Gottesstreiter
Kirchlein? Bruder Salava!«
»Zu Befehl, Bruder Prokop!«
Nicht einmal eine Stunde verging, bis Feuer und Rauch in den Himmel stiegen und die frische Mailuft mit dem Gestank des Verbrannten
drückend schwer erfüllten.
Ta vojna pĕší, ta
mě
net
ěší
,
Těšila by
mě
má nejmilej
ší
...
Von den Marschliedern von Prokops Armee wurden nun die traurigeren viel öfter gesungen. Immer deutlicher waren Anzeichen von
Kriegsmüdigkeit zu spüren. Breslau hinter sich lassend, marschierten sie nach Süden, zu ihrer Rechten lag der Zobten, der
sich unverhofft und drohend aus dem flachen Terrain hob. Der Gipfel des Berges, der keineswegs bis in den Himmel hineinragte,
verschwand wie gewöhnlich in weit auseinander gezogenen Wolken – es sah aus, als hätten sie, am Himmel schwimmend, am Gipfel
angelegt und wären dort nun festgezurrt und verankert.
Sie marschierten ziemlich schnell auf Strehlen und Münsterberg zu, ohne allzu viele Beutezüge zu unternehmen. Es gab, um die
Wahrheit zu sagen, auch nicht mehr viel zu erbeuten. Jan Kolda von Žampach, der auf dem Stützpunkt am Zobten zurückgelassen
worden war, hatte in seiner kleinen Burg nicht untätig herumgesessen, sondern war oft ausgezogen, um zu plündern, was zu plündern
war, und zu verbrennen, was zu verbrennen war. Hie und da an Bäumen am Wegesrand |591| aufgehängte Priester und Mönche gingen wohl auch auf sein Konto, obwohl man auch Rachetaten der hiesigen Dorfbevölkerung nicht
ausschließen konnte, die oft die Gelegenheit nutzte, früheres Unrecht und Kränkungen durch den Pfarrer oder das Kloster abzurechnen.
Reynevan bangte um Weißkirchen, hoffte aber auf die Abkommen, die mit dem Patriziat von Strehlen und dem Herzog von Ohlau
getroffen worden waren. Und auf die dichten Wälder, die das Kloster verbargen.
Der Anblick von Münsterberg, der ihm die Erinnerung an Adele und Herzog Johann ins Gedächtnis rief, wirkte auf ihn wie das
rote Tuch auf den Stier. Er suchte das Gespräch mit Prokop, in der Hoffnung, ihn dazu zu bringen, das Abkommen mit Johann
zu brechen und die Stadt anzugreifen. Aber Prokop wollte nichts davon hören.
Das Einzige, was Reynevan erreichte, war, dass er sich der Reiterei Dobko Puchałas anschließen durfte, welche die Umgebung
mit Überfällen heimsuchte. Prokop stimmte zu. Er brauchte Reynevan nicht mehr. Und Reynevan kostete seine Wut aus, indem er
mit den Polen Weiler und Vorwerke in der Nähe von Münsterberg in Brand steckte.
Am fünften Mai, einen Tag nach St. Florian, kam eine seltsame Abordnung ins Hussitenlager. Einige prächtig gekleidete Bürger,
ein paar Geistliche höheren Ranges, einige Ritter, die die Wappen derer von Zedlitz, Reichenbach und Bolz trugen, dazu noch
ein polnischer Toporczyk. Diese Gesellschaft führte ein paar nächtliche Stunden lang eine geheime Unterredung mit Prokop,
Jaroslav von Bukowina und Královec in einem Vorwerk der Zisterzienser, das überdauert hatte. Als Prokop in der Morgendämmerung
den Befehl zum Aufbruch gab, klärte sich alles auf. Nach Johann von Münsterberg, Bernhard von Falkenberg und Ludwig von Ohlau
hatten auch Helena von Ratibor, Przemko von Troppau, Kasimir von Auschwitz und Bolko von Teschen beschlossen, ihre Güter durch
Abkommen zu retten.
|592| Die Verhandlungen mit den schlesischen Herzögen nährten bei den Soldaten das Gerücht, das Ende des Kriegszuges und die Zeit
zur Rückkehr seien gekommen. Es kamen auch Gerüchte auf, dass der von Prokop befohlene Marsch auf Neisse nun nach Troppau
führte, von wo aus das Heer schnurstracks nach Mähren und zur Oder ziehen werde.
»Es kann schon sein«, bestätigte der auf die Gerüchte hin angesprochene Dobko Puchała, »dass wir an Himmelfahrt zu Hause sind.
Für diesen Fall«, setzte er, Reynevan augenzwinkernd anblickend, hinzu, »ist es wohl gut, wenn wir hier noch ein bisschen
zündeln, nicht?«
Ach! Mój smętku, ma żałości!
Nie mog
ę
się dowiedzieci,
Gdzie mam pirwy nocleg mieci,
Gdy dusza z cia ła wyleci.
Der Himmel hatte sich mit schwarzen Wolken zugezogen, ein kalter Wind wehte, manchmal peitschte ein nadelscharfer Regen herab.
Das Wetter machte eindeutig seinen Einfluss auf die Lieder, die die Polen sangen, geltend.
Fałszywy mi świat powieda
ł
,
Bych ja długo żyw by ci mia
ł
,
Wczera mi tego nie powiada
ł
,
Bych ja długo żyw byci mia
ł
.
Puchałas Ziel war Berzdorf, mit einer Vorratsscheune des Klosters von Heinrichau
Weitere Kostenlose Bücher