Gottesstreiter
entlang und schrie etwas.
»Sie halten stand ...«, sagte Blażej z Kralup. »Sie warten ab und lassen es auf das Schießen ankommen ... Eher rührt sich die Reiterei nicht ...«
»Gottvertrauen«, erwiderte Prokop, ohne den Blick vom Feld zu wenden, »Gottvertrauen, Bruder.«
Die Taboriten marschierten. Alle sahen, wie Jan Bleh an die Spitze des Heeres ritt. Ein Zeichen gab. Alle sahen, was für einen
Befehl er gab. Über der marschierenden Rotte stieg Gesang empor. Der Kampfchoral.
Kto
ž
jsú Boží bojovníci
a zákona jeho,
proste
ž
od Boha pomoci
a úfajte v něho,
že
konečnĕ vždycky s ním svítĕzítĕ.
Die schlesische Linie erzitterte, die Pavesen wankten, Spieße und Hellebarden wogten. Der Anführer, Reynevan hatte ihn am
Schafskopf auf seinem Schild erkannt und wusste, dass es Haugwitz war, brüllte seine Kommandos. Das Lied dröhnte, mit Donnerhall
breitete es sich über das ganze Feld aus.
Kristust ’ vám za škody stojí,
stokrát víec slibuje,
pakli kto proň život slo
ží
,
vĕčný mieti bude;
blaze každému, kto
ž
na pravdĕ sende.
Tent ’ pán velít ’ se nebáti
záhubcí tělesnyćh,
velít ’ i život složiti
pro lásku svyćh bližních.
|500| Hinter den schlesischen Pavesen lugten Armbrüste und Handkanonen hervor. Haugwitz schrie sich fast heiser, verbot zu schießen
und befahl abzuwarten. Das war ein Fehler.
Von den Wagen der Hussiten, die auf dreihundert Schritte herangekommen waren, feuerten die Tarrasbüchsen, ein Kugelregen ging
auf die Pavesen nieder. Gleich darauf sauste eine dichte Wolke von Pfeilen zischend auf die Schlesier zu. Die zu Tode Getroffenen
stürzten, Verwundete wimmerten, die Linie der Pavesen wankte, das schlesische Fußvolk erwiderte das Feuer, aber ungeordnet
und ziellos. Den Schützen zitterten die Hände. Denn auf Blehs Kommando hin erhöhte der Taboritentrupp das Tempo seiner Schritte.
Dann begannen sie zu rennen. Mit wildem Kriegsgeschrei auf den Lippen.
»Sie halten nicht stand ...« In Blażej z Kralups Stimme schwang zuerst Unglauben, dann Hoffnung. Schließlich Sicherheit.
»Sie halten nicht stand! Gott ist mit uns!«
Obwohl dies nahezu unmöglich schien, zerfiel die schlesische Linie plötzlich, als hätte ein Windstoß sie umgeblasen. Pavesen
und Spieße von sich werfend, wandte sich das Fußvolk einträchtig zur Flucht. Haugwitz, der sie aufzuhalten versuchte, wurde
mitsamt seinem Pferd umgeworfen. In wilder Flucht und Panik, die Waffen von sich schleudernd und die Köpfe im Laufen mit den
Händen schützend, stoben die schlesischen Bauern in Richtung Vorstadt und ins Gestrüpp am Fluss davon.
»Auf sie!«, schrie Jan Bleh. »Los, auf sie! Schlagt sie!«
Auf der Mönchswiese tuteten die Hörner. Als er sah, dass es höchste Zeit war, rief Puta von Czastolovice die Ritterschaft
zum Kampf. Mit eingelegten Lanzen stürmten tausendeinhundert Berittene zum Angriff. Die Erde begann zu beben.
Bleh und Sigmund von Vranov hatten sofort den Ernst der Lage erkannt. Auf ihren Befehl hin verwandelte sich das Fußvolk von
Tábor in einen pavesengeschützten Igel. Die Wagen wurden den Seiten nach aufgestellt, hinter den herabgelassenen |501| Verschlägen bleckten die Schlunde der Haubitzen. Die eiserne Schar der schlesischen Ritter formierte sich geschickt um und
teilte sich in drei Gruppen. Die mittlere, unter der bischöflichen Fahne und mit Puta selbst an der Spitze, sollte wie ein
Keil die taboritische Heeresordnung zerteilen und aufbrechen, die beiden anderen sollten sie dann in die Zange nehmen, die
Johanniter mit Ruprecht von der rechten, die Leute des Münsterberger und des Ohlauer Herzogs von der linken Seite her. Die
Soldaten des Bischofs und die eisenbewehrten Herren des Puta von Czastolovice ließen sich nicht aufhalten, ungestüm und mit
Getöse warfen sie sich auf das böhmische Fußvolk. Eisen klirrte auf Eisen. Pferde wieherten wild. Menschen schrien und heulten.
»Jetzt! Vorwärts!«, befahl Prokop der Kahle und gab mit seinem Streitkolben die Richtung vor. »Greif ein, Bruder Jaroslav!«
Ein Gebrüll aus hunderten Mündern antwortete ihm. Vom linken Flügel her stürmte die berittene Schar von Jaroslav von Bukowina
und Otíka z Lozy ins Feld, von rechts die Mähren unter Tovačovský, Puchałas polnische Reiter und die Mannen von Fedor von
Ostrogski. Hinter ihnen stürmte die Reserve des Fußvolkes ins Feld, die schrecklichen Schlaner
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