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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Žižka persönlich aus unerfindlichen Gründen vor dem Massaker an Priestern und Mönchen in Beraun gerettet habe. Es wurde
     auch behauptet, Filou sei Propst in Tschaslau gewesen, habe beizeiten den |31| Konjunkturumschwung gewittert, sei zu den Hussiten übergelaufen und Žižka so gründlich in den Arsch gekrochen, dass er schließlich
     einen Posten bekommen habe. Reynevan war geneigt, dieser letzten Version noch am ehesten Glauben zu schenken. Filou musste
     Priester gewesen sein, dafür sprachen seine schurkische Verlogenheit, seine Janusköpfigkeit, sein entsetzlicher Egoismus und
     seine schier unvorstellbare Gier.
    Jener Gier verdankte Bohuchval Neplach auch seinen Spitznamen. Als nämlich im Jahre 1419 die katholischen Herren Kuttenberg,
     das Silberbergwerkszentrum in Böhmen, besetzt hatten, begann das von den Kuttenberger Bergwerken und der dortigen Münzstätte
     abgeschnittene hussitische Prag, eigenes Geld zu prägen, Kupfergeld mit geringem Silberanteil. Das waren erbärmliche Münzen,
     praktisch wertlos und von einer Parität, die gen null tendierte. Daher verachtete man die Prager Münzen und nannte sie verächtlich
     Filous. Kaum hatte Bohuchval Neplach unter Žižka den Posten des Chefs der Geheimpolizei erhalten, wurde ihm der Spitzname
     Filou sofort und wie selbstverständlich angehängt. Denn es zeigte sich bald, dass Bohuchval Neplach für den kleinsten Filou
     zu allem bereit war. Genauer gesagt, Bohuchval Neplach war immer bereit, sich nach jedem noch so kleinen Filou zu bücken,
     und wenn er ihn aus einem Scheißhaufen aufklauben musste. Und dass Bohuchval Neplach keinen Filou verachtete – niemals – und
     dass er keine Gelegenheit verstreichen ließ, auch nur einen Filou zu stehlen oder abzuzweigen.
    Wie es Filou gelungen war, seine Stellung bei Žižka, der in seinem Neuen Tábor Betrüger streng bestrafte und Diebstahl mit
     eiserner Hand unterband, zu sichern, blieb ein Rätsel. Auch insofern, da später der nicht minder prinzipientreue Prokop der
     Kahle Filou duldete. Es gab hierfür nur eine Erklärung – in dem, was Bohuchval Neplach für Tábor tat, war er ein Fachmann.
     Und Fachleuten sieht man vieles nach. Muss man vieles nachsehen. Denn Fachleute sind dünn gesät.
    |32| »Wenn du es genau wissen willst«, Filou ergriff wieder das Wort, »so habe ich deinem Bericht wie letztendlich auch deiner
     Person von Anfang an nur ein ganz geringes Maß an Vertrauen entgegengebracht. Geheime Zusammenkünfte, Beratungen im Verborgenen,
     weltumfassende Verschwörungen, das sind Dinge, die sich in der Literatur recht gut machen, die, sagen wir mal, einem Wolfram
     von Eschenbach gut anstehen; gewiss, bei Wolfram liest man mit Vergnügen von Geheimnissen und Verschwörungen   ... Vom Gralsmysterium, von der Terre de Salvaesche, von diversen Klingsors, Flagetanis, Feirefizen und Titurels. Deine Berichte
     enthielten ein bisschen viel von Literatur dieser Art. Mit anderen Worten, ich denke, dass du ganz einfach gelogen hast.«
    Reynevan erwiderte nichts. Er zuckte nur mit den Achseln. Ziemlich vielsagend.
    »Gründe für deine zusammenphantasierten Geschichten mag es viele geben«, fuhr Neplach fort. »Aus Schlesien bist du geflohen,
     wie du behauptest, weil man dich verfolgt hat und dir der Tod drohte. Wenn das wahr ist, dann hattest du gar keine andere
     Möglichkeit, als dich in Ambros ’ Gunst einzuschmeicheln. Und wie hättest du das besser bewerkstelligen können, als ihn vor
     einem Anschlag zu warnen, der ihm angeblich bevorstand? Daraufhin hat man dich zu Prokop gebracht. Prokop vermutet hinter
     Flüchtlingen aus Schlesien für gewöhnlich Spione, er hängt daher einfach alle auf und kommt so
per saldo
auf seine Kosten. Wie hast du da wohl deine Haut retten können? Zum Beispiel, indem du deine sensationelle Nachricht über
     ein geheimes Treffen und eine Verschwörung verkündetest. Was meinst du, Reynevan? Wie klingt das?«
    »Wolfram von Eschenbach wäre vor Neid erblasst. Und das Turnier auf der Wartburg hättest du in null Komma nichts gewonnen.«
    »Gründe, dir etwas auszudenken«, fuhr Filou ungerührt fort, »hattest du mehr als genug. Aber ich denke, in Wirklichkeit gab
     es nur einen.«
    |33| »Klar.« Reynevan wusste nur zu gut, worum es ging. »Einen.«
    »Mir leuchtet am meisten die Annahme ein«, in Filous Augen erschienen zwei kleine goldene Teufelchen, »dass deine Schwindeleien
     nur dazu da sind, von der Hauptsache abzulenken. Von den fünfhundert

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