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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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auseinander gegangen. Die
     einen waren der Ansicht, Johann von Münsterberg und Ludwig von Ohlau seien, wenn sie mit den Häretikern paktierten, keinen
     Deut besser als der Verräter Bolko Wołoszek oder die am Oberen Tor aufgespießten Spione. Es gab aber auch andere, die meinten,
     die Herzöge hätten mit Vernunft gehandelt und durch diese Übereinkommen Leben und Habe von vielen gerettet. Wenn doch auch
     andere, setzten sie so bedeutsam wie leise hinzu, ebensolchen Weitblick beweisen würden. Diese Stimmen konnten sich eindeutig
     durchsetzen, als die Nachricht von der Plünderung und Verwüstung Falkenbergs nach Glatz gelangte, nachdem der Herzog von Falkenberg,
     Bernhard, der Onkel von Bolko Wołoszek, den Vorschlag, ein Abkommen mit Prokop dem Kahlen zu treffen, vorschnell abgelehnt
     hatte.
    Stärker und lebhafter noch als Prokops Taboriten beschäftigten jedoch die von Süden heranziehenden Waisen die Gemüter. Die
     Nachricht, dass die Waisen heranzogen, war eben |528| erst in die Stadt gelangt und hatte dort große Verwirrung hervorgerufen, denn man schloss daraus, das ganze Land südlich von
     Glatz stehe in Flammen und versinke im Blut, und die Hussiten drängten ungehindert nach Norden. Mit zitternden Stimmen verkündeten
     Flüchtlinge und Augenzeugen, Lewin sei gefallen und auch die als uneinnehmbar geltende Burg Homole. Eingenommen und in Schutt
     und Asche gelegt seien auch zwei andere Burgen, nämlich Schnallenstein und Karpenstein, welche die Angreifer hätten aufhalten
     sollen. Lewin, Mittelwalde, Schnellenstein, Landeck und zahlreiche Dörfer seien in Flammen aufgegangen. Wem die Flucht nicht
     gelang, der sei unters Messer geraten, berichteten die Flüchtlinge und Augenzeugen, immer noch bleich vor Schreck, und die
     Einwohner von Glatz standen kurz davor, in vollkommene Panik zu verfallen.
    Bisclavret rieb sich die Hände, aber seine Freude dauerte nicht lange. Sie kamen just in dem Moment zum Marktplatz, als Herr
     Puta von Czastolovice zu den dort versammelten Bürgern sprach. Bei ihm war Prior Vogtsdorf.
    »Necessitas in loco, spes in virtute, salus ex victoria!«
, schrie Herr Puta. »Ich schwöre hier vor euch bei der heiligen Jungfrau Maria von Glatz und beim heiligen Kreuz, ich werde
     keinen Schritt weichen, die Stadt entweder verteidigen oder in ihren Trümmern sterben!«
    »Keiner von euch, auch nicht der Geringste, ist ohne Schutz«, setzte Prior Vogtsdorf ohne Emphase hinzu. »Keiner. Das schwöre
     ich beim heiligen Kreuz.«
    »Wir haben vielleicht ein Pech!«, stellte Bisclavret fest. »Schlimmer hätte es gar nicht kommen können. Dieser verdammte Puta
sans peur et sans reproche
im Verein mit dem beherztesten, tapfersten und ehrlichsten Pfaffen. So ein Pech aber auch!«
    »So ein Pech!«, stimmte ihm Scharley zu. »Wir haben offenbar kein Glück, verdammt noch mal. Lasst uns also alles noch einmal
     zusammenfassen. Eines der Tore zu öffnen, kommt |529| nicht in Frage. Unter den Verteidigern Panik zu schüren, wird schwierig. Was bleibt uns noch?«
    »Ein Mord.« Der Franzose verzog das Gesicht. »Ein Anschlag. Ein Terrorakt. Man könnte versuchen, Puta und den Prior zu eliminieren.
     Verlassen wir uns dabei auf Reynevan, der gestern Abend in Eisersdorf sein Talent dazu bewiesen hat   ...«
    »Es reicht!«, unterbrach ihn Reynevan. »Ich will kein Wort mehr davon hören. Ich warte auf einen ernsthaften Vorschlag. Was
     bleibt uns noch?«
    »Feuer.« Bisclavret zuckte mit den Achseln. »Feuer legen oder, besser noch, mehrere Brände. An mehreren Punkten gleichzeitig.
     Aber das kommt auch nicht in Frage. Ich mache das nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Reynevan«, die Stimme des Franzosen war kalt und sein Blick eisig, »du kannst von mir aus den Jünger der Lehre spielen, wenn
     du das möchtest. Oder wenn du meinst, dass das gut zu dir passt. Du kannst, von mir aus gern, für Wyclif, Hus, Gott und das
     Sakrament
sub utraque specie
, das Wohl des Volkes und Gerechtigkeit für alle kämpfen. Aber ich bin ein Profi. Ich will nur meine Arbeit machen und mit
     dem Leben davonkommen. Hast du das denn nicht kapiert? Störbrände muss man, sollen sie wirksam sein, genau in dem Moment legen,
     wenn der Sturm auf die Stadt beginnt. Verstehst du das?«
    »Ich verstehe es«, antwortete Scharley. »Genau dann, wenn der Sturmangriff beginnt. Das heißt, es bleibt keine Zeit mehr zur
     Flucht. Diejenigen, die mit unserer Hilfe die Stadt erobern, werden uns im Siegestaumel die Kehle

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