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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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gehe auf Freiersfüßen, weißt du? Wenn du sie sehen würdest   ... Blaue Augen, nicht sehr klug, eine Stupsnase voller Sommersprossen, kurze Beine, einen dicken Hintern, nichts, aber auch
     gar nichts erinnert an Frankreich, nichts an Burgund   ... Vielleicht wendet sich mein Leben dann zum Besseren. Wenn alles gut geht.«
    »Was du gesagt hast, nehme ich als das Wort eines Edelmannes.« Er drehte sich um. »Wisse, dass ich nach Münsterberg reite.
     Du errätst wahrscheinlich, mit welcher Absicht. Ich reite nach Münsterberg, um meine Pflicht zu tun. Ich werde sie tun, so
     wahr mir der Teufel helfe. Aber wenn es mir durch einen Zufall nicht gelingen sollte   ... Dann nehme ich dich beim Wort, Bielau. Beim
verbum nobile.
«
    »Ich schwöre es.« Reynevan rieb seine tauben Handgelenke. »Hier, beim Anblick dieser ewigen Berge, schwöre ich, dass Adeles
     Peiniger und Mörder nicht mehr ruhig schlafen und sich nicht mehr der Straffreiheit erfreuen sollen. Ich schwöre, dass Johann
     von Münsterberg, bevor er stirbt, erfahren soll, wofür er stirbt. Ich leiste den Schwur und erfülle ihn, selbst wenn ich dafür
     dem Teufel meine Seele verkaufen sollte.«
    »Amen. Leb wohl, Reinmar von Bielau!«
    »Leb wohl, Gelfrad von Sterz!«

|385| Dreizehntes Kapitel
    in dem die Grüne Dame – nicht weniger rätselhaft als der aus der Legende bekannte Grüne Ritter – von Reynevan dies und jenes
     verlangt, darunter auch, er möge ihr Vergnügen bereiten.
     
    E r wartete in Kunzendorf auf sie, einer Ortschaft, die, etwa eine halbe Meile von Freiburg entfernt, am Weg nach Schweidnitz
     lag. Er musste nicht lange warten. Die Ritter, die ihn gestern noch eskortiert hatten, mussten Freiburg bereits am frühen
     Morgen verlassen haben, denn als er sie auf der Freiburger Straße herannahen sah, dauerte in der Kunzendorfer Kirche die Messe
     immer noch an, der Priester war, wie es schien, bei der
postcommunio.
    Als sie ihn erblickten, erstarrten sie vor Staunen und hielten die Pferde an. Reynevan hatte genug Zeit, um sie zu betrachten.
     Der mutwillig heraufbeschworene Zusammenstoß mit der Inquisition, gewiss rasch aufgeklärt, hatte dennoch seine Spuren hinterlassen.
     Priedlanz hatte ein blaues Auge. Kuhn trug einen Verband um die Stirn. Liebenthals Nase, vermutlich gebrochen, war rot und
     blau angelaufen und derart geschwollen, dass einen das Erbarmen überkam.
    Liebenthal löste sich als Erster aus seiner Starre. Und er handelte. Und zwar genauso, wie Reynevan es erwartet hatte: Er
     sprang aus dem Sattel und stürzte sich mit Gebrüll auf ihn.
    »Lass das, Willrich!«
    »Ich schlag ihn tot, diesen Hurenbock!«
    Reynevan duckte sich nur, um den Faustschlägen zu entgehen, wich zurück und schützte seinen Kopf. Er unternahm keinen Gegenangriff.
     Trotzdem kam – rein zufällig – seine Handwurzel |386| mit der geschwollenen Nase des Ritters in Berührung. Liebenthal heulte auf und ließ sich auf die Knie fallen, das Gesicht
     in beiden Händen bergend. Strotschil und Priedlanz sprangen auf Reynevan zu und fassten ihn an der Schulter. Kuhn, überzeugt,
     dass Reynevan auf den am Boden knienden Liebenthal einschlagen würde, deckte diesen mit seinem eigenen Körper.
    »Meine Herren«, stieß Reynevan hervor, »was soll denn diese Heftigkeit!   ... Schließlich bin ich doch zurückgekommen. Ich werde nicht mehr versuchen zu fliehen. Ich gestatte Euch, mich rechtzeitig
     auf Stolz abzuliefern   ...«
    Liebenthal erhob sich von den Knien, wischte sich die Tränen aus den Augen und das Blut von seinem Schnurrbart und zog ein
     Messer heraus.
    »Haltet ihn fest!«, brüllte oder, besser gesagt, heulte er. »Haltet diesen Scheißkerl fest! Ich schneid ihm die Ohren ab!
     Ich hab’s geschworen, ich schneid sie ihm ab! Also tu ich’s auch!«
    »Lass gut sein, Willrich!«, wiederholte Priedlanz und sah sich nach den Leuten um, die eben aus der Kirche kamen, »spiel hier
     nicht den Wilden!«
    »Du siehst doch, dass er zurückgekommen ist«, fügte Strotschil hinzu. »Er hat versprochen, dass er nicht mehr fliehen wird.
     Um sicherzugehen, werde ich ihn wie ein Schaf festbinden.«
    »Wenigstens ein Ohr!« Liebenthal versuchte, sich von Kuhn loszureißen, der ihn dazu bringen wollte, sich hinzusetzen. »Wenigstens
     eines! Zur Strafe!«
    »Nein. Er soll unversehrt abgeliefert werden.«
    »Dann wenigstens ein Stückchen Ohr!«
    »Nein.«
    »Dann lasst mich ihm wenigstens ein paar auf die Schnauze hauen!«
    »Das kannst

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