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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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geworden war – der hatte einen Infarkt oder Schlaganfall, glaub ich –, haben sie das Kloster zugemacht. Waren ja auch nur noch ein paar Mönche drin, zehn vielleicht. Alles alte Männer. Ich sag Ihnen was …«, die Bäckerin beugte sich vor, als würde sie ein großes Geheimnis preisgeben, »… im Hof, da hat man eine Feuerstelle gefunden. Wer weiß, was die da gemacht haben? Vielleicht haben sie die Frauen ja verbrannt? Das war schon eine komische Gesellschaft, die Mönche, gell, Vater?«
    Â»Können Sie sich noch an den Namen des Priors erinnern?« Sam tippte ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum, als die Bäckerin nachdachte.
    Â»Vater, weißt du noch den Namen von dem alten Prior?«
    Â»Was?« Der alte Mann schrak zusammen, stieß gegen seine Tasse und kleckerte wieder Kaffee auf die Plastikdecke.
    Â»Meine Güte, pass doch auf!« Wieder erhob sich die Bäckerin und ging an die Spüle, um erneut den Lappen zu holen. Dabei murmelte sie vor sich hin. »Pater … Pater Peter? Nein … Pater … Pater Paul! Ja, so hieß er!«
    Sie wischte den Kaffee von der Decke, spülte den Lappen aus und hängte ihn fein säuberlich gefaltet über den Wasserhahn.
    Â»Wo wurde er denn hingebracht?«
    Â»Na, ins Krankenhaus, wohin denn sonst?«
    Â»Schon klar, aber wissen Sie noch, in welches Krankenhaus?«
    Â»Nach Freiburg wahrscheinlich, gell, Vater?«
    Der Alte hatte sich gerade wieder ein Stück von dem kaffeegetränkten Brötchen in den Mund gesteckt und gab nur einen Grunzlaut von sich, während die Bäckerin den Kopf schüttelte. »Pass auf, dass du nicht wieder kleckerst.«

    Draußen vor der Bäckerei standen Sam und Juri und sahen sich an.
    Â»Und nun?«, fragte Juri.
    Â»Fahren wir zum Bürgermeister. Der weiß vielleicht noch mehr über die Mönche«, sagte Sam. Auf einer Tafel am Ortseingang hatte er den Namen des Mannes gelesen und dass er bereits seit Anfang der Achtzigerjahre im Amt war. Sie fuhren zum Rathaus.
    Nachdem sie einer misstrauischen Sekretärin ihre Ausweise gezeigt hatten, wurden sie zum Bürgermeister vorgelassen. Lothar Kramer saß gerade beim Frühstück. Er hatte ein graues Toupet auf dem Kopf, das ihn zu jucken schien, denn er kratzte sich unaufhörlich hinter dem Ohr. Auf dem Tisch lag eine Zeitung, daneben standen ein Teller mit einem halb aufgegessenen Brötchen, eine Tasse Tee und ein Glas Wasser. Der Bürgermeister war allerdings nicht ganz so gesprächig wie die Bäckersfrau, ja, er wirkte sogar ziemlich abweisend, als die beiden ihn zu den verschwundenen Frauen befragten.
    Â»Ja, ich erinnere mich dunkel an die Geschichte. Vielleicht wenden Sie sich besser an die Polizei? Ich meine, die haben den Fall ja schließlich untersucht.«
    Â»Ist eine der verschwundenen Frauen jemals wieder aufgetaucht?«, fragte Juri, als hätte er Herrn Kramer nicht gehört.
    Â»Nein, nicht dass ich wüsste.«
    Â»Gab es keine Vermutungen, keine Verdächtigen, ich meine, außer dem Ehemann der ersten Frau?«, fragte Sam und schielte auf das Brötchen, aus dem zwischen zwei Salatblättern gekochter Schinken herauslugte und ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Inzwischen hatte er doch Hunger.
    Â»Nein. Nichts«, antwortete der Bürgermeister und biss, als hätte er Sams Gedanken gelesen, voller Genuss in sein Brötchen.
    Â»Was war mit dem Prior vom Kloster oder den anderen Mönchen?«
    Â»Ach ja, da gab es damals diese Gerüchte, dass die was damit zu tun hätten. Völliger Schwachsinn, wenn Sie mich fragen. Daswaren alles herzensgute alte Männer, sie kümmerten sich um die Seelsorge in den Nachbardörfern und nahmen die Beichte ab. Nachdem der Prior einen Schlaganfall oder so was hatte, schloss man das Kloster. Er kam, glaube ich, in ein Hospiz, die anderen Mönche gingen in andere Klöster.«
    Â»Welchem Orden gehörte das Kloster an?«
    Â»Das waren Dominikaner, soviel ich weiß.« Der Bürgermeister trank einen Schluck Wasser und stopfte sich den Rest seines Brötchens in den Mund.
    Â»Wir haben gehört, dass es im Hof des Klosters eine Art Feuerstelle gegeben hat. Was meinen Sie: Könnten die Frauen dort verbrannt worden sein?«, fragte Sam. Das, was ihnen die Bäckerin erzählt hatte, war vielleicht nicht nur

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