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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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... Gottes nicht erben   ... Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen!«
    »Wir wollen es auch nicht«, lachte Jan Kolúch von Vésce, »aber wir müssen! Wahrlich, ich sage Euch, ohne Mammon kann man nicht
     leben.«
    »Aber so kommt’s!« Der Prediger schenkte sich erneut Wein ein und leerte den Humpen in einem Zug. »So kommt’s! Wenn wir gesiegt
     haben! Dann wird alles Gemeingut, Eigentum und Vermögen verschwinden. Dann gibt es keine Armen und keine Reichen mehr, keine
     Armut und Unterdrückung. Dann ist Glück und Gottesfrieden auf Erden!«
    »Ja, schwatz du nur«, ließ sich aus der Ecke die über das Spinnrad gebeugte Alte vernehmen, »du heiliger Saufbold, du!«
    »Den Gottesfrieden werden wir erkämpfen«, sagte Jan Čapek ernst. »Mit unseren Schwertern. Mit unserem Blut. Und dafür gebührt
     uns gerechter Lohn, den Mammon mit eingerechnet. Nicht deshalb haben wir die Revolution gemacht, Bruder, dass ich wieder nach
     Sán zurückkehre, an den Arsch der Welt. Und auf meine Feste, die, Gott sei’s geklagt, ein Schwein umschmeißen könnte, wenn
     es sich an der Mauer scheuert. Die Revolution ist dazu da, dass sich etwas ändert. Den Verlierern geht’s schlechter, den Siegern
     besser. Seht ihr, ihr lieben Gäste Reinmar und Scharley, dort oben das Wappen? Das ist das Wappen von Herrn Jan von Michalovice,
     den sie Michalec nennen. Die Burg, in der wir hier feiern, gehörte ihm, sie war sein Stammsitz. Na und? Wir haben sie ihm
     geraubt! Der Sieg ist unser! Wenn ich mal ein bisschen Zeit finde, hole ich eine Leiter, reiß das Wappen runter, schmeiß es
     auf die Erde und piss drauf! Und dann hänge ich mein Hirschwappen auf, zweimal so groß! Und ich herrsche hier! Herr Jan Čapek
     von Sán! Auf dem Stammsitz Michalovice!«
    |267| »Jawohl, wohl!«, stimmte Stephan Tlach, hinter einem Haufen abgenagter Rippchen sitzend, zu. »Die Revolution siegt, der Kelch
     triumphiert. Und wir sind große Herren! Lasst uns darauf trinken!«
    »Herren!«, sagte mit vor Gift triefender Verachtung die Alte am Spinnrad, während sie die Spindel zurechtrückte. »Da lachen
     ja die Hühner. Räuber seid ihr und Habenichtse. Ritter ohne Land, denen, sobald es regnet, die Farbe von ihren Wappen heruntertropft.«
    Stephan Tlach warf einen Knochen nach ihr, traf aber nicht. Die anderen Hussiten nahmen keinerlei Notiz von der Alten.
    »Aber der Mammon   ...«, der Prediger gab nicht auf, während er sich immer wieder nachschenkte und immer mehr lallte. »Man darf   ... dem Mamm   ... Mammon nicht dienen. Ja, ja, der Kelch wird siegen, die   ... die ge   ... gerechte Sa   ... Sache triumphieren   ... A   ... aber nicht die Gie   ... Gierigen werden das Reich Go   ... Gottes erben. Hör   ... hört, was ich euch sage   ... rülps   ...«
    »Lass uns in Frieden!« Čapek winkte ab. »Du bist besoffen.«
    »Ich bin nich   ... bin nich be   ... besoffen! Nü   ... nüchtern bi   ... bin ich   ... rülps   ... Wa   ... wahrlich, ich sa   ... sage euch: Lasst uns   ... fe   ... feiern!
Pax Dei
  ... Ver   ... verdammt   ... Der Kelch   ... trium   ... triumphiert   ... rülps   ... rülps   ...«
    »Hab ich’s nicht gesagt? Besoffen wie ein Schwein!«
    »Bi   ... bin nich besoff   ...«
    »Bist du wohl!«
    »Wenn du beweisen willst, dass du nicht besoffen bist, dann mach, was ich mache. Steck zwei Finger in den Hals und sag: Hhrrr!
     Hhrrr! Hhrrr!«
    Das erste »Hhrrr« hielt Pfarrer Buzek noch aus, beim zweiten verschluckte er sich, röchelte, riss die Augen weit auf und übergab
     sich.
    »Kotz nur, kotz!«, lobte die über das Spinnrad gebeugte Alte. »Kotz dir von mir aus die Seele aus dem Leib!«
    Wieder nahm keiner Notiz von ihr, alle schienen daran gewöhnt. |268| Der voll gespiene Prediger wurde hinaus auf den Gang geschleppt. Man hörte, wie es rumpelte, als er die Treppe hinunterfiel.
    »Um die Wahrheit zu sagen, liebe Gäste«, sagte Kolúch, der mit dem Hut, den Pfarrer Buzek zurückgelassen hatte, den Tisch
     abwischte, »fehlt uns noch etwas zum vollständigen Triumph. Wir sitzen hier auf Michalovice, das wir, wie Bruder Čapek richtig
     sagte, Herrn Jan Michalec entrissen haben, und feiern. Wir haben Michalovice eingenommen, Jungbunzlau, Beneschau, Mimoň und
     Jablonné v Podještědí angezündet und feiern. Aber Herr Michalec ist nicht weit geflohen, nur bis auf die Burg Bezděz. Und
     wo ist Bezděz? Wenn ihr ans Fenster tretet und nach Norden blickt, da ist Bezděz, hinter

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