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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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der Überzeugung, dass die Konjunktionen nicht günstig waren und die Aussichten ganz einfach schlecht. Auf seinen Befehl
     hin trat das gesamte Troppauer Kontingent den Rückzug an. In panischer Angst.
    |694| Johann von Münsterberg, Hinko Stosch und Georg Zettritz hatten sich mittlerweile, Befehl um Befehl gebend, heiser gebrüllt.
     Die Reiterei zog sich von der Wagenburg zurück, um sich neu zu formieren. Das war der letzte und schlimmste Fehler der Anführer
     in dieser Schlacht. Die Waisen hatten es inzwischen geschafft, die Haubitzen und Tarrasbüchsen erneut zu laden, die Schützen
     hatten ihre Hakenbüchsen und Schießrohre in den Händen, und auch die Armbrustschützen waren bereit. Unter ohrenbetäubendem
     Getöse erglühte die Wagenburg aufs Neue in Feuer und Rauch, und auf die zurückweichenden Schlesier ging ein mörderischer Hagel
     von Geschossen nieder. Wieder durchschlugen Kugeln und Bolzen mit lautem Krachen das Blech, wieder stürzten stöhnend verletzte
     Pferde. Wer noch dazu in der Lage war, wandte sich jetzt zu wilder Flucht.
    In wilder Hast, die unter seinem Kommando Stehenden zurücklassend, machte sich der Starost von Grottkau, Tamsch von Tannenfeld,
     davon. Mit dem Rest seiner Ritter flüchtete Unterstarost Stosch vom Schlachtfeld. Taub für die verzweifelten Rufe Herzog Johanns
     und Zettritz ’, zerstreuten sich die Breslauer und Münsterberger Ritter.
    »Jetzt!«, brüllte Jan Královec von Hrádek. »Jetzt! Auf sie, Gottesstreiter! Auf sie! Schlaaagt siiieee!«
    An den Seiten der Wagenburg wurden sofort einige Wagen weggerollt, durch die entstandenen Lücken strömte die böhmische Reiterei
     aufs Feld. Auf leichteren und ausgeruhten Pferden und weniger durch die Rüstung behindert, holten die hussitischen Reiter
     im Nu die fliehenden Schlesier ein. Wen sie erwischten, der wurde ohne Gnade und Nachsicht niedergemacht.
    Hinter der Reiterei stürmte das Fußvolk aus der Wagenburg hervor. Die Schlesier, die von den Schwertern der Berittenen verschont
     geblieben waren, ereilte nun der Tod durch die Dreschflegel.
    »Auf sie! Loooos! Auf siiieee!«
    |695| Über das Schlachtfeld zogen der Rauch und der Gestank von Verbranntem. Die Brände erloschen allmählich. Und im Osten stieg
     eine blutrote Dämmerung auf.
     
    »Los, auf sie!«, schrie Reynevan, der beim Angriff zwischen Salava und Brázda von Klinštejn ritt. »Schlagt sie!«
    Sie erreichten die Schlesier, stürzten sich auf sie wie die Falken, und ein wildes Gemetzel begann. Schwerter trafen auf Panzerplatten,
     dass Funken von den Klingen sprangen. Reynevan kämpfte, was das Zeug hielt, er brüllte laut, und sein Gebrüll verlieh ihm
     Mut. Die Schlesier versuchten, dem Kampf zu entkommen, sie rannten davon. Reynevan galoppierte hinterher.
    Da bemerkte ihn der Mauerläufer.
     
    Der Mauerläufer hatte sich nicht an der Schlacht beteiligt, diese interessierte ihn nicht sonderlich. Er war, im Verborgenen
     der Spur des schlesischen Heeres folgend, nur aus einem einzigen Grund nach Altwilmsdorf gekommen. Nur zu diesem einen Zweck
     hatte er zehn seiner schwarzen Reiter vom Sensenberg hierher gebracht. Die Entwicklung der Ereignisse voraussehend, waren
     sie wie Gespenster auf das Schlachtfeld vorgedrungen, umherstreifend und Ausschau haltend.
    Dass der Mauerläufer Reynevan im Durcheinander der Schlacht, in der großen Verwirrung und der nur von Bränden erhellten Dunkelheit
     überhaupt bemerkt hatte, war reiner Zufall. Ein bisschen Glück. Wäre dieses Quäntchen Glück nicht gewesen, hätten dem Mauerläufer
     weder Magie noch Haschisch geholfen.
    Als der Mauerläufer Reynevan erblickte, stieß er einen melodischen Schrei aus. Die schwarzen Reiter wendeten sofort ihre Pferde.
     In rasendem Galopp ritten sie alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.
    »Adsumus! Adsuuumuuus!«
    Reynevan sah sie kommen. Und war wie versteinert.
    |696| Aber Zufälle und ein Quäntchen Glück erfuhren alle, keiner hatte ein Monopol darauf. Besonders nicht in dieser Nacht.
    Als das Fußvolk, der Reiterei folgend, hinter den Wagen hervordrängte, um die Schlesier zu jagen, hatten auch etliche Schützen
     ihre Kanonen verlassen und waren mitgestürmt. Aber nicht alle. Manche liebten ihre Feuerwaffe so sehr, dass sie sich ohne
     sie nicht an die Verfolgung machten. Die Haubitzen, die auf Lafetten saßen, waren für derlei Manöver geradezu ideal geeignet.
     Es war Zufall, dass drei Geschützmannschaften ihre Haubitzen gerade in dem Moment aufs

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