Gottessoehne
scheußlichen Hyäne und das Biest brach in einer geräuschlosen Explosion voller Lichtblitze auseinander.
Plötzlich fand sie sich mit Sam in einer einfachen Lehmhütte wieder. Ein blondes Mädchen von etwa sechs Jahren saß auf einer Strohmatte. Mit träumerischer Sicherheit wusste Kate, dass dies ihr eben geborenes Kind war. Sam ging auf das Kind zu, das sich sofort vertrauensvoll auf die einfache Schlafstätte legte, damit er sie mit einer bunten gewebten Decke zudecken konnte. Kate schaute aus dem Fenster der kleinen Hütte und bemerkte, dass sie sich nicht länger in der Wüste, sondern an einem wunderschönen Strand befand, gegen den ein dunkelblaues Meer mit vielen weißen Schaumkronen brandete. Weißes Licht erstrahlte über den Wellen und in dem Licht erschien eine durchscheinende Gestalt, die über dem Wasser schwebte. Die Strahlkraft des Lichtes wurde schwächer, die Gestalt schien das Licht geradezu aufzusaugen und gewann mehr und mehr an Konsistenz. Kate konnte nun klar und deutlich erkennen, dass es sich um eine Frau von überirdischer Schönheit handelte. Sie war komplett in ein wallendes, weißes Gewand gekleidet, ihr fülliges lichtblondes Haar war zurückgesteckt, lange, weiche Locken hingen üppig herunter. Die Haut ihres Engelsgesichtes war sehr hell und schien von innen heraus zu leuchten. Ihre Augen blickten Kate unverwandt an, tief hinein bis in die verborgensten Winkel ihrer Seele. Das weite Gewand wölbte sich über den Bauch der Engelsgestalt, ganz so, als ob sie kurz vor einer Geburt stehen würde. Sie warf Kate einen verheißungsvollen Blick zu und öffnete ihr Gewand. Eine weiße Taube lugte aus dem geöffneten Kleid. Die Engelsgestalt breitete die Arme aus und ein Dutzend weißer Tauben flatterte in die Höhe. Sie flogen zum Strand, und einer der weißen Vögel kam direkt durch das Fenster in die Hütte, um sich neben den Kopf des schlafenden Mädchens zu setzen. Aus dem Schnabel der Taube hing eine weiße Lilie. Unendlicher Frieden und tiefes Vertrauen überkam Kate und das Traumbild löste sich auf.
Etwas kitzelte in ihrer Nase, Kate musste niesen.
»Guten Morgen!«.
Sie lag eingerollt in ihrem Bett, die Decke fest an ihren Körper gepresst.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte sie eine bekannte männliche Stimme.
»Oh ja«, Kate streckte sich, »ich hatte einen seltsamen Traum.«
»So? Erzähl mal.«
Als sie an die Stelle kam, in der die engelsgleiche Frau mit den Tauben erschien, riss Sam überrascht die Augen auf. »Gabriel! Dir ist im Traum Erzengel Gabriel erschienen.«
»Bist du sicher? Woher willst du das so genau wissen?«
»Ich habe letzte Nacht seine Anwesenheit gespürt, konnte mir aber keinen Reim darauf machen. Außerdem passt deine Beschreibung zu gut auf ihn. Wusstest Du nicht, dass er unter anderem auch der Schutzpatron der Mütter und Schwangeren ist? Es wundert mich, dass er dir im Traum erschienen ist und mir ein unbewusstes Zeichen gegeben hat. Normalerweise meiden die Erzengel unsereins.« Er setzte sich neben sie aufs Bett.
»Sam, sieh nur!«
»Was ist denn los?« Besorgt schaute er Kate an.
»Na, meine zwei Katzen.« Die Tiere strichen schnurrend an Sams Bein entlang. »Ich dachte immer, sie mögen dich nicht besonders, besser gesagt, dass sie dich regelrecht hassen. Anscheinend haben sie ihre Meinung seit gestern Nacht geändert.« Verblüfft starrte Sam die beiden Tiere an und streckte seine Hand nach ihnen aus. Ihr Schnurren verstärke sich, sie fühlten sich sichtlich wohl bei seiner Berührung.
»Du hast gar keine Katzenhaarallergie, stimmt’s?«
»Nein, da war ich leider gezwungen gewesen, mir wieder eine Notlüge auszudenken. Ich wusste nicht, wie ich dir sonst meine Furcht vor deinen Katzen und ihre bizarre Reaktion auf mich erklären sollte.«
»Ist das bei allen Katzen so?«
»Sogar, bei allen Tieren.«
Kate setzte sich auf und blickte Sam neugierig ins Gesicht.
»Die meisten Tiere haben feinere Sinne als der Mensch. Du kennst doch sicher das Phänomen, dass Tiere bei Naturkatastrophen bereits alarmiert sind, lange bevor der Mensch die Gefahr überhaupt registriert. Sie können aber noch mehr. Jedes Lebewesen besteht aus biochemischer Materie und der sogenannten Lebensenergie. Diese Energie strahlt über den physischen Körper hinaus. Manche von euch nennen dies die Aura. Die Tiere sind in der Lage, die Aura eines Menschen oder eines anderen Lebewesens zu lesen. Und unsere Aura unterscheidet sich sehr von der menschlichen. Sie
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