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Gottesstreiter

Titel: Gottesstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Schlachtfeld zogen, als die schwarzen
     Reiter attackierten. Als sie begriffen, was vor sich ging, wendeten die Schützen ihre Lafetten. Und hielten die Lunten an
     die Zünder.
    Der Hagel aus Bleiklümpchen, Eisensplittern und verschnittenen Nägeln war für die in Eisen gehüllten Reiter etwa so schwer
     zu verkraften, als hätte man mit Erbsen nach ihnen geworfen, denn wie Erbsen prallte er von ihren Brustpanzern ab. Der Winkel,
     den die Läufe der Haubitzen einnahmen, bewirkte jedoch, dass die Mehrzahl der Geschosse die Pferde traf. Und unter ihnen ein
     regelrechtes Massaker anrichtete. Nicht eines der zehn Pferde hielt der Salve stand, nicht eines hielt sich mehr auf den Beinen.
     Ein paar Reiter wurden zerquetscht, andere von den Hufen der wild um sich schlagenden Pferde getroffen und getötet. Der Rest
     kroch am Boden herum, versuchte röchelnd, sich zu erheben, und taumelte mit von Hasch’isch vernebeltem Blick umher. Man ließ
     sie nicht zur Besinnung kommen.
    Aus der Wagenburg drangen die letzten Kräfte der Waisen hervor. Leicht Verwundete. Wagenlenker. Schmiede und Sattler. Frauen.
     Halbwüchsige. Bewaffnet mit dem, was den Gefallenen entglitten war. Die schwarzen Reiter wurden von Forken, Hellebarden und
     Spießen zurückgedrängt und umgeworfen, wie Ameisen machten sich die Waisen über die Gestürzten her. Rungen, Beile, Keulen,
     Scheite und Hämmer sausten auf sie nieder und trafen die Schwachstellen: die Visiere, |697| die Schurze, die Armschienen, den Knieschutz. In die Spalten der Rüstung drangen scharfe Messer, Ahlen und Sicheln. Das Röcheln
     verwandelte sich in qualvolle, erschütternde Schreie.
    Die schwarzen Reiter starben einen schweren Tod. Es dauerte lange. Lange Zeit wollten sie nicht vom Leben lassen. Aber die
     Hussiten schlugen und schlugen unaufhörlich auf sie ein.
    Bis zum Ende.
     
    Der Mauerläufer sah das alles, und auch Reynevan sah das alles. Reynevan sah den Mauerläufer, der Mauerläufer sah Reynevan.
     Sie sahen sich über das blutgetränkte Schlachtfeld hinweg mit hasserfüllten Blicken an. Bis Reynevan einen wütenden Schrei
     ausstieß, seinem Pferd die Sporen gab und, sein Schwert zückend, auf den Mauerläufer zusprengte.
    Der Mauerläufer ließ die Zügel schießen, hob mit gewaltigem Schwung seine Arme und machte in der Luft eine komplizierte Bewegung.
     Sofort umgab ihn eine knisternde, funkensprühende Aura, aus den gespreizten Fingern begannen Feuerkugeln zu wachsen. Aber
     es gelang ihm nicht, seinen Zauber zu werfen. Er schaffte es nicht. Reynevan kam immer näher, und von der anderen Seite des
     Schlachtfeldes hielt eine Gruppe von Reitern auf ihn zu, die ihm jeden Moment in den Rücken fallen würde. Von den Wagen her
     näherte sich eine Gruppe Leitomischler Fußvolk mit Dreschflegeln und Hellebarden. Der Mauerläufer stieß eine Beschwörungsformel
     aus und schlug mit den Armen, als wären es Flügel. Vor den Augen Reynevans und der verwunderten Waisen schwang sich flügelschlagend
     ein riesiger Vogel aus dem Sattel des schwarzen Hengstes. Er flog auf, stieg in die Luft und flog wild krächzend hoch in den
     Himmel. Er flog weiter und verschwand.
    »Zauber!«, schrie Matĕj Salava z Lipé. »Papistenzauber! Pfui!«
    Um seinem Zorn Luft zu machen, hieb er dem schwarzen |698| Hengst seine Streitaxt auf den Schädel. Der Hengst ging in die Knie, dann fiel er zur Seite und streckte steif die Beine von
     sich.
    »Dort sind sie!«, schrie Salava und deutete in die Richtung. »Dort sind sie, die Hundsfotte! Da laufen sie! Hinterher, Brüder!
     Jagt sie! Haut sie! Für Kratzau!«
    »Für Kratzau! Schlagt sie! Lasst keinen am Leben!«
     
    Das Kampfgetümmel hinter sich lassend, war Johann von Münsterberg in Panik davongejagt, seinem schwer schnaubenden, galoppierenden
     Pferd das Letzte abverlangend.
    Er strebte nach Norden, Richtung Schwedeldorf, das immer noch brannte. Er wusste nicht genau, wohin er wollte, es war ihm
     im Grunde auch einerlei. Vor Angst wie gelähmt, wandte er sich dorthin, wohin auch die anderen geflohen waren. Nur weg von
     diesem Massaker!
    Er holte ein paar Ritter auf schaumbedeckten Pferden ein, die kaum noch in der Lage waren, sich fortzubewegen.
    »Risin? Borschnitz? Kurzbach?«
    »Herzog!«
    »Auf die Pferde, schneller! Weg von hier!«
    »Dorthin   ...«, stieß Hintsche von Borschnitz keuchend hervor und deutete in die Richtung. »Hinter das Flüsschen   ...«
    »Auf die Pferde!«
    Die Idee mit dem Flüsschen erwies sich

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