Gottesstreiter
Szafraniec mitteilen? Das wollt Ihr?«
»Wenn ich es nicht wollte«, Prokop zwirbelte seinen Schnurrbart, »würde ich dann davon reden?«
Vor der Scheune wartete Jan Roháč z Dubé, der berühmte Hetman von Tschaslau, auf Raczyňski. Mit einer berittenen Eskorte.
Der Pole sprang in den Sattel des für ihn bereitgehaltenen Pferdes und nahm den Wolfspelz, den ihm ein Knecht reichte. Da
trat Prokop zu ihm.
»Leb wohl, Bruder Wyszek!« Er gab ihm die Hand. »Möge Gott dich leiten. Und richte über Szafraniec dem König Władysław meine
guten Wünsche für seine Gesundheit aus. Ich wünsch ihm Glück ...«
»In der Ehe mit Sonka!« Prokupek zeigte breit lächelnd seine Zähne, aber der Kahle brachte ihn mit einem vernichtenden Blick
zum Schweigen.
»Ich wünsch ihm Glück zur Jagd«, fuhr er fort. »Ich weiß, |136| dass er die Jagd schätzt. Aber er soll auf sich Acht geben. Siebenundsiebzig Jahre ist er alt. In dem Alter holt man sich
leicht eine Erkältung, und daran kann man sterben.«
Raczyňski verbeugte sich und trieb das Pferd zungeschnalzend an. Kurz darauf sprengten sie im Galopp dem Übergang über die
Elbe entgegen, er und Jan Roháč z Dubé. Zwei Freunde, Kommilitonen und Waffenbrüder. Vor Roháč und Wyszek, dem Böhmen und
dem Polen, lagen noch viele Schlachten, Scharmützel und Gefechte, in denen sie gemeinsam kämpfen sollten, Seite an Seite,
Pferd an Pferd, Schenkel an Schenkel, Schulter an Schulter. Gemeinsam sollten sie auch sterben – am selben Tag auf demselben
Richtplatz, zuerst grausam gefoltert, dann gehängt. Aber das konnte an jenem Tag noch niemand ahnen.
Die große Bombarde war bis zum Morgen abgekühlt, und der von heißem Enthusiasmus beseelte Büchsenmeister versäumte nicht,
sie bei Sonnenaufgang krachen zu lassen. Der Lärm und die Erderschütterung waren so gewaltig, dass Reynevan von der schmalen
Pritsche fiel, auf der er geschlafen hatte. Dünnes Stroh und Staub rieselten noch drei Vaterunser lang von der Decke. Hinter
der großen Bombarde ließen sich, wie hinter einer Mutter, auch die kleineren vernehmen und schickten ihre zentner- oder halbzentnerschweren
Kugeln.
Es donnerte. Der Boden zitterte. Reynevan war sein Traum wieder eingefallen, und der war es wert, dass man sich an ihn erinnerte:
Er hatte wieder von Nicoletta, von Katharina von Biberstein, geträumt. In allen Einzelheiten.
Die Kanonen donnerten. Die Belagerung dauerte an.
Den dritten und letzten Grund dafür, dass er mit Scharleys Beurlaubung einverstanden war, nannte Prokop ihnen um die Mittagsstunde.
Allen verging auf der Stelle die Lust.
»Ich brauche euch in Schlesien. Beide. Ich will, dass ihr nach Schlesien zurückkehrt.«
|137| »Im August«, fuhr Prokop fort, ohne sich um ihre grimmigen Mienen zu kümmern oder gar eine Antwort abzuwarten, »im August,
als wir die Kreuzfahrer bei Mies zurückgeschlagen haben, hat uns der Bischof von Breslau wieder einmal ein Messer in den Rücken
gejagt. Das Heer des Bischofs und der schlesischen Herzöge, wie üblich unterstützt von Albrecht von Kolditz und Puta von Czastolovice,
ist erneut in die Umgebung von Nachod eingefallen. Wieder wurde böhmisches Blut vergossen, wieder hat das Feuer die Häuser
verschlungen. Wieder hat es bestialische Grausamkeiten an hilflosen Leuten gegeben.«
»Schon ein Jahr wälzt sich eine Lawine schrecklichen Terrors über Schlesien hinweg. Überall brennen die Scheiterhaufen. Grausam
suchen die Deutschen unsere slawischen Brüder heim. Wir werden nicht tatenlos zusehen. Wir ziehen nach Schlesien, um unseren
Brüdern zu Hilfe zu eilen. In einer Mission des Friedens und der Stabilisierung.«
»Eine solche Mission«, Prokop ließ sie weiterhin nicht zu Wort kommen, »bedarf aber der Vorbereitung. Und das wird eure Aufgabe
sein. Wenn ihr eure Privatangelegenheiten erledigt habt, wozu ich euch so großzügig meine Erlaubnis erteilt habe, begebt ihr
euch zum Weißen Berg, zu Bruder Neplach. Bruder Neplach wird euch auf eure Aufgabe vorbereiten. Die ihr, daran habe ich keinen
Zweifel, für Gott, Religion und Vaterland aufopferungsvoll erfüllen werdet. Wie es sich für Gottesstreiter geziemt ... Du willst etwas sagen, Scharley. Sprich.«
»In Schlesien«, Scharley räusperte sich, »kennen sie uns. Wir sind dort bekannt. Es gibt viele, die eine Wut auf uns haben.
Viele, die uns tot sehen möchten.«
»Das ist gut. Dann ist gewährleistet, dass ihr vorsichtig und
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