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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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alten englischen Schriftstellern, die, ihrer Werthlosigkeit wegen, in Vergessenheit gerathen sind. Aus Ehrfurcht vielleicht vor Herr Bracebridge’s Ansichten, hatte er sorgfältige Untersuchungen über die Festgebräuche und Feierlichkeitssitten früherer Zeiten angestellt; und er war eben so eifrig in dieser Untersuchung, als ob er ein Lebemann gewesen wäre; er that es indessen bloß mit jenem brütenden Geiste, womit Leute von lebendiger Gemüthsart jede Spur von Studium verfolgen. nur deßwegen, weil man dieß Gelehrsamkeit heißt; gleichgültig gegen die innere Beschaffenheit, ob ‘s sich um Erläuterung der Weisheit oder der Ruchlosigkeit und Unanständigkeit des Alterthums handle. Er hatte über diesen alten Bänden so emsig gebrütet, daß sie sich auf seinem Gesicht wieder abzuspiegeln schienen, welches, wenn anders das Antlitz ein Spiegel der Seele ist, füglich mit einem Titelblatte in gothischen Lettern verglichen werden konnte.
    Als wir die Kirchenthüre erreichten, hörten wir, daß der Pfarrer den grauköpfigen Küster deßwegen ausschalt, weil er unter dem Laubwerk, womit er die Kirche ausgeschmückt, die Mistel angebracht habe. Dieß, bemerkte er, sei ein unheiliger Strauch, der dadurch entweiht worden, daß die Druiden sich seiner bei ihren geheimnißvollen Feierlichkeiten bedienten, und ob man ihn gleich ganz unschuldig bei der festlichen Ausschmückung von Hallen und Küchen gebrauchen könne, so hätten die Kirchenväter ihn doch für unheilig und durchaus unanwendbar zu heiligen Zwecken gehalten. So hartnäckig war er in diesem Punkt, daß der arme Küster sich genöthigt sah, einen großen Theil der bescheidenen Siegeszeichen seines Geschmacks herabzureißen, ehe der Pfarrer den Gottesdienst anfangen wollte.
    Das Innere der Kirche war ehrwürdig, doch einfach; an den Mauern waren mehrere Denkmäler der Bracebridge’s, und dicht neben dem Altar war ein Grabstein von alter Arbeit, auf welchem das Bild eines Kriegers in voller Rüstung lag, mit übereinandergeschlagenen Beinen, ein Zeichen, daß er ein Kreuzfahrer gewesen. Man sagte mir, es stelle einen aus der Familie dar, der sich in dem heiligen Lande ausgezeichnet habe, und zwar denselben, dessen Bild über dem Kamin im Saale hing.
    Während des Gottesdienstes stand Meister Simon in dem Kirchenstuhle auf und wiederholte die Responsen mit hörbarer Stimme, wobei er die Art feierlicher Andacht an den Tag legte, welche die Leute aus der alten Schule und aus guten Familien pünktlich zu beobachten pflegen. Ich bemerkte, daß er die Blätter des Folio-Gebetbuches mit einer Art Schwung umwandte, wahrscheinlich um bei der Gelegenheit einen ungeheuren Siegelring zu zeigen, welcher an einem seiner Finger prangte, und der das Ansehen eines Familienüberbleibsels hatte. Aber er war augenscheinlich am meisten um den musikalischen Theil des Gottesdienstes bemüht, hielt die Augen unverwandt auf das Chor geheftet, und schlug mit vielem Geberdenspiel und Nachdruck den Takt.
    Das Orchester war auf einer kleinen Gallerie angebracht und bot eine sehr drollige Zusammenstellung von Köpfen dar, welche übereinander gethürmt waren, und worunter ich besonders den des Dorfschneiders, eines blassen Burschen mit zurücktretender Stirn und eingezogenem Kinn bemerkte, welcher das Clarinett blies und sein Gesicht schon ganz spitz geblasen zu haben schien; es war noch ein Anderer da, ein kurzer engbrüstiger Mann, der sich bei einer Baßviole tief bückte und zerarbeitete, so daß man nur den obern Theil seines runden, kahlen Kopfes sehen konnte, der wie ein Straußenei aussah. Unter den Sängerinnen waren zwei oder drei artige Gesichter, denen die scharfe Luft des kalten Morgens eine hohe Rosenfarbe gegeben hatte; aber die Herrn Choristen waren augenscheinlich, wie die alten Cremoneser Geigen, mehr ihres Tones, als ihres Aeußern wegen gewählt worden, und da mehrere von ihnen aus Einem Buche singen mußten, so entstand dadurch ein Zusammenfließen seltsamer Physiognomien, den Gruppen von Cherubim nicht unähnlich, wie wir sie zuweilen auf Leichensteinen auf dem Lande finden.
    Der gewöhnliche Gottesdienst des Chores ging leidlich gut von statten; die Stimmen hinkten immer etwas hinter den Instrumenten drein, und ein langsamer Geiger suchte die verlorene Zeit dann und wann dadurch einzubringen, daß er mit wunderbarer Schnelligkeit über einen Gang hinfuhr, und über mehr Takte wegsetzte, als der schnellste Fuchsjäger über Pfähle, wenn er bei dem Verenden

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