Gottesstreiter
Wielu ń« sagte, zwinkerte er dabei meist bedeutungsvoll
oder fügte ein spöttisches Wort hinzu. So wie auch Prokop jetzt.
»Das macht nichts, denn wenn sich der Deutsche Orden |129| aufmacht und die Drewenz überschreitet, vergisst Jagiełło sein laut verkündetes Edikt ganz schnell. Denn er weiß sehr wohl,
dass er, wenn er Hilfe gegen die Deutschen sucht, sie vermutlich nicht in Rom findet.«
»Ha!«, erwiderte Raczyňski, »das ist wahr, das bestreite ich nicht. Aber ich sage auch nicht, dass ich keine Angst habe. Ich
reise zwar unter fremdem Namen. Aber ihr wisst ja selbst, wie das mit diesem neuen Gesetz ist: Jeder will sich plötzlich vordrängen,
will durch seinen Eifer glänzen, sich zeigen und sich hervortun, vielleicht rechnen sie’s ja an, und man wird befördert. Zbigniew
Oleśnicki hat eine ganze Armee von Zuträgern in seinen Diensten. Und dieser Jędrzej Myszka, der
vicarius
des Bischofs, dieser Bastard und Hundesohn, hat eine Nase wie ein Jagdhund und schnüffelt aufgeregt herum, damit auch ja kein
Hussit um König Władysław II. Jagiełło herumschwänzelt ... Verzeiht, ich wollte sagen ...«
»Du wolltest sagen, ja ›kein Hussit‹«, sagte Prokop, ihm kalt lächelnd das Wort abschneidend. »Nur keine Haarspaltereien.«
»Ja, richtig ... Aber ich werde wohl kaum in die Nähe des Königs gelangen. In Zator treffe ich Herrn Jan Mężyk z Dąbrowy, einen Verfechter
unserer Sache, gemeinsam begeben wir uns dann nach Pieskowa Ska ła, dort treffen wir uns heimlich mit Piotr Szafraniec, dem
Krakauer Unterkämmerer. Und Herr Piotr, ein Mann, der uns gewogen ist, wird König Władysław die Botschaft überbringen.«
»Gut, gut«, sagte Prokop gedankenverloren und zwirbelte dabei seinen Schnurrbart. »Jagiełło selbst benötigt derzeit keine
Boten. Der hat wahrscheinlich ganz andere Sorgen.«
Die Anwesenden wechselten bedeutungsvolle Blicke. Sie wussten, was gemeint war, die Nachricht hatte sich schnell verbreitet.
Königin Sonka, Jagiełłos Gemahlin, war der Treulosigkeit und des Ehebruchs angeklagt. Sie hatte sich, wie das Gerücht besagte,
mit mindestens sieben Rittern ehrlos vergangen. In Krakau dauerten Verhaftungen und Verfolgungen an, und der für gewöhnlich
ruhige Jagiełło tobte vor Wut.
|130| »Eine große Verantwortung ruht auf dir, Bruder Wyszek. Unsere Botschaften nach Polen hatten bislang kläglichen Erfolg. Ich
erinnere nur an Hynek von Kolštejn. Deswegen übermittle Herrn Szafraniec bitte zu allererst, dass, falls König Władysław dies
gestattet, in Kürze eine böhmische Abordnung, an deren Spitze ich stehen werde, ins Wawelschloss kommen wird, um sich vor
Seiner Majestät zu verneigen. Das ist die wichtigste Aufgabe deiner Mission, meine Mission vorzubereiten. Du wirst sagen,
dass du mein Abgesandter und Stellvertreter bist.«
Wyszek Raczyňski verneigte sich.
»Deinem Urteilsvermögen und deinem Empfinden überlasse ich es«, fuhr Prokop der Kahle fort, »mit wem du in Polen noch sprechen
wirst. Wen du ausforschst. Du musst auch wissen, dass ich noch nicht entschieden habe, an wen ich mich mit meiner Botschaft
wende. Ich möchte zu Jagiełło. Aber bei widrigen Umständen schließe ich auch Witold nicht aus.«
Raczyňski öffnete den Mund, schwieg aber dann.
»Mit Fürst Witold«, warf Prokupek ein, »würden wir einen gemeinsamen Weg gehen. Wir haben ähnliche Pläne.«
»Pläne wozu?«
»Böhmen, von einem Meer zum anderen. Das ist unser Ziel.« Wyszeks Gesicht sprach Bände, Prokupek beeilte sich daher mit seiner
Erklärung.
»Brandenburg«, erklärte er und tippte mit dem Finger auf die Landkarte, »ist Stammland der böhmischen Krone. Die Luxemburger
haben Brandenburg den Wittelsbachern einfach abgeluchst, es wird keine große Kunst sein, diesen Handel für ungültig zu erklären.
Sigismund von Luxemburg haben wir als König unmöglich gemacht, also erklären wir auch seine Geschäfte für ungültig. Wir nehmen
uns, was unser ist. Und wenn sich die Deutschen widersetzen wollen, kommen wir mit unseren Kampfwagen und versohlen ihnen
den Hintern.«
»Ich verstehe«, sagte Raczyňski, aber sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht wesentlich, was Prokupek bemerkte.
|131| »Sobald wir Brandenburg haben«, fuhr er deshalb fort, »machen wir uns über den Deutschen Orden her. Dann verscheuchen wir
diese verdammten Teutonen von der Ostsee. Und dann haben wir das Meer für uns, nicht?«
»Und
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