Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
nichts übers Essen   ... Aber auch die Getränke sind nicht schlecht.«
    »Jojo«, bestätigte Kuhn rülpsend, »guat is’, wia sich’s g’hört!«
    »Dann lasst uns trinken!«
    »Wohlsein! Schenk ein, Bartosch!«
    »Euer Wohl!«
    »Schade nur«, seufzte Bartosch Strotschil, »dass es nichts zum Vögeln gibt, wo wir jetzt so gut gegessen und getrunken haben.
     Aber morgen, verdammt, da geht es anders her, ihr werdet schon sehen. Wenn wir in Schweidnitz Rast machen. Bei der Gnade des
     heiligen Georg, des Wundertäters. Ich weiß da in Schweidnitz ein Hurenhaus, da sind die Hürchen schmuck wie die Rehlein   ...«
    »Ich hoffe, deine Informationen stammen aus neuerer Zeit«, Liebenthal wischte sich den Schnurrbart ab, »nicht, Strotschil? |373| Wie lange ist es denn her, dass du diese Rehlein kennen gelernt hast? Nur mal so, damit sich nachher nicht herausstellt, dass
     sie Altersgenossinnen der alten Borschnitz sind! Und genauso vermodert!«
    »Ihr übertreibt, Herr«, warf Reynevan ein. »Darüber hinaus, scheint mir, verunglimpft Ihr einen Teil der Frauen.«
    »Hat dich vielleicht jemand gefragt?«, schrie Liebenthal. »Was reißt du hier dein Maul auf?«
    »Leiser, ihr Herren«, zischte Priedlanz und blickte sich beunruhigt um. »Seid leiser. Sie sehen schon zu uns her. Und dir,
     Bielau, worum geht es dir?«
    »Die edle Frau von Borschnitz ist keineswegs alt. Mein Vater zählt genauso viele Jahre und ist keineswegs alt.«
    »Wie? Was?«
    »Sechzig Jahre sind kein Alter.« Reynevan wurde lauter. »Mein Vater   ...«
    »Dein Vater geht mir am Arsch vorbei!«, brüllte Liebenthal. »Soll der Teufel deinen Vater holen! Sechzig Jahre sind kein Alter?
     Du Schafskopf! Wer die Sechzig erreicht hat, der ist modrig, ein Leichnam und ein alter Furzer! Das sag ich! Und du schweig
     und muck nicht auf, sonst hau ich dir auf die Schnauze!«
    »Lauter, ihr müsst lauter reden«, knurrte Priedlanz, »euch haben immer noch nicht alle gehört. Etwa der Schmutzfink da, neben
     der Tür. Der hat euch sicher noch nicht gehört.«
    »Darüber hinaus«, fügte Reynevan leise hinzu, »gefällt es mir nicht, wie die Herren über die Frauen reden. Wie unwürdig Ihr
     sie behandelt. Da könnte einer denken, dass Ihr an alle Frauen das gleiche Maß anlegt. Dass für Euch die eine wie die andere
     ist.«
    »Mich trifft gleich der Schlag!« Liebenthal schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Schüsseln hüpften. »Bei Gott! Das
     ertrag ich nicht!«
    »Wollt ihr wohl den Schnabel halten? Zum Teufel   ...«
    »Herr von Bielau«, Strotschil beugte sich über den Tisch, |374| »was ist denn nur in Euch gefahren? Bist du betrunken, oder was? Vielleicht bist du ja krank? Erst der Vater, jetzt irgendwelche
     Frauenzimmer   ... Was ist los mit dir?«
    »Dass alle Frauen gleich sind, dagegen verwahre ich mich!«
    »Sie sind alle gleich!«, plärrte Liebenthal. »Alle gleich, alle über einen Leisten zu schlagen! Und nur zu einer einzigen
     Sache gut!«
    »Also so was!« Reynevan sprang auf und fuchtelte mit den Händen. »Nein, meine Herren! Das kann ich mir nicht mehr länger mit
     anhören!«
    »Ich habe es schon nicht ertragen können«, er hob jetzt die Stimme wieder und jammerte in den höchsten Tönen, »dass Ihr den
     Heiligen Vater verspottet, dass Ihr Papst Martin V. einen Arsch nennt, einen Leichnam und alten Furzer! Aber der Gottesmutter
     die Ehre zu verweigern? Zu sagen, dass ihr keine Ehre gebühre? Dass sie genau wie alle anderen Weiber sei, dass sie
sicut ceterae mulieres
empfangen und geboren habe? Nein, ich denke nicht daran, mir so etwas weiterhin anzuhören! Ich sehe mich gezwungen, Eure Gesellschaft
     zu verlassen!«
    Liebenthal und Priedlanz fiel die Kinnlade herunter. Aber nicht ganz. Bevor ihnen die Kinnlade ganz heruntergefallen war,
     hatten sich bereits die vier traurigen Gestalten in der Ecke von ihrem Tisch erhoben. Auch die Knechte im Lederwams waren
     wie auf Kommando aufgestanden.
    »Im Namen des Heiligen Officiums! Ihr seid verhaftet!«
    Liebenthal schob den Tisch vor und riss sein Schwert heraus, Strotschil warf mit einem Fußtritt die Bank um, Priedlanz und
     Kuhn ließen jetzt ihre schon zur Hälfte gezogenen Klingen aufblitzen. Aber die vier traurigen Gestalten fanden überraschende
     Verbündete. Auf Kuhns Stirn zerbrach ein irdener Topf, den einer der muschelbenähten Pilger mit unglaublicher Zielsicherheit
     und Kraft geworfen hatte. Der Bayer prallte mit dem Rücken gegen die Wand, und noch bevor

Weitere Kostenlose Bücher