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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Dorfklatsch.
    Der Bürgermeister sah Sam über den Rand seines Glases an und setzte es langsam ab. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass die Mönche die verschwundenen Frauen verbrannt haben, sie vielleicht sogar bei einer schwarzen Messe geopfert haben? Also, ich bitte Sie, meine Herren, wir sind doch hier nicht in Hollywood.« Er schüttelte ungläubig den Kopf, sah von einem zum anderen und sagte dann: »Leider muss ich jetzt los. Sechzig Jahre Kaninchenzüchterverein, eine große Feier, Sie verstehen. Tut mir leid …« Der Bürgermeister war nicht sehr überzeugend. Ganz offensichtlich bedauerte er es kein bisschen, dass er keine Zeit mehr hatte für die wirren Geschichten der beiden Polizisten.
    Sam erhob sich langsam von seinem Stuhl. »Kein Problem, wir sind schon weg. Hat man denn damals die Feuerstelle untersucht?«, machte er noch einmal einen Anlauf.
    Â»Meine Herren, das ist doch absurd!« Bürgermeister Kramer war jetzt mehr als empört. Juri und Sam verabschiedeten sich eilig und waren schon aus der Tür.
    Eine halbe Stunde später standen die beiden vor dem ehemaligen Kloster. Es war umgeben von einem verwilderten Garten. Daneben lag ein Friedhof. Der perfekte Ort, um jemanden zu vergraben, schoss es Sam durch den Kopf.
    Sam und Juri sahen sich an und dachten offenbar das Gleiche. Wie kamen sie in das Kloster hinein? Juri ging zu einem Fenster im Erdgeschoss, zog kurzerhand seine Jacke aus, wickelte sie sich um den Arm und schlug das Fenster ein. Keine fünf Sekunden später standen die beiden im Klostergebäude. Sam schlug Juri auf die Schulter und grinste.
    Â»Na, dann wollen wir uns mal umsehen. Vielleicht finden wir ja irgendetwas, das uns weiterhilft.«
    Â»Was erwartest du? Acht Frauenskelette oder ihre sprechenden Geister?«, fragte Juri sarkastisch. Sam sah ihn lediglich missbilligend von der Seite an und zog seine Augenbraue hoch.
    Sie liefen durch die verlassenen Gänge, durch die vor wenigen Jahren noch die Mönche mit ihrem weißen Habit und ihren schwarzen Mänteln gegangen waren. Sie sahen in Zimmer mit vergilbten Wänden und einfachen Betonfußböden. Nur ein paar alte Bettgestelle wiesen darauf hin, dass hier vor nicht allzu langer Zeit Menschen geschlafen hatten. In einem Raum lagen eine Decke und ein paar Zeitungen auf dem Boden. Vielleicht das Nachtlager eines Landstreichers? Schließlich gelangten sie in den kopfsteingepflasterten Innenhof. Nichts wies hier noch auf eine Feuerstelle hin. Regen und Wind hatten den Beweis, wenn es überhaupt einen gegeben hatte, längst weggewaschen.

29
    HAMBURG
    In Hamburg hatte es sich mal wieder so richtig eingeregnet. Der Schnee war verschwunden, dafür goss es wie aus Eimern. Der Himmel war grau, ebenso wie die Straßen und Häuser. Alles schien ineinander überzugehen. Dazu wehte ein kalter Nordostwind, der bis unter die Haut ging. Sam und Juri waren noch am gleichen Tag zurück nach Hamburg gefahren und dort direkt vom Bahnhof zum Polizeipräsidium, um telefonisch ein paar Dinge zu klären.

    Gemeinsam saßen sie unter der nackten Glühbirne in ihrem Büro, und während Juri das Aufnahmegerät abhörte, telefonierte Sam mit dem Bischofsamt in Freiburg, wo er einen freundlichen Sekretär erreichte. Dieser teilte ihm mit, dass man die Mönche aus dem Kloster in Günterstal auf mehrere Einrichtungen in ganz Deutschland verteilt habe. Wo genau sie untergebracht worden waren, könne er herausfinden, allerdings würde das einige Zeit in Anspruch nehmen. Über den ehemaligen Prior war der Mann jedoch im Bilde. Er war in ein Hospiz in der Nähe gebracht worden, weil er nach seinem Schlaganfall auf tägliche Pflege angewiesen war. Sam ließ sich die Nummer des Hospizes geben und wollte gerade wählen, als sein Handy klingelte. Er hörte zu, ohne ein Wort zu sagen. Dann legte er auf und steckte zitternd das Handy in seine Tasche. Er gab Juri ein paar Instruktionen, legte ihm die Nummer der Familie Ingelheim in Salzburg hin und eilte davon.
    Er hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, sie mit nach Hamburg zu nehmen. Die ganze Fahrt über machte er sich bittere Vorwürfe.
    Als Sam im Hotel ankam, sah ihn die Dame an der Rezeption eisig an, als wäre er ein Verbrecher. Sie rief den Manager, der Sam in den dritten Stock zu Lilys Zimmer begleitete.
    Â»Es tut mir sehr leid, aber wir mussten heute Nacht die

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