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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Durcheinander veranstalteten, ihre Mahlzeit
     ein. Řehors und Bisclavret würden es |513| nicht lange aushalten, das war vollkommen klar. Die Versuchung war zu groß. Nachdem sie ein paar obszöne Anekdoten über den
     Papst, den Bischof von Breslau und die Geistlichkeit im Allgemeinen erzählt hatten, fingen sie mit politischen Rätseln an.
    »Warum hütet die römische Kurie ihre Schäfchen?«, fragte Řehors.
    »Weil sie sie scheren kann!«, schrien die Vaganten im Chor und klopften mit ihren Humpen auf den Tisch.
    »Aber jetzt passt auf!«, rief Bisclavret. »Jetzt geht’s um die kirchliche Hierarchie! Wer errät das?
Virtus, ecclesia, clerus, diabolus! Cessat, calcatur, errat, regnat!
«
    »Die Tugend wird mit Füßen getreten«, die Scholaren verbanden die Wörter geschickt miteinander zu Wortpaaren, »die Kirche
     irrt, der Klerus ist untätig, der Teufel herrscht!«
    Der Wirt schüttelte den Kopf, einige Kaufleute wandten sich demonstrativ ab. Auch den fünf grau gewandeten Reisenden am Nachbartisch
     missfiel diese vagantische Fröhlichkeit entschieden. Besonders einem von ihnen, der eine dunkle Haut hatte und wie ein Zigeuner
     aussah.
    »Seid still!«, forderte der Dunkelgesichtige nach einiger Zeit von ihnen. »Seid still, ihr seid nicht allein in der Wirtschaft!
     Man kann sich bei dem Lärm, den ihr macht, ja nicht einmal in Ruhe unterhalten!«
    »Oho!«, schrien die Vaganten zurück. »Seht doch mal! Da hat sich ein Bauernstreithammel gefunden! Wer hätte das gedacht!«
    »Ich habe gesagt, ihr sollt die Schnauze halten!« Der Dunkelgesichtige gab nicht auf. »Schluss mit dem Unfug!«
    Die Vaganten übertönten ihn mit Pfiffen und imitierten Furzgeräuschen. Anschließend scherzten sie aber doch etwas gemäßigter,
     zumindest etwas gedämpfter. Vielleicht passierte deshalb auch, was dann passierte. Reynevans Ohren hatten sich bei dem lauten
     Gelächter über die dümmlichen Witze über Päpste, Antipäpste, Bischöfe und Prioren geschlossen und waren |514| taub geworden, jetzt aber begann er plötzlich, auf andere Stimmen und Töne zu lauschen. Er wusste selbst nicht, ab wann er
     aus dem Durcheinander und dem Chaos etwas anderes herauszuhören begonnen hatte, Fetzen eines Gesprächs, das die fünf grau
     gewandeten Reisenden führten. Es war etwas darin, das an seine Ohren gedrungen war, ein Wort oder eine Reihe von Wörtern,
     vielleicht ein Satz. Vielleicht ein Name? Ohne zu wissen warum, tauchte Reynevan den Finger in sein Bier und zeichnete damit
     auf der Tischplatte das Zeichen Supirre, das zum Abhören benutzt wurde. Als er Samsons erstaunten Blick auf sich ruhen fühlte,
     zog Reynevan mit dem nun trockenen Finger das Zeichen noch einmal nach, absichtlich über die Linie hinaus, und vergrößerte
     es. Sofort begann er deutlicher zu hören.
    »Darf man wissen, was du beabsichtigst?«, fragte Samson, der mit dem Stöckchenschnitzen aufgehört hatte, mit sanfter Stimme.
    »Stör mich bitte nicht.« Reynevan konzentrierte sich. »Supirre
spe, vero. Aures quia audiunt.
Supirre
spe, vero
.
«
    Noch bevor die Beschwörung beendet war, begann er jedes Wort zu verstehen.
    »Ich will auf der Stelle tot umfallen, wenn ich lüge«, prahlte der Dunkelgesichtige. »Solch einen wohlgeformten Körper habe
     ich noch bei keinem Weib gesehen, niemals. Kleine Brüste wie die heilige Cäcilia auf dem Bild in der Kirche, aber fest, als
     wenn sie aus Marmor wären; sogar wenn sie auf dem Rücken lag, ragten sie in die Höhe. Ist ja kein Wunder, dass Herzog Johann
     wegen dieses Franzosenweibes den Kopf derart verloren hat.«
    »Aber schließlich ist er klüger geworden.« Der Zweite kicherte. »Hat sich ihrer entledigt, sie ins Loch gesteckt.«
    »Dafür soll Gott ihn belohnen!« Der Dunkelgesichtige wieherte. »Anders hätten wir uns ihrer nicht bedienen können. Und ich
     sage euch, wir haben uns bedient, hoho   ... Jede Nacht haben wir uns im Münsterberger Loch eingefunden   ... Und |515| jede Nacht haben wir sie alle zusammen   ... Gewehrt hat sie sich, sag ich euch, wie eine Wilde, wie eine Katze hat sie uns manchmal das Gesicht zerkratzt   ... Aber dadurch war die Freude nur noch größer.«
    »Habt ihr eich denn nit geforcht ’? Dass se eich behext? Se sog’n, de Burgundrin is’ e Hex, mit’m Teifel im Bunde. Der Abt
     vun Kamenz hot’s a gesogt   ...«
    »Na ja«, gab der Dunkle zu, »ich will nicht lügen, anfangs hatte ich schon Angst. Aber die Lust war stärker, hehehe. Was denn,
     das

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