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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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er, während er mit seinem Messer spielte. »Wir sind der Worte des Herrn eingedenk, wenn er
     aus dem Munde des Propheten Jeremias spricht: Der Übermütige stolpert und fällt, und es wird keiner sein, der ihn aufhebt.
     Ich lege Feuer vor seine Stadt, dass alles ringsumher verbrennt.«
    »Ihr werdet es ihm heimzahlen«, fügte der, was Bibelstellen anbelangte, ebenso bewanderte Čapek hinzu, »mit gleicher Münze:
     Alles, was er euch angetan hat, das tut auch ihm an.«
    »Amen.«
    »Bergow hat in seinem Wappen einen geflügelten Fisch«, fügte Stephan Tlach finster und sachlich hinzu. »Das ist weder Fisch
     noch Vogel. Es kommt der Tag, da werden wir diesen Fisch schuppen. Und dem Vogel die Federn ausreißen.«
    »Auch darauf amen.« Vojta Jelínek stand auf. »Mich überkommt der Schlaf, Brüder.«
    |271| »Mich auch.« Jan Kolúch erhob sich ebenfalls. Brázda von Klinštejn und Stephan Tlach folgten ihrem Beispiel.
    »Ach ja, es war ein harter Tag   ... Kommst du auch, Bruder Čapek?«
    »Ich bleibe noch ein bisschen bei unseren Gästen.«
    Das Feuer knisterte. Im Turm schrien die Käuzchen. Das Spinnrad der Alten surrte leise.
    »Jetzt sind wir allein«, beendete Jan Čapek von Sán das lange Schweigen. »Sprecht.«
    Sie berichteten ihm.
    »Einen Zauberer«, wiederholte der Hauptmann der Waisen ungläubig. »Ihr sucht einen Zauberer? Ihr? Ernsthafte Leute?«
    »Von Rupilius dem Schlesier habe ich noch nie etwas gehört«, erklärte er, als die ernsthaften Leute ihre Absicht bestätigten.
     »Auf fast jeder Burg hier haben sie aber einen Wahrsager, Alchemisten oder Magier. Es ist also recht wahrscheinlich, dass
     auch Herr de Bergow so einen auf Troský beherbergt oder gefangen hält. Das Problem liegt woanders   ...«
    »Das Problem liegt bei euch«, die Alte am Spinnrad hatte, wie sich zeigte, noch ein ziemlich gutes Gehör. »Wenn du nicht so
     ein Stock wärst, gäb’s kein Problem!«
    »Beachtet sie einfach nicht.« Čapek schnitt eine Grimasse. »Das ist ein Ding, ein Möbelstück. Herr Michalec hat, als er sich
     vor uns aus dem Staub machte, viele Dinge hier zurückgelassen. Möbel, Inventar, Schinken in der Räucherkammer, Wein im Keller,
     sein Wappen an der Wand. Und die Alte. In der Ecke da. Ich wollte sie schon mit ihrem Spinnrad in die Gesindestube sperren,
     aber es ging nicht, sie hat ein schreckliches Gezeter veranstaltet. Ich kann sie ja schließlich nicht aus der Burg jagen,
     draußen kommt sie vor Hunger um. Soll sie da sitzen und ihre Spindel drehen   ...«
    »Ich bleibe hier sitzen, ich bleibe«, kicherte die Alte. »Ich bleibe so lange, bis Herr Michalec zurückkehrt. Und euch, ihr
     Habenichtse, in alle vier Winde verjagt.«
    »Wo war ich stehen geblieben?«
    |272| »Dabei, dass das Problem darin besteht   ...«, sagte Scharley.
    »Ja, richtig. Es besteht darin, dass Burg Troský, der mögliche Aufenthaltsort eures Rupilius, nicht einzunehmen ist. Und dass
     man nicht hineingelangen kann. Es ist unmöglich, in die Burg Troský zukommen.«
    »Wir haben jemanden in unserer Begleitung«, Scharley senkte die Stimme, »der weiß, wie man das zustande bringt.«
    »Aha«, erriet Čapek. »Diese beiden, der dusslige Tauler und der andere. Also, ich rate euch, übertreibt es nicht mit eurer
     Vertrauensseligkeit denen gegenüber. Seid vorsichtig, besonders dann, wenn von einem unterirdischen Gang die Rede ist. Ihr
     müsst wissen, dass alle Geheimgänge und unterirdischen Höhlen, die Troský angeblich mit verschiedenen Orten in der Umgebung,
     sogar bis zu vier Meilen Entfernung, verbinden sollen, Legenden und Hirngespinste sind. Lügen. Wenn dieser Tauler verspricht,
     dass er euch durch einen geheimen unterirdischen Gang in die Festung bringt, dann ist er entweder selbst ein Lügner und Betrüger,
     oder er ist auf einen anderen Lügner hereingefallen. Jede dieser Möglichkeiten ist für euch bedrohlich. Während ihr hier auf
     der Suche nach einem Geheimgang herumirrt, fallt ihr am Ende noch den Deutschen oder den Papisten in die Hände.«
    »Wir Waisen sitzen hier in Podještědí schon seit Frühjahr 1426.   Wenn es irgendwelche geheimen Gänge gäbe, hätten wir sie gefunden. Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, nach Troský hineinzugelangen,
     dann hätten wir sie genutzt. Denn die Alte hat die Wahrheit gesagt: Troský und dieser verdammte Deutsche de Bergow sind wie
     ein Stachel im Hintern. Tag und Nacht überlegen wir, wie wir diesen Stachel loswerden können.«
    »Das

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