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Gotteszahl

Gotteszahl

Titel: Gotteszahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Holt
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der norwegischen Forschung wurden mit Mitteln überschüttet. Da auch die Polizei bei den vielen Versuchen, das Uhrwerk in Gang zu halten und den wirtschaftlichen Zusammenbruch zu verhindern, reichlich bedacht wurde, hatte Inger Johanne viermal so viel Geld wie noch vor wenigen Wochen. Das eröffnete neue Möglichkeiten, unter anderem konnte sie nun auf jüngere Forscher und wissenschaftliche Assistenten zurückgreifen. Zugleich sorgten die Mittel für neue Probleme. Sie war gerade dabei gewesen, einen Rahmen für das Projekt fertigzustellen, als die ganze Patience neu gelegt werden musste.
    Es war schwer, und es machte ihr immer große Mühe, in Gang zu kommen.
    Aber sie freute sich.
    Inzwischen war es Abend geworden. Kristiane war bei Isaks Eltern ungewöhnlich umgänglich gewesen, und Ragnhild war begeistert, als jedes Kind eine große Tüte Süßigkeiten erhalten hatte. Da Kristiane drei Nachweihnachtstage mit ihrem Vater bei den Großeltern verbringen sollte, hatte Ragnhild auch dort bleiben wollen. Isak hatte wie üblich breit gegrinst und nichts dagegen gehabt. Vermutlich war er längst zu derselben Erkenntnis gelangt wie Yngvar und Inger Johanne: Kristiane war ruhiger, schlief besser und war fröhlicher, wenn Ragnhild in der Nähe war.
    Das Haus war still. Die Nachbarn von unten waren offenbar verreist. Als Inger Johanne gegen acht das Haus betreten hatte, war das gesamte Untergeschoss dunkel gewesen. Sie ging von Zimmer zu Zimmer und machte Licht. Sie ließ alle Türen offen stehen, der Hund wanderte durch die ganze Wohnung, wenn er abends nicht bei Kristiane eingesperrt wurde. Seine tapsenden Pfoten und das gutmütige Plumpsen auf den Boden, wenn Jack sich irgendwo niederließ, sorgten immer dafür, dass sie sich nicht so allein fühlte, wenn sie es wirklich einmal war. Schließlich ging sie mit dem Laptop ins Wohnzimmer, machte es sich auf dem Sofa bequem und nippte an einem Glas Wein, während sie im Netz surfte, ohne sich sonderlich zu konzentrieren. Sie hatte eben beschlossen, auf ordspill.no eine Art Scrabble zu spielen, als das Telefon klingelte.
    »Hallo, ich bin es.«
    Sie hatte sich lange nicht mehr so darüber gefreut, seine Stimme zu hören.
    »Hallo, Liebster. Wie läuft es da drüben?«
    Yngvar lachte kurz. »Ich habe vor allem den Kollegen in Bergen im Weg gestanden, ich hab mich blamiert, indem ich den Witwer besucht habe, als er erst seit wenigen Stunden vom Tod seiner Frau wusste, ich habe mich schon mit dem Sohn des Opfers angelegt, fürchte ich, und ich habe außerdem so viel zu Abend gegessen, dass mir schlecht ist.«
    Sie lachte ebenfalls. »Klingt gar nicht gut. Wo wohnst du?«
    »Im SAS-Hotel auf Bryggen. Zimmer ist in Ordnung, sie haben mich auf eine Suite hochgestuft, als ihnen aufging, woher ich komme. Zu Weihnachten ist die Bude hier nicht gerade überlaufen.«
    »Wissen sie denn auch, warum du da bist?«
    »Nein. Es ist ein Wunder. Jetzt sind fast vierundzwanzig Stunden vergangen, seit Bischöfin Lysgaard ermordet aufgefunden wurde, aber noch kein Scheißjournalist hat Wind davon bekommen. Es muss das viele Weihnachtsessen sein, das sie dermaßen schwerfällig macht.«
    »Oder der Aquavit. Oder vielleicht gelingt es der Polizei in Bergen eben besser als ihren Kollegen in Oslo, dichtzuhalten.
    Ich habe übrigens gerade die Nachrichten gesehen. Es gab einen kurzen Beitrag über den Todesfall. Aber sie haben keine Todesursache genannt.«
    Sie konnte durch die Leitung Geräusche hören, die darauf schließen ließen, dass Yngvar seinen Schlips ablegte. Plötzlich war sie gerührt: Sie kannte ihn so gut, dass sie solche Dinge durch das Telefon wahrnahm.
    »Moment mal«, sagte er. »Ich zieh nur eben die Schuhe aus und befreie mich von diesem verdammten Strick um den Hals. So. Wie war es denn bei euch? War es schlimm, heute Morgen alles wegräumen zu müssen, mit den Kindern und überhaupt? Du musst doch schrecklich müde sein. Tut mir leid, dass …«
    »Es war kein Problem. Du weißt doch, eine Nacht ohne Schlaf macht mir nichts aus. Die Kinder haben zwei Stunden im Garten gespielt, und es ist nichts Schlimmeres passiert, als dass ich …«
    Sie hatte die Erinnerung an den Fremden bisher verdrängen können. Jetzt schoss eine ängstliche Flamme durch ihren Körper und sie verstummte.
    »Hallo? Inger Johanne?«
    »Ja, ich bin doch hier.«
    »Stimmt irgendwas nicht, Liebes?«
    Yngvar würde alles abtun. Er würde auf seine resignierte Weise seufzen und sie bitten, nicht immer so

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