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Gottesopfer (epub)

Titel: Gottesopfer (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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Schild, sodass Sam Hoffnung schöpfte. Als Sam und Juri den Laden betraten, klingelte eine Glocke über der Tür. Hinter der Theke stand ein junger Mann mit einer Bäckersmütze auf dem Kopf und kippte gerade frische Brötchen von einem Blech in einen Korb.
    Â»Guten Morgen, die Herren, was darf’s denn sein?«

    Â»Guten Morgen. Wir wollen nichts kaufen, ich habe nur eine Frage an Sie. Wie lange sind Sie schon hier? Ich meine, wie lange gibt es diese Bäckerei schon?«, fragte Sam.
    Â»Vierzig Jahre ungefähr. Warum?«
    Â»Ich hätte da ein paar Fragen zu den Frauen, die hier Ende der Achtzigerjahre, Anfang der Neunzigerjahre verschwunden sind.«
    Â»Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Ich war damals ja noch ein Kind. Aber meine Mutter, die weiß das sicher noch«, antwortete der Bäcker und rief nach hinten: »Mutti, komm doch mal nach vorn!«
    Kurz darauf schob eine kleine dicke Frau einen Vorhang zur Seite und erschien hinter der Theke. Sie hatte einen geblümten Kittel mit einer weißen Schürze an, ihre grauen Haare waren hinten zu einem Dutt zusammengesteckt, und sie streckte ihre mehlbestäubten Hände wie Tentakel von sich. »Was gibt’s denn, Junge?«
    Â»Hier sind zwei Herren, die ein paar Fragen haben zu den Frauen, die damals verschwunden sind.«
    Â»Sind Sie von der Polizei, oder was? Na, kommen Sie mit.« Sie ging nach hinten, und Sam und Juri folgten ihr.
    Hinter dem Verkaufsraum öffnete sich ein schmaler Gang. Nach links ging es in die Backstube, rechts lagen offenbar die Wohnräume der Bäckersfamilie. Die Bäckerin öffnete eine Tür, und sie betraten eine holzgetäfelte Küche. In der Ecke auf einer Holzbank saß ein alter Mann in einer dunkelblauen Strickjacke und einem weißen Hemd. Er trank Kaffee und aß ein Brötchen, das er immer wieder in den Kaffee tunkte und tropfend in den Mund schob. Die dicke Bäckerin zeigte auf zwei Holzstühle, auf denen rot karierte Kissen lagen.
    Â»Setzen Sie sich, meine Herren. Wollen Sie einen Kaffee und ein Weckli?«, fragte sie und setzte hinzu: »Ein Brötchen, meine ich?«
    Sam und Juri sahen auf den alten Mann, dem der Kaffee vom Kinn tropfte, und lehnten dankend ab. Die Frau setzte sich nebenden Mann auf die Bank und sah die beiden Männer an. »Na, wie kann ich Ihnen denn helfen?«
    Â»Vor fünfzehn bis zwanzig Jahren gab es hier ein paar ungeklärte Fälle. Frauen verschwanden und tauchten nie wieder auf. Wir würden gerne mehr darüber erfahren«, erklärte Sam, während Juri ein kleines Aufnahmegerät auf den Tisch stellte und auf »Aufnahme« drückte.
    Â»Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus?«, fragte er.
    Â»Nein, überhaupt nicht. Ja, das war so eine Sache damals, gell, Vater?«
    Â»Was?« Der alte Mann sah auf und kleckerte Kaffee auf die Tischdecke aus Plastik.
    Â»Pass doch auf!«
    Sie erhob sich und holte einen Lappen aus der Spüle, während Juri und Sam genervte Blicke austauschten. Ob sie hier etwas erfahren würden?
    Â»Also, wie war das damals? Ich glaub, es waren an die acht Frauen, die nach und nach verschwanden. Einfach so. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt. Keiner hat mir das geglaubt, aber ich hab damals schon gesagt, dass das Kloster was damit zu tun hat, gell, Vater?«
    Â»Was?« Der alte Mann blickte kurz auf und schüttelte dann den Kopf.
    Â»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Sam.
    Â»Na, die Erste, die Riemer Susanne, die hat ihren Mann betrogen. Und dann war sie weg. Die Polizei hat natürlich ihren Mann verhaftet. Aber ich glaub nicht, dass er es war. Das war ein ganz ein Lieber, der Riemer. Die Zweite – war das schon die Tochter vom Maier oder … nein, das war dieses Flittchen, wie hieß die nur? Die hat jedenfalls abgetrieben, eine richtige Hure war das. Hat sich mit dem ganzen Dorf vergnügt. Dann kam die Tochter vom Maier. Die wollte sich scheiden lassen. Und dann war auch sie weg.«
    Â»Und was hat das mit dem Kloster zu tun?«
    Â»Der Prior aus dem Kloster hat bei uns den Gottesdienstgehalten und die Beichte abgenommen. Die Leute hier schwätzen viel, wissen Sie, so ist das in einem kleinen Dorf. Und es hieß, dass die Frauen immer kurz nach der Beichte verschwunden sind.«
    Juri und Sam sahen sich an.
    Â»Wo ist denn das Kloster?«, fragte Juri.
    Â»Das gibt’s nicht mehr. Nachdem der Prior krank

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