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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Hospitälern gewesen, die Ausdünstung vieler fiebernder Körper, der Gestank
     von Kampfer, Urin, Blut und Zersetzung waren nichts Neues für ihn. Und die darüber lagernde unaufhörliche, aufdringliche Melodie
     aus leisem Schnarchen, Stöhnen, Jammern und Seufzen.
    Der Schmerz pochte gehörig in seinem Schulterblatt, hörte nicht auf, wurde nicht schwächer, strahlte über den ganzen Rücken,
     den Nacken und nach unten aus, bis in die Pobacken. Reynevan berührte seine Stirn, er spürte die nassen Haare |599| unter seinen Fingern. Ich habe Fieber, dachte er. Die Wunde eitert.
    Das ist schlimm.
     
    »Herrgöttl hilf, Bruder. Wir leben. Eine weitere Nacht liegt hinter uns. Sakra, vielleicht werden wir’s schaffen, wieder auf
     die Beine zu kommen   ...«
    »Bist du ein Böhme?« Reynevan drehte den Kopf zur rechten Seite seiner Pritsche, von der aus ihn sein Nachbar begrüßt hatte,
     bleich wie der Tod und mit eingefallenen Wangen. »Was ist das für ein Ort? Wo sind wir? Bei den Unsrigen?«
    »Ja, bei den Unsrigen«, murmelte der Bleiche. »Wir sind alle hier gute Böhmen. Aber um die Wahrheit zu sagen, Bruder, wir
     sind von den Unseren seeehr weit weg.«
    »Ich versteh   ...«, Reynevan, der versucht hatte, sich aufzusetzen, fiel stöhnend wieder auf die Pritsche zurück, »ich verstehe nicht. Was
     ist das denn für ein Hospital? Wo sind wir?«
    »In Ohlau.«
    »In Ohlau?«
    »In Ohlau«, bestätigte der Böhme. »Das ist so eine Stadt in Schlesien. Bruder Prokop hat mit dem Herzog einen Waffenstillstand
     und ein Abkommen geschlossen   ... Dass er seine Ländereien nicht verwüstet   ... Und der Herzog hat ihm dafür versprochen, dass er die taboritischen Verwundeten versorgen lässt   ...«
    »Und wo ist Prokop? Wo ist Tábor? Welchen Tag haben wir heute?«
    »Tábor? Weeeeiiit weg   ... Auf dem Weg nach Hause. Welcher Tag? Dienstag. Übermorgen, am Donnerstag, ist ein Feiertag.
Nanebevstoupení Pán
ě.«
    Christi Himmelfahrt. Reynevan rechnete rasch, vierzig Tage nach Ostern, das fällt auf den dreizehnten Mai. Also ist heute
     der elfte. Am achten bin ich verwundet worden. Das heißt, ich war drei Tage lang nicht bei Bewusstsein.
    »Du sagst, Bruder«, fragte er seinen Nachbarn weiter aus, |600| »Tábor verlässt Schlesien? Heißt das, dass der Kriegszug zu Ende ist? Wird denn nicht mehr gekämpft?«
    »Es ist angeordnet worden«, war eine weibliche Stimme zu vernehmen, »dass es verboten ist, über Politik zu sprechen. Oder
     etwa nicht? Also bitte, dann wird auch nicht darüber gesprochen. Es wird gebetet. Zu Gott, um Gesundheit. Und für die Seele
     des Gründers dieses Spitals. Und unsere Wohltäter und Sponsoren dürfen wir im Gebet auch nicht vergessen. Also, Brüder in
     Christo, wer aufstehen kann, begibt sich in die Kapelle!«
    Er kannte diese Stimme.
    »Du bist also wieder bei Bewusstsein, Junker Lancelot. Endlich. Das freut mich.«
    »Dorothea   ...«, seufzte er, als er sie erkannte. »Dorothea Faber   ...«
    »Das ist lieb, dass du mich wiedererkannt hast, Junker, wirklich lieb.« Das Freudenmädchen schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
     »Ich bin froh, dass du endlich wieder bei Bewusstsein bist   ... Oh, und das Kopfkissen ist heute auch nicht mehr voller Blut   ... Also wird das wieder werden mit dir. Wir werden den Verband wechseln. Elencia!«
    »Schwester Dorothea!«, stöhnte jemand an der gegenüberliegenden Wand. »Mein Bein tut so furchtbar weh   ...«
    »Du hast kein Bein mehr, Söhnchen, das habe ich dir doch schon gesagt. Elencia, komm doch bitte mal!«
    Er erkannte sie nicht sofort. Vielleicht war es das Fieber, vielleicht die Zeit, die mittlerweile verflossen war, er blickte
     ziemlich lange verständnislos zu der blonden jungen Frau mit dem kleinen Mund und den blassblauen Augen hinauf. Und den langsam
     wieder nachwachsenden, ehemals gerupften Brauen.
    Es dauerte eine Weile, bis er begriff, wer sie war. Dass das Mädchen offensichtlich genau wusste, wer er war, half. Er sah
     es ihrem ängstlichen Blick an.
    »Die Tochter des Ritters von Stietencron   ... Die Gallenauer Wälder   ... der Steubernhau   ... Du lebst? Du hast überlebt?«
    |601| Sie nickte, mit einer ihr unbewussten Bewegung strich sie sich ihre Schürze glatt. Und er begriff plötzlich, woher die Angst
     in ihren Augen kam, das erschrockene Gesicht und das Zittern ihrer Lippen.
    »Ich war das nicht   ...«, stammelte er. »Nicht ich habe den Steuereinnehmer überfallen   ... Ich hatte

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