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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Edelmannes setzt er einen Preis aus wie für
     einen gemeinen Dieb. Und weswegen? Weil dieser seine Tochter verführt hat? Jesus Christus! Dafür sind die Mädel doch da, dafür
     hat sie doch ‘s Herrgöttl erschaffen, dass man sie verführt und dass sie sich verführen lassen, dafür hat er ihnen eine Hurennatur
     gegeben. Ist das etwa nicht die Wahrheit?«
    »Als ich dich auf Troský erkannthabe«, fuhr Schaff fort, ohne Reynevans Zustimmung abzuwarten, »hab ich mir gedacht, ich nehm
     den Jungen mit und rette ihn, ich überlass ihn nicht dem Sechsstädtebund, ich erlaub’s nicht, dass Peter von Bielaus Bruder
     auf dem Richtplatz zum Vergnügen des Pöbels von den Henkern gequält wird. Ich kauf ihn los, hab ich gedacht, den Pechvogel   ...«
    »Ich danke Euch von Herzen. Ich stehe in Eurer Schuld   ...«
    »Vierzig Schock Groschen.« Janko Schaff tat, als hörte er nicht, »keine außerordentlich hohe Summe, hab ich mir gedacht, der
     verstorbene Herr Peter hat uns damals viel mehr geliehen. Und Junker Reinmar, den ich aus den Händen der Lausitzer Schergen
     errette, wird sich schon zu revanchieren wissen. Junker Reinmar hat gewiss noch die fünfhundert Schock Groschen, die er vor
     zwei Jahren dem Steuereinnehmer abgenommen hat. Er wird sich dankbar erweisen. Und teilen.«
    »Aber, Herr Schaff«, Reynevan seufzte, scheinbar unbesorgt, »glaubt Ihr denn den Gerüchten? Ihr selbst habt doch gerade eben
     gesagt, dass sie mir in Schlesien auflauern und sich gemeiner Methoden bedienen. Dass sie vor falschen Anschuldigungen nicht
     zurückschrecken, böswillige Gerüchte in Umlauf setzen, um mich anzuschwärzen. Denn dies ist ein Gerücht und eine Lüge, dass
     ich den Steuereinnehmer überfallen haben soll. Ein Gerücht und eine Lüge, versteht Ihr? Für die Rettung bin ich Euch dankbar,
     das vergess ich Euch nie. Aber jetzt, |335| wenn Ihr erlaubt, verabschiede ich mich von Euch. Ich muss meine Freunde finden, die   ...«
    »Langsam.« Schaff gab mit einem Blick und einer Handbewegung den Bewaffneten, die sich sogleich um sie scharten, ein Zeichen.
     »Langsam, Herr Bielau! Du willst dich verabschieden? So bald schon? Wo bleibt denn deine Dankbarkeit? Auf Troský habe ich
     dich nicht freikaufen können, aber es zählt auch der gute Wille. Und von den Waldmonstern habe ich dich befreit, das leugnest
     du wohl nicht. Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte dein letztes Stündlein längst geschlagen. Wenn wir uns daher das Geld des
     Steuereinnehmers teilen, nehme ich dreihundert und du den Rest. So ist es gerecht.«
    »Ich habe den Steuereinnehmer nicht überfallen, und ich habe dieses Geld nicht!«
    »Darüber, ob du es hast, was du hast und wo du es hast, werden wir noch sprechen.« Schaff kniff die Augen leicht zusammen.
     »Auf Burg Kynast. Dorthin ziehen wir jetzt. Wenn du mir dein Ehrenwort als Ritter gibst, dass du nicht zu fliehen versuchst,
     dann lasse ich dich nicht fesseln. Außerdem, wohin solltest du auch fliehen? In den Wäldern wimmelt es von Höllenwesen. De
     Bergow lässt dich zweifelsohne verfolgen. Auf Troský wartet gewiss noch Ulrich von Biberstein, der ziemlich wütend ist auf
     dich. Bei mir wird dir keiner was antun. Ich lasse dir sogar noch einen Teil des Geldes vom Steuereinnehmer und nehme mir
     selber nur   ... Nur vierhundert. Deshalb   ...«
    Bevor der Erbe von Kynast noch weitersprechen konnte, hatte sich das Periapt Visumrepertum in Reynevans Hand aktiviert. Eigenmächtig.
     Die Magie, die das Amulett ausstrahlte, war so stark, dass Reynevan keine Schwierigkeiten hatte, die Richtung zu bestimmen.
     Er überraschte sowohl Schaff wie auch dessen Bewaffnete, als er über den Weg hinwegsprang, hinter einen Wacholderbusch, über
     einen umgestürzten Baum setzte und sich auf den Mann mit der Kapuze warf, der dahinter kauerte. Er holte weit aus und riss
     diesem ein kleines Kästchen, das an einen Reliquienschrein erinnerte, aus den Händen, |336| trat nach dem Mann, versetzte ihm einen Schlag in den Nacken und einen weiteren hinter das Ohr. Die Kapuze glitt herunter,
     eine Tonsur leuchtete auf. Reynevan hätte dem Priester noch einen weiteren Schlag versetzt, aber Schaffs Bewaffnete waren
     schon bei ihm und hielten ihn mit eisernem Griff fest.
    »Was zum Teufel tust du da?«, donnerte Schaff. »Bist du verrückt? Oder besessen?«
    »Seht doch, was er da hat!«, schrie Reynevan, noch lauter. »Fragt ihn, was er getan hat!«
    »Wovon redest du denn? Das ist Pater Zwicker, mein

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