Gottessoehne
Wilson aufrecht sitzend im Krankenhausbett vorfanden. Er lächelte sie kurz an und zeigte dann auf das Tablett vor sich, auf dem eine Tasse Tee, ein Teller mit Weißbrot und Marmelade sowie ein Becher Joghurt standen. »Die Krankenschwester meint es wirklich gut mit mir.«
Kate stieß einen kleinen Freudenschrei aus. »Dad, dir geht’s endlich besser. Wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Ihre Mutter stürmte auf den Patienten zu, wollte ihn gerade in ihre Arme schließen, überlegte es sich dann und gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange. »Peter, das ist ja großartig. Endlich bist du wieder ansprechbar und du siehst auch schon viel besser aus. Nicht mehr so grün und blau im Gesicht, wie in den letzten Tagen. Und wie ich sehe, hast du wieder richtig Appetit.«
Er verzog das Gesicht. »Na ja, mit dem Appetit ist das so eine Sache. Auch wenn die Krankenschwester nur mein Bestes will, aber von diesem Frühstück schaffe ich nur die Hälfte.« »Und wenn schon«, meinte Kate, ging zum Fenster und zog energisch den Vorhang zur Seite, so dass die Morgensonne ungehindert ins Zimmer scheinen konnte. »Hauptsache, du isst überhaupt etwas. Ist bestimmt besser als die Astronauten-Nahrung, die sie dir die letzten Tage verabreicht haben.«
Von diesem Zeitpunkt an, verbesserte sich der Gesundheitszustand von Peter Wilson zusehends. Es sei ein kleines Wunder, meinte der Oberarzt, der später zur Visite mit seinen Assistenzärzten ins Zimmer rauschte; die Fortschritte der Genesung hätten im Vergleich zum gestrigen Tag einen regelrechten Sprung gemacht. Und so wie es aussah, würde der Patient von dem schweren Unfall keine Folgen zurückbehalten.
Kapitel 7
Seine Stimme zitterte. »Was macht ihr hier? Wie seid ihr an der Alarmanlage vorbeigekommen?« Eine schwarzhaarige Frau glitt schlangengleich auf ihn zu und legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen. »Psst, alter Mann. Wir wollen doch nicht, dass deine Frau aufwacht. Sie würde sich bestimmt nicht freuen von unserem schmutzigen, kleinen Geheimnis zu erfahren.«
Schweißperlen traten auf seine zerfurchte Stirn und liefen langsam die grauen Schläfen hinab. Er war nie ein Mann gewesen, der Schwäche, geschweige denn Furcht, zeigte. Aber vor dieser Frau hatte er Angst, Todesangst. Warum war er nur so schwach gewesen und hatte sich von ihr verführen lassen. Das Bild ihres Kennenlernens tauchte vor seinem geistigen Auge auf. Atemberaubend hatte sie ausgesehen, als sie das feudale Foyer des Ritz Carlton, in dem er mit einem Geschäftspartner zum Dinner verabredet war, betreten hatte. Ihre Blicke kreuzten sich und er verfiel ihr sofort. Später am Abend war seine Überraschung groß gewesen, als er in seiner Jackentasche ihre Karte mit der Aufforderung
Ruf mich an
gefunden hatte . Er hatte nicht lange gezögert. Gleich bei ihrem ersten Treffen hatte sie ihn verführt.
Im Nachhinein hatte er sich immer gefragt, warum er sich ohne Gewissensbisse sofort mit ihr eingelassen hatte. Der Reiz eine so junge Frau zu besitzen war es nicht gewesen, seine eigene Ehefrau, die dritte übrigens, war 35 Jahre jünger als er. Doch dieser teuflisch schönen Unbekannten konnte er sich nicht entziehen, und er hatte nie hinterfragt, was sie an ihm so anziehend fand. Schließlich kann Geld und Macht die Attraktivität eines jeden Mannes steigern, und Geld und Macht, davon hatte er mehr als genug. Er, George Brown , Vorstandsvorsitzender des führenden Ölunternehmens der USA.
So hatte er die leise beständig warnende Stimme in seinem Inneren ignoriert, bis es eines Tages zu diesem merkwürdigen Vorfall gekommen war. Sie hatten gemeinsam das Hotelzimmer verlassen, als ein kleiner weißer Hund auf sie zugerannt kam. Im Hintergrund war die hohe Stimme seiner Besitzerin zu hören, die erfolglos nach ihrem Liebling rief. Das Tier schoss direkt auf sie zu und erstarrte dann. Sein wuscheliges Fell sträubte sich, es bleckte die Zähne und knurrte aus tiefster Kehle. Amüsiert hatte er sich zu seiner Begleitung gedreht und wollte sie mit einem Scherz beruhigen. Sie aber hatte die dunkelroten vollen Lippen über ihre weißen Zähne gezogen und gab ein hasserfülltes Zischen von sich. In ihren Augen hatte sich Panik gespiegelt. Jegliches Wort war ihm im Halse steckengeblieben. Er drängte sie zu dem Fahrstuhl neben sich, da fiel sein Blick auf ihr Spiegelbild in der glänzenden Schiebetür. Schlagartig war ihm übel geworden und schwarze Punkte hatten vor seinen Augen getanzt. Er hatte sich
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