Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)
geworden, noch habe er in einem seiner Pläne je wieder Glück gehabt.
Die Quelle seiner Hoffnungen war versiegt – die Gluth seines unternehmenden Geistes war erloschen – er blickte rund um sich und überall war Gefahr und Dunkelheit; es gab kein Auge, das ihn bemitleidet, keinen Arm, der ihm Hülfe gebracht hätte. Mit einem kleinen Haufen von Begleitern, welche ihm in seiner verzweiflungsvollen Lage noch treu blieben, wanderte der unglückliche Philipp zurück in die Umgebungen von Mount-Hope, dem alten Wohnort seiner Väter. Hier schlich er, wie ein Gespenst, auf dem Schauplatze seiner früheren Macht und seines Glücks umher, der Heimath, der Familie und der Freunde nun beraubt. Man kann kein treueres Gemälde seiner hülflosen, erbarmungswürdigen Lage sehen, als das, welches die einfache Feder des Geschichtschreibers uns liefert, der, ohne es zu wollen, die Gefühle des Lesers für den unglücklichen Krieger, den er herabsetzt, in Anspruch nimmt. »Philipp,« sagt er, »wurde wie ein wildes Thier, nachdem er von den Engländern in den Wäldern mehr als hundert Meilen rückwärts und vorwärts gejagt worden war, endlich in seine eigene Höhle auf Mount-Hope zurückgetrieben, wo er sich mit einigen wenigen seiner besten Freunde, in einen Morast verbarg, der zum Gefängniß für ihn wurde, worin er eingeschlossen blieb, bis die Todesboten kamen, um nach göttlichem Rathe die Rache gegen ihn zu vollziehen.«
Selbst in diesem letzten Zufluchtsorte des Unglücks und der Verzweiflung sammelt sich um sein Andenken noch eine düstere Größe. Wir sehen ihn vor uns, wie er still über sein Unglück brütend, unter seinen von Sorgen verzehrten Begleitern sitzt, und durch das Wilde und Furchtbare seines Schlupfwinkels eine gewisse wilde Größe erreicht. Geschlagen, aber nicht entmuthigt – zu Boden getreten, aber nicht gedemüthigt – schien er, unter dem Druck des Unglücks, nur noch stolzer zu werden, und eine wilde Freude darin zu fühlen, die letzten Hefen des Verderbens zu leeren. Kleine Gemüther werden durch das Mißgeschick gezähmt und gedemüthigt; große Geister erheben sich über dasselbe. Schon der Gedanke der Unterwerfung erregte Philipp’s Wuth, und er schlug einen seiner Begleiter, der einen Friedensvorschlag machte, auf der Stelle todt. Der Bruder des Getödteten entfloh, und verrieth aus Rache den Zufluchtsort seines Häuptlings.
Ein Haufen weißer Männer und Indianer wurde augenblicklich nach dem Morast abgeschickt, wo Philipp, von Wuth und Verzweiflung verzehrt, verborgen lag. Ehe er noch ihre Ankunft gewahren konnte, hatten sie begonnen, ihn zu umgeben. In kurzer Zeit sah er fünf seiner treuesten Begleiter todt zu seinen Füßen hingestreckt; aller Widerstand war vergeblich; er stürzte aus seinem Lager hervor und machte einen tollkühnen Versuch, zu entfliehen, ward aber von einem übergegangenen Indianer seines eigenen Stammes durch das Herz geschossen.
Dieß ist die einfache Geschichte des wackern, aber unglücklichen Königs Philipp; der, so lange er lebte, verfolgt, nach seinem Tode verläumdet und beschimpft wurde. Wenn wir indessen selbst die vorurtheilsvollen Erzählungen, welche seine Feinde uns geliefert haben, betrachten, so finden wir darin hinreichende Spuren eines liebenswürdigen, erhabenen Charakters, um das Mitgefühl für sein Schicksal und Ehrfurcht für sein Andenken zu erwecken. Wir finden, daß er inmitten bedrängender Sorgen und wilder Leidenschaften, welche der Krieg erzeugt, gegen die sanfteren Gefühle der Gattenliebe und der väterlichen Zärtlichkeit, so wie gegen die edeln Empfindungen der Freundschaft, nicht gleichgültig war. Der Gefangenschaft seines geliebten Weibes und seines einzigen Sohnes wird mit Freuden als etwas gedacht, das ihm brennenden Schmerz verursacht habe; der Tod eines jeden nähern Freundes wird triumphirend als eine neue Wunde für sein zartes Gefühl erwähnt; aber der Verrath und Abfall mancher seiner Begleiter, auf deren Anhänglichkeit er sein Vertrauen gesetzt hatte, soll sein Herz zerrissen und ihn aller ferneren Seelenruhe beraubt haben.
Er war ein Patriot, der an seinem vaterländischen Boden hing – ein Fürst, der gegen seine Unterthanen treu, und über die ihnen zugefügten Unbilden erbittert war – ein Krieger, kühn in der Schlacht, standhaft im Unglück, abgehärtet gegen Mühseligkeiten, Hunger und jede Art körperlicher Leiden, und bereit, für die Sache, welche er verfocht, sein Leben hinzugeben. Stolzen Herzens, und
Weitere Kostenlose Bücher