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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Gebräuche,« sagte er, »trugen sehr dazu bei, dem Landmann Liebe zu seiner Heimath einzuflößen, und da der Adel ihm behülflich ward, sich zu einem behaglichern Dasein heraufzuarbeiten, gewann er mehr Anhänglichkeit an seinen Gutsherrn. Sie machten die Zeiten fröhlicher und wohlwollender und besser, und ich kann in Wahrheit mit einem unserer alten Dichter sagen:
Ich liebe sie – die strenge Pünktlichkeit,
Und anspruchsvolle Würde derer,
Die so harmlose Spiele gern verbannten,
Hat auch viel alte Rechtlichkeit verscheucht.
    »Die Nation,« fuhr er fort: »ist verändert; wir haben unsern einfachen. treuherzigen Bauernstand beinahe verloren. Er hat sich von den höheren Classen losgerissen, und scheint zu glauben, sein Interesse sei davon getrennt. Er ist zu klug geworden, fängt an, Zeitungen zu lesen, lauscht den Bierhaus-Politikern, und spricht von Reform. Ich denke, ein Mittel, ihn in diesen harten Zeiten bei guter Laune zu erhalten, würde sein, wenn der Adel und die höheren Stände mehr Zeit auf ihren Gütern zubrächten, sich mehr unter das Landvolk mischten, und die lustigen alten englischen Spiele wieder in den Gang brächten.«
    Dieß war des guten Squire’s Plan, die öffentliche Unzufriedenheit zu stillen, und, in der That, er hatte einst versucht, seine Lehre in Ausübung zu bringen, und vor wenigen Jahren, während der Feiertage, nach altem Style offenes Haus gehalten. Die Landleute verstanden indessen nicht, bei dieser öffentlichen Ausübung der Gastfreiheit ihre Rollen zu spielen, und es ereigneten sich mehrere sonderbare Vorfälle; der Landsitz ward von allen Landstreichern der Gegend überlaufen; und es kamen in einer Woche mehr Bettler in die Nachbarschaft, als die Kirchspiel-Polizeibeamten in einem Jahre wegschaffen konnten. Seitdem hat er sich damit begnügt, den anständigen Theil der benachbarten Landleute am Weihnachtstage in die Halle einzuladen, und Fleisch, Brod und Ale unter die Armen zu vertheilen, damit diese sich in ihren eigenen Wohnungen einen frohen Tag machen könnten.
    Wir waren noch nicht lange wieder zurück, als aus der Entfernung der Klang der Musik gehört wurde. Ein Haufe Bauernbursche, ohne Röcke, die Hemdsärmel abenteuerlich mit Band gebunden, die Hüte mit grünem Laube geschmückt und mit Knitteln in der Hand, kamen den Baumgang herauf, und eine Menge Dorfbewohner und Landleute folgten ihnen. Sie blieben vor der Thüre der Halle stehen, wo die Musik eine eigenthümliche Weise aufspielte, und die Bursche einen sonderbaren und verwickelten Tanz aufführten, vorschreitend, wieder zurücktretend, und ihre Knittel zusammenschlagend, genau den Takt der Musik einhaltend, während Einer, der auf eine närrische Weise einen Fuchsbalg auf dem Kopfe hatte, dessen Schwanz ihm über den Rücken hinabhing, um den Kreis der Tänzer herumsprang und unter manchen hanswurstenartigen Geberden eine Weihnachtssparbüchse schüttelte.
    Der Squire betrachtete dieses phantastische Schauspiel mit großer Theilnahme und Freude, und gab mir eine ausreichende Nachricht über den Ursprung desselben, den er in die Zeiten verfolgte, wo die Römer die Insel besaßen, und mir bündig bewies, daß dieß ein Abkömmling in gerader Linie von dem Schwerdttanze der Alten sei. »Er sei nun,« sagte er, »beinahe ganz außer Gebrauch; er habe indessen zufällig Spuren davon in der Gegend gefunden, und dazu ermuntert, daß er wieder gäng und gebe würde, ob ihm gleich, die Wahrheit zu sagen, gar zu leicht am Abend eine rohe Prügelei und gespaltete Köpfe folgten.«
    Als der Tanz geendet war, ward der ganze Haufe mit gepökeltem wilden Schwein und Rindfleisch und starkem Hausbier bewirthet. Der Squire selbst mischte sich unter die Landleute, und ward mit unbeholfenen Beweisen von Ehrfurcht und Achtung empfangen. Es ist wahr, ich bemerkte zwei oder drei von den jüngeren Bauern, wie sie, mit den Krügen vor dem Munde, sobald der Squire den Rücken wandte, eine Art von Gesicht schnitten und sich einander zuwinkten; aber in dem Augenblick, wo sie mich bemerkten, machten sie eine ernste Miene, und waren ungemein gesetzt. Gegen Meister Simon schienen sie dagegen alle unbefangener zu sein. Seine mannichfaltigen Beschäftigungen und Vergnügungen hatten ihn in der ganzen Nachbarschaft sehr bekannt gemacht. Er kam in jedes Pachterhaus und in jede Hütte, schwatzte mit den Pachtern und ihren Frauen, schäkerte mit ihren Töchtern, und sammelte, wie das Urbild eines umherschweifenden Junggesellen, die

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