Gottessoehne
Gesicht. »Doch, habe ich. Die Marsh wollte mich gar nicht gehen lassen und hat gejammert, von wegen keine Vertretung für mich auf die Schnelle. Also sah ich mich gezwungen zu übertreiben und meinte, es ginge um Leben und Tod. Und endlich hat sie sich erbarmt und mir den Urlaubsschein unterschrieben.«
Erschrocken sah Kate, dass sich die Augen ihrer Mutter mit Tränen füllten und sofort ergriff sie ihre Hand und drückte sie sachte. »Ich weiß, das war nicht okay von mir. Ich bin sicher, dass Dad bald wieder gesund wird.« Alexa Wilson drehte den Kopf zur Seite und wischte eine verräterische Träne weg, die ihr langsam die Wange hinab lief.
Ihre Mutter war so hilflos ohne ihren Dad. Kate konnte sich gar nicht vorstellen, wie sie ohne ihn zurechtkommen sollte. Das Haus mit seinen finanziellen Anforderungen, die beiden pubertierenden Töchter, all das würde wie eine Welle über ihre Mutter zusammenschlagen, ohne die Unterstützung durch ihren Mann. Aber, was dachte sie da? Natürlich würde ihr Vater wieder gesund werden, er musste.
Sie hatten am Morgen das Haus sehr zeitig verlassen. Das benutzte Frühstücksgeschirr stand noch auf dem Esstisch, die Betten zerwühlt von einer unausgeschlafenen Nacht und das Badezimmer ein einziges Schlachtfeld.
»Was meinst du? Soll ich schon nach Hause fahren, dort klar Schiff machen und dich gegen Mittag abholen? Wir könnten am späten Nachmittag ja nochmals zusammen mit Susan und Nathalie ins Krankenhaus fahren.« »Das würdest du tun? Das ist wirklich lieb von dir.« Dankbar drückte Alexa Wilson die tröstende Hand ihrer Tochter. Kate wurde es warm ums Herz. Seit langem hatte sie wieder das Gefühl, ein Teil ihrer Familie zu sein und es fühlte sich gut an.
Am Abend, die vier Frauen saßen gemeinsam am Esstisch und aßen Sandwiches, klingelte plötzlich Kates Handy. »T'schuldigung Mom«, nuschelte sie, spülte ein Stückchen Weißbrot rasch mit einem Schluck Wasser hinunter und hastete zu ihrer Handtasche, die an einem Haken neben der Küchentür hing und kramte das Telefon heraus.
»Hi Sam«, ein unübersehbares Strahlen glitt über Kates Gesicht. Ihre Mutter warf ihr einen neugierigen Blick zu, widmete sich dann aber wieder dem Abendessen.
»Nein, du störst nicht. Wir waren gerade beim Essen… Meinem Vater geht es nicht so gut. Der Unfall hat eine schwere Gehirnerschütterung bei ihm verursacht. Er ist nur selten ansprechbar.« Nach kurzem Schweigen kehrte Kate ihrer Familie den Rücken zu und drückte das Handy noch näher an ihr Ohr.
»Das finde ich aber nett, dass du an mich gedacht hast.« Kates Lachen ließ nun ebenso ihre beiden Schwestern interessiert aufhorchen. »Wir kennen uns doch kaum. Wie kannst du mich da schon so vermissen.«
Sie dämpfte die Stimme und ging hinüber ins Wohnzimmer. »Ja, ich mach mir große Sorgen um meinen Vater, er sieht sehr mitgenommen aus und die Ärzte wollen uns keine eindeutige Prognose geben, wann er wieder auf den Beinen sein wird. Am schlimmsten ist es für meine Mutter. Sie und Dad stehen sich sehr nahe… Nun, wenn du dir so sicher bist, dann glaube ich auch daran, dass alles gut wird. Ich bezweifele zwar, dass er in nächster Zeit wieder fit sein wird, aber… Okay, dann keine Zweifel mehr. Von jetzt an, nur noch positive Gedanken, Jawoll Sir!« Kate musste wieder lachen und legte die gestreckte Hand an die Stirn, als ob sie einem imaginärem Offizier salutieren würde. »Natürlich kannst du mich jederzeit anrufen, ich freue mich… Ich wünsche dir auch eine Gute Nacht und nur wunderschöne Träume. Bis dann.«
Mit einem Dauergrinsen und leicht verklärtem Blick kehrte sie in die Küche zurück. »Hast du einen neuen Freund?«, platzte Susan heraus.
»Vielleicht!?« Kates Lächeln wurde geheimnisvoll. »Wir kennen uns noch nicht so lange, doch er ist sehr nett. Er hat sich nach dem Gesundheitszustand unseres Vaters erkundigt. Ich hatte ihm nämlich von dem Unfall erzählt.«
Doch Susans Interesse schien bereits verblasst zu sein, sie schielte nach der Küchenuhr. Gleich begann
American Idol
und die Sendung wollte sie auf keinen Fall verpassen. Kate setzte sich wieder zu ihrer Familie an den Tisch und trank ihr Glas Wasser. »Er ist der festen Überzeugung, dass Dad bald gesund wird.« Müde blickte Alexa Wilson auf und betrachtete ihre Tochter. »Wollen wir hoffen, dass dein Bekannter recht behält.«
Die Überraschung am nächsten Morgen hätte nicht größer sein können, als Kate und ihre Mutter, Peter
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