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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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brüllten sie so laut, dass einem davon die Ohren anschwollen.
    »Ergebt euch! Die Waffen nieder! Sonst droht! Euch allen der Tod!«
    »Lauter!«, schrie der Übungsleiter und dirigierte mit weiten Handbewegungen. »Gleichmäßig und lauter! Eins – zwei! Eins –
     zwei!«
    »Eure! Töchter! Schänden! Wir! Eure! Kinder! Töten! Wir! Spießen! Sie! Auf!«
    »Bruder Bielau!« Filous Adjutant, den er schon kannte, zupfte ihn am Ärmel. »Bruder Neplach bittet Euch zu sich.«
    »Die Haut! Zieh’n wir! Euch ab! Die Eier! Schneiden wir! Euch ab!«, brüllten die Stentoren.
     
    |242| Bohuchval Neplach fühlte sich schon wieder recht gut, ihm tat nichts mehr weh, und er war so boshaft und arrogant wie früher.
     Er hörte sich an, was Reynevan ihm zu sagen hatte. Die Miene, mit der er es sich anhörte, verhieß nichts besonders Gutes.
    »Ihr seid Idioten!«, kommentierte er den Bericht über die Ereignisse in der Spielhölle, der ihm kurz und ohne ins Detail zu
     gehen, dargelegt worden war. »Solch ein Risiko einzugehen, und für wen? Für eine dahergelaufene Hure! Sie hätten euch allen
     die Hälse durchschneiden können. Ich wundere mich nur, dass sie es nicht getan haben. Hunzleder hat wohl gerade an diesem
     Tag seinen besten Schutzleuten Ausgang gewährt. Aber beunruhige dich deshalb nicht, mein Medicus, der meinem Herzen und meinen
     Nieren lieb und teuer ist. Der Falschspieler wird weder dich noch deine wunderlichen Kumpane behelligen. Man wird ihn vor
     den Konsequenzen warnen.«
    »Was die andere Sache anbelangt«, Filou flocht seine Finger ineinander, »so seid ihr noch größere Idioten. Das Vorland des
     Riesengebirges steht in Flammen, das Grenzland zur Lausitz brennt. Die Wartenbergs, die Bibersteins, die Dohnas und andere
     katholische Magnaten führen gegen uns einen Galgenkrieg, wie sie es nennen. Otto de Bergow, der Herr auf Troský, hat sich
     bereits den Beinamen ›Hussitenschlächter‹ errungen. Ich habe dir versprochen, deine Wünsche zu erfüllen? Das nehme ich zurück.
Primo,
du hast mich schändlich hintergangen,
secundo,
dein Wunsch ist idiotisch,
tertio,
du willst mir nicht sagen,was du dort suchst. Nach reiflicher Überlegung erlaube ich es dir nicht. Dein Tod an einem katholischen
     Galgen wäre ein Verlust für uns, und umso schmerzlicher, da er sinnlos wäre. Denn wir haben Pläne mit dir. Wir brauchen dich
     schließlich in Schlesien.«
    »Als Kundschafter?«
    »Du hast erklärt, die Sache des Kelches zu unterstützen. Du hast um Aufnahme in die Reihen der Gottesstreiter gebeten. Und
     das ist gut so! Jeder sollte dienen, so gut er es vermag.«
    |243|
»Ad maiorem Dei gloriam?«
    »Drücken wir’s mal so aus.«
    »Ich diene euch viel besser als Arzt denn als Spion.«
    »Überlass mir die Beurteilung in dieser Angelegenheit.«
    »Gerade auf dein Urteil zähle ich. Denn schließlich habe ich deine Nierensteine zertrümmert.«
    Neplach schwieg lange und verzog das Gesicht.
    »Na gut«, seufzte er dann und wandte den Blick ab, »du hast Recht. Du hast mich geheilt. Mich von den Qualen befreit. Und
     ich habe versprochen, deine Wünsche zu erfüllen. Wenn du es also so sehr wünschst, wenn das dein größter Traum ist, dann wirst
     du ins Vorland des Riesengebirges fahren. Ich meinerseits werde dich nicht fragen, worum es eigentlich dabei geht, sondern
     dir deine Eskapaden auch noch erleichtern. Ich gebe dir Leute mit, eine Eskorte, Geld, Kontakte. Ich wiederhole, ich werde
     nicht fragen, was für eine Angelegenheit du dort erledigen willst. Aber du musst dich beeilen. Noch vor Weihnachten musst
     du in Schlesien sein.«
    »Auf einen Wink von dir stehen hunderte von Spionen parat. Für dieses Geschäft ausgebildet. Die für einen Groschen oder eine
     Idee spionieren, und das gern und ohne Zwang. Aber du bestehst darauf, dass ich, ein Dilettant, es tue, der kein Spion sein
     will und kann, sich also auch nicht dafür eignet und von dem du so viel Nutzen hast wie Milch von einem Ziegenbock. Ist das
     vielleicht logisch, Neplach?«
    »Würde ich dich behelligen, wenn dem nicht so wäre? Wir brauchen dich in Schlesien, Reynevan. Dich. Nicht hunderte für diese
     Aufgabe geschulte ideelle oder ausgebildete Spione. Dich persönlich. Für eine Sache, die niemand außer dir erledigen kann.
     Und bei der dich keiner ersetzen kann.«
    »Einzelheiten?«
    »Später. Erstens, du begibst dich in eine gefährliche Gegend, von der du vielleicht nicht wiederkommst. Zweitens, du verweigerst
     mir

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