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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schwarzen Mantel aus dicker Wolle.
     Darunter eine Rüstung und den Schwertgürtel. Birkhart Grellenort oder einem der schwarzen Reiter sah er überhaupt nicht ähnlich.
     Reynevan nahm dies mit einer Verwunderung zur Kenntnis, die noch größer war als seine Erleichterung, denn er hatte gedacht,
     Grellenort hätte ihn erwischt. Warum hatte dieser Mann ihn gefangen genommen, und wer war dieser kräftige Kerl in der Rüstung?
     Wohl doch nicht Rübezahl, der Geist des Riesengebirges?
    Reynevan schluckte. Er glaubte nicht an die Existenz von Rübezahl. Andererseits war ihm in diesen zwei Jahren vieles begegnet,
     und er hatte so vieles gesehen, an dessen Existenz er bis dahin nicht geglaubt hatte.
    »Du bist Reinmar von Bielau? Kannst du mir das bestätigen? Ich möchte keinem Irrtum unterliegen.«
    »Ich bin Reinmar von Bielau. Und wer bist du?«
    »Wer ich bin?« Die Stimme des Ritters mit dem schwarzen Mantel hob sich etwas, und das verhieß nichts Gutes. »Sagen wir mal,
     ich bin eine Konsequenz.«
    »Eine Konsequenz wessen?«
    »Deiner früheren Taten. Und Untaten.«
    »Ach! Ein Racheengel? Ein Abgesandter des Schicksals? Der unerbittliche Arm der Gerechtigkeit?«
    Reynevan wunderte sich über sich selbst, wunderte sich, wie gut ihm dieser leichte Ton gelang. Das macht die Routine, |378| dachte er. Wahrscheinlich bekomme ich allmählich Übung darin.
    »Du hast eine Bestätigung verlangt, dass ich wirklich ich bin«, setzte er hinzu, immer noch scheinbar leichthin, »folglich
     kennst du mich nicht. Ich habe dich auch noch nie gesehen. Also handelst du in jemandes Auftrag und auf Empfehlung hin. In
     wessen Auftrag? Im Auftrag von jemandem, der einen Grund dafür hat, wegen meiner früheren Taten mit mir abzurechnen? Ich will
     mal raten. Denn ich kenne diejenigen, die hinter mir her sind.«
    »Du redest fürchterlich viel.«
    »Johann von Biberstein und die Inquisition sind es auf keinen Fall. Bergow und die Lausitzer sind eher unwahrscheinlich. Wer
     bleibt? Konrad, der Bischof von Breslau? Die Sterz ’? Herzog Johann von Münsterberg? Buko von Krossig? Vielleicht Adele von
     Sterz?«
    Der schwarze Ritter setzte sich ihm gegenüber. Das Feuer erhellte sein Gesicht. Der Schein der Flammen spiegelte sich auf
     seiner Rüstung.
    »Das sind interessante Namen. Und interessante Personen. Besonders die letzte. Adele von Sterz. Würde es dich wundern, wenn
     ich in ihrem Namen handelte? In ihrem Auftrag?«
    »Tust du das?«
    »Rate mal.«
    Sie schwiegen beide. Der Wind heulte und pfiff, mal drückte er das Feuer zu Boden, dann entfachte er es erneut.
    »In Schlesien gibt es verdammt viele schöne Mädchen«, sagte der Ritter schließlich. »Es mangelt auch nicht an reizenden, unvoreingenommenen
     Ehefrauen, und in letzter Zeit nimmt die Zahl schöner, williger und wenig beanspruchter junger Witwen zu. Und wen wählst du,
     Bielau, aus diesem Füllhorn? Die schlimmste Blume, Adele von Sterz! Was hat dich zu ihr getrieben? Was hast du in ihr gesehen,
     was andere nicht hatten?«
    »Du redest fürchterlich viel.«
    |379| »Hat dich gereizt, dass sie verheiratet war? Dass ihr Mann weit weg war, in der Fremde? Dass er es seiner Frau nicht so besorgen
     konnte, wie es sich gehört? Dass sie erst mit dir wahre Wonnen erlebte? Hat sie dir das gesagt? Ins Ohr geflüstert? Habt ihr
     euch beide im Bett in den Pausen zwischen den Liebesspielen über den gehörnten Ehemann lustig gemacht? Ich denke   ...«
    »Mich interessiert nicht, was du denkst«, unterbrach ihn Reynevan hitzig. »Du redest von Dingen, von denen du keine Ahnung
     hast, nicht hattest und nicht haben wirst. Du kannst dir das schenken!«
    »Aha! Die Wunde schmerzt also noch, wenn man draufdrückt, was? Über einen Gehörnten spotten ist lustig, aber die Fröhlichkeit
     endet, sobald man selbst zum Gehörnten wird. Übel, verdammt übel, hat das Weibsbild dir mitgespielt   ... Halb Schlesien hat sich vor Lachen die Seiten gehalten, als herum war, dass du nach Münsterberg zum Turnier geritten bist
     und diesem Flittchen vor Herzog Johann deine Liebe gestanden hast. Oh, die schöne Adele hat deine Ehre befleckt, und wie   ... Zu einer lächerlichen Figur hat sie dich gemacht! Ich denke mir, du musst sie schrecklich hassen. Aber du kannst dich
     freuen   ... Deine Seele trösten   ...«
    »Du musst wissen, dass ich mich in keinster Weise entehrt fühle«, unterbrach ihn Reynevan erneut. »Und nenn sie nicht in meiner
     Gegenwart Flittchen. Du fühlst dich

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