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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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hat man doch nicht oft, dass man eine Schönheit ficken kann, die der edle Herzog Johann von Münsterberg zuvor selbst noch
     in seinem Daunenbett gevögelt hat. Außerdem haben uns die Kerkerknechte beruhigt, sie vögeln seit drei Jahren alle jungen
     Weiber, die ins Loch kommen, und die meisten davon sind wegen Hexerei angeklagt. Die vögeln sie so, wie sie wollen, und keinem
     ist je etwas geschehen. Diese ganze Hexerei wird überbewertet.«
    »Und der Pfarrer bei der Beichte?«
    »Ich pfeif auf den Pfarrer. Aber ich sage euch, schade, dass ihr die nicht gesehen habt, diese Adele nämlich. Wenn ihr die
     gesehen hättet, nackt, da wäre eure Angst gleich verflogen. Einmal, in der Nacht, da haben wir sie   ...«
    Das, was einmal in der Nacht geschehen war, sollten die Spießgesellen des Dunklen nie erfahren. Reynevan handelte wie in Trance,
     fast ohne es selbst wahrzunehmen. Er sprang auf wie eine Sprungfeder, machte einen Satz und schlug dem Schwätzer mit Schwung
     die Faust ins Gesicht. Die Nase brach, Blut spritzte. Reynevan wiegte sich in den Hüften und schlug noch einmal zu. Der Geschlagene
     heulte auf, er heulte so herzzerreißend und so fürchterlich, dass alles in der Schenke verstummte. Die Leute begannen zur
     Tür zu flüchten. Die Gefährten des Reisenden sprangen auf, standen aber dann wie versteinert da. Als der Dunkle einen dritten
     Schlag erhielt und von der Bank auf den Fußboden fiel, rannten sie davon. Bisclavret und Řehors drängten die Scholaren und
     Vaganten zur |516| Tür. Scharley hielt den herbeieilenden Wirt auf. Das Schankmädchen fing an, mit dünner Stimme zu plärren.
    Der am Boden liegende Dunkle plärrte auch. Ebenfalls dünn, verzweifelt, flehend. Er verschluckte sich, als ihm Reynevan aus
     Leibeskräften in den Mund trat. Vom Boden hochgerissen, gurgelte er, spuckte Blut und Zähne aus, schüttelte den Kopf, rollte
     die Augen, erschlaffte und knickte zusammen. Reynevan wollte wieder auf ihn losgehen, aber die Faust genügte ihm nun nicht
     mehr, sie erschien ihm völlig unpassend. Die Welt rings um ihn herum wurde hell, blendend weiß und durchsichtig. Er drückte
     den Kerl gegen einen Pfeiler und griff sich einen Krug vom Tisch. Der Krug zersprang nach dem ersten Schlag. Er langte nach
     einem dicken Knüppel, der auf dem Tisch lag, und zog ihn dem Kerl am Pfeiler über Ellenbogen und Arm. Es knirschte. Der Dunkle
     jaulte wie ein Hund. Reynevan hieb ein zweites Mal mit voller Wucht auf den anderen Arm. Dann auf das Bein. Dem zu Boden Fallenden
     schlug er auf den Kopf, als er dalag, trat er ihm in den Bauch, ein zweiter Tritt traf den Unterleib. Der Dunkle schrie nicht
     mehr, er zitterte nur noch, wie im Fieber. Auch Reynevan zitterte. Er warf den Knüppel weg, kniete über dem am Boden Liegenden
     und begann mit voller Wucht, dessen Hinterkopf auf die Dielen zu knallen. Er spürte, wie der Schädelknochen nachgab und zerplatzte.
     Wie eine Eierschale. Jemand griff nach ihm und zog ihn gewaltsam hoch. Samson.
    »Genug«, wiederholte der Riese, der ihn fest umklammerte. »Genug, es reicht, es reicht. Komm zu dir!«
    »Wenn Konspiration und Deckung eurer Auffassung nach so aussehen, dann gratuliere ich euch herzlich!« Řehors räusperte sich.
    »Wir haben eine Mission«, setzte Bisclavret hinzu, »und jetzt werden sie uns wegen Mordes verfolgen. Reynevan! Was ist denn
     über dich gekommen? Warum hast du ihn so   ...«
    »Offensichtlich hatte er einen Grund«, unterbrach ihn Scharley.
    |517| »Aha«, meinte Řehors, »lasst mich raten. Adele von Sterz. Reynevan! Aber du hast doch versprochen   ...«
    »Halt den Mund!«
    Um den Kopf des am Boden Liegenden breitete sich eine große, im Licht der Fackeln schwarz glänzende Lache aus. Scharley kniete
     neben ihm nieder, fasste seine Schläfen, drückte sie fest und drehte sie dann rasch und kräftig. Es knirschte, der Kerl streckte
     sich und sank zusammen. Reynevan sah all das wie in einem hellen, weißen Licht. Er hörte alles wie durch einen Wasserfall
     hindurch. Seine Beine waren wie aus Watte, hätte Samson ihn nicht festgehalten, wäre er zu Boden gesunken.
    Scharley stand auf.
    »Tja, Reinmar,« sagte er kühl, »damit hast du einen Einschnitt in deinem Leben hinter dir. Aber du musst noch viel lernen.
     Damit meine ich die Technik.«
    »Lasst uns abhauen«, sagte Bisclavret. »Schnell!«
    »Er hat Recht«, meinte Samson.
     
    Sie sprachen nicht. Sie ritten schweigend weg, im Galopp, dem Lauf der Biele folgend,

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