Wissen Sie, das ist etwas komplexer«, meinte Pater Dominik schließlich ausweichend.
    Â»Wir haben Zeit.«
    Â»Na schön … In den Sitzungen sprechen wir mit hohen Geistern unter Gottes Führung. Sie erklären uns vieles und belehren uns. So kann man den Glauben wiederfinden, denn kein logisch denkender Mensch kann an eine unbefleckte Empfängnis glauben. Das ist biologisch gar nicht möglich. Nun, wir fragen, und die Geister antworten.«
    Â»Und? Heißt das, Maria war keine Jungfrau?«
    Â»Richtig, eines von vielen Irrtümern in der Bibel, die die Geister richtiggestellt haben. Leider kann ich so was nicht veröffentlichen, weil Marias Jungfräulichkeit ein wichtiges Element im katholischen Glauben ist.«
    Der Pater sah Sam an, als versuche er, seine Gedanken zu lesen. Doch Sam war wie eine undurchdringliche Wand.
    Nach einer kurzen Pause wechselte er das Thema. »Ich frage Sie jetzt noch einmal: Kennen Sie diese Frauen?« Er stand auf und tippte mit seinen Fingern auf die Fotos der Opfer an der Tafel. Dieses Mal nickte der Pfarrer unmerklich. Er zeigte auf Birgit Eschberger.
    Â»An diese Frau kann ich mich gut erinnern. Sie war ziemlich dick und laut und stand vor der Sitzung unten an der Tür mit einer ebenfalls sehr korpulenten Frau. Ich glaube, sie hatte kurze rötliche Haare.« Sam hatte Frau Anneliese vor Augen und konnte sich jetzt einen Reim auf die ganze Geheimnistuerei machen.
    Pater Dominik fuhr fort: »Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie an meiner Sitzung teilgenommen hat. Ihre Freundin ist vorher wieder gegangen. Na ja, und die anderen …«

    Pater Dominik sah die Fotos noch einmal genau an. »An sie kann ich mich wirklich nicht erinnern …«
    Es war, als suchte er nach Bildern in der Vergangenheit, doch sie schienen nicht aufzutauchen, und so schüttelte er nur seinen Kopf und sagte: »Nein, beim besten Willen nicht, die Gesichter sagen mir nichts. Wenn sie als Medien in meinen Sitzungen gewesen wären, vielleicht ja, aber wenn sie nur so dabei waren … an den Sitzungen nehmen manchmal zehn oder mehr Leute teil, um zu beten oder das Medium mit ihren Kräften zu unterstützen. Ich kann mich nicht an alle erinnern. Tut mir leid.«
    Â»Eine Frage noch: Was würde passieren, wenn herauskommt, dass Sie diese Sitzungen machen?«
    Â»In Artikel 2116 im Katechismus heißt es, dass alle Formen der Wahrsagerei zu verwerfen sind, weil dies ›der mit liebender Ehrfurcht erfüllten Hochachtung, die wir allein Gott schulden‹, widerspricht, so der Katechismus wörtlich.«
    Â»Das heißt?«
    Â»Es ist eine Sünde. Und ich würde exkommuniziert werden.«
    Â»Wenn es eine Sünde ist, warum machen Sie es dann? Sie sind doch ein Kirchendiener, sollten Sie nicht ein Vorbild sein und ohne Sünden durch die Welt gehen?«
    Der Pfarrer sah zu Juri, zu dem kleinen Fenster und dann wieder zu Sam.
    Â»Ich habe damit angefangen, weil Gläserrücken und Ouijaoder Hexenbretter, sprich: die Kommunikation mit Geistern, eine große Faszination auf viele Leute ausüben, besonders auf junge Leute. Es ist der Reiz des Mystischen, Unerklärlichen, Unheimlichen. Nur leider können ›Spiele‹ wie diese unter falscher Führung schlimme Folgen haben. Es ist wie mit einem Virus. Wen befällt der Virus zuerst?«
    Sam fühlte sich ein bisschen wie in der

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