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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Sicherheit. Beide Frauen, versicherte Samson Honig, hätten Gefallen
     aneinander gefunden und würden sich innerhalb der nächsten Monate wohl nicht gegenseitig umbringen. Später, schloss er, werde
     man weitersehen.
    Die Tatsache, dass Berengar Tauler und Amadeus Bata ihnen weiterhin Gesellschaft leisteten, verwunderte Reynevan etwas, er
     hatte, als sie sich trennten, ehrlich gesagt nicht erwartet, sie wiederzusehen. Tauler konferierte häufig mit Scharley, unter
     vier Augen und insgeheim. Reynevan vermutete daher, dass ihn der Demerit mit irgendeiner Flunkerei, der frei erfundenen Aussicht
     auf Beute, gelockt hatte. Darauf angesprochen, lächelte Berengar nur geheimnisvoll und erklärte, er ziehe ihre Gesellschaft
     der von Prokops Taboriten vor, die er verlassen habe, weil der Krieg eine aussichtslose Sache sei und das Soldatenleben keine
     Zukunft habe.
    »Ja sicher«, fügte Amadeus Bata hinzu, »eine Sache mit wahrer Zukunft ist das Schusterhandwerk. Ein jeder braucht doch Schuhe,
     nicht wahr? Mein Schwiegervater ist Schuster. Ich muss nur ein paar Groschen beiseite legen, und sobald die Welt ein bisschen
     freundlicher wird, steige ich ins Geschäft ein und baue die Werkstatt meines Schwiegervaters zu einer Manufaktur aus. Ich
     werde Schuhe herstellen. In großem Umfang. Es wird gar nicht lange dauern, bis die Welt Schuhe der Marke Bata trägt, ihr werdet
     schon sehen.«
    |247| Der Normalregen hörte auf, und es begann zu nieseln. Krethi und Plethi, durchnässt und missgestimmt, ritten immer noch hinter
     ihnen her. Sie hatten sich weder durch das schlechte Wetter noch durch den Nebel erschüttern lassen. Leider.
     
    Mit dieser leidigen Gesellschaft, diesem buntscheckigen, übel riechenden Gesindel hatte, wie sich zeigte, Filou sie beglückt.
     Mittelbar. Denn unmittelbar war ihnen dieses Glück durch Hašek Sykora zuteil geworden, den stellvertretenden Leiter der Propagandaabteilung.
    »Ach, guten Tag, guten Tag«, hatte Hašek Sykora sie begrüßt, als Reynevan mit Scharley und Tauler bei ihm auftauchte. »Ach,
     ich weiß schon. Die Fahrt nach Podještědí. Ich habe schon entsprechende Instruktionen erhalten. Es ist alles bereit. Einen
     Moment, ich muss nur noch die Holzschnitte fertig machen   ... Ach! Das muss ich, denn die Emissäre warten bereits   ...«
    »Darf man mal ein Auge darauf werfen?«, fragte Scharley.
    »Ach?« Sykora schien diesen Ausruf besonders zu lieben. »Ach! Ein Auge darauf werfen? Natürlich, natürlich, bitte!«
    Der Holzschnitt zu Propagandazwecken, einer von vielen, die auf dem Tisch herumlagen, stellte ein Gespenst mit einem Ziegenkopf,
     Ziegenbart und spöttischer Ziegenmiene dar. Über den Schultern trug das Untier eine Art Dalmatika, auf dem gehörnten Kopf
     eine flammende Tiara und an den Füßen Pantoffeln mit einem Kreuz. In einer Hand hielt es eine Mistgabel, die andere hatte
     es segnend erhoben. Über dem Untier befand sich ein Schriftzug mit den Worten: EGO SUM PAPA.
    »Kaum einer kann lesen«, Scharley wies auf die Aufschrift, »und das Bild ist nicht besonders deutlich. Woher soll ein einfacher
     Mensch wissen, dass das den Papst vorstellt? Vielleicht ist das Hus?«
    »Gott möge Euch diese Lästerung verzeihen«, Sykora verschluckte sich beinahe. »Ach   ... Die Leute werden das schon |248| wissen, habt keine Angst. Bilder mit Hus machen die anderen, die Papisten. Als Gans mit Zähnen stellen sie ihn dar, diese
     Lästerer. So hat es sich eingebürgert. Der einfache Mann weiß: Beelzebub, der gehörnte Teufel, ist ein Ziegenbock, das heißt
     der römische Papst. Die Gans mit Zähnen, das bedeutet Hus. Ach, und hier ist auch schon eure Eskorte, sie sind schon zur Stelle.«
    Die Eskorte hatte sich auf dem Hof in einer schiefen Reihe aufgestellt. Es waren an die zehn Halunken. Ihre Gesichter waren
     abstoßend. Der Rest auch. Sie ähnelten einer Bande von Dieben und Straßenräubern, bewaffnet mit dem, was sie gerade gefunden,
     und bekleidet mit dem, was sie eben gestohlen hatten. Oder auf dem Müll aufgelesen.
    »Das sind also, ach, eure Leute, die ab jetzt eurem Kommando unterstehen«, erklärte der Propagandachef. »Von rechts nach links:
     Šperk, Šmědliř, Voj, Hnuj, Brouk, Pštros, Červenka, Pytlik, Hrachojedek und Moritz Rvačka.«
    »Darf ich um ein Wort unter vier Augen bitten?«, fragte Scharley in die nichts Gutes verheißende Stille hinein.
    »Ach.«
    »Ich frage nicht«, spottete der Demerit, als sie sich gegenüberstanden, »ob die

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