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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Häusern verbrennen wolle, verschmähte er es, sich zu rechtfertigen, und antwortete stolz, daß andere eben so sehr, als er, zum Kriege geneigt gewesen wären, und daß er davon nichts mehr zu hören wünsche.
    Ein so edler, unerschütterlicher Geist, eine so echte Treue für seine Sache und seinen Freund, würde das Gefühl eines jeden edelmüthigen braven Mannes gerührt haben; aber Canonchet war ein Indianer; ein Wesen, gegen welches der Krieg keine Schonung, die Menschlichkeit kein Gesetz, die Religion kein Mitleid kannte – er ward verurtheilt, zu sterben. Die letzten Worte, welche man von ihm aufbewahrt hat, waren seiner Seelengröße würdig. Als das Todesurtheil über ihn ausgesprochen wurde, bemerkte er, »daß er damit ganz zufrieden sei, denn er würde sterben, bevor sein Herz weich geworden, oder er irgend etwas gesagt habe, das seiner unwürdig sei.« – Seine Feinde gewährten ihm den Tod eines Soldaten, denn er wurde in Stoningham von drei jungen Sachem’s seines Ranges erschossen.
    Die Niederlage in der Festung der Narrhaganset’s und der Tod Canonchet’s gaben dem Schicksale des Königs Philipp den Todesstreich. Er machte einen vergeblichen Versuch, eine Kriegsmacht zusammenzubringen, indem er die Mohawk’s aufreizte, zu den Waffen zu greifen; allein ob er gleich die natürlichen Talente eines Staatsmannes besaß, so wurden seine Künste doch durch die überwiegenden Kunstgriffe seiner aufgeklärten Feinde vereitelt, und die Furcht vor ihrer kriegerischen Geschicklichkeit fing an, die Entschlossenheit der benachbarten Stämme niederzudrücken. Der unglückliche Häuptling sah seine Streitkräfte täglich sich vermindern, und seine Reihen um sich her schnell schmelzen. Einige wurden von den Weißen abwendig gemacht; Andere fielen als Opfer des Hungers, der Anstrengungen und der häufigen Angriffe, welche sie unaufhörlich beunruhigten. Der ganze Vorrath seiner Lebensmittel wurde ihm genommen; seine erwähltesten Freunde wurden vor seinen Augen weggerafft; sein Oheim wurde neben ihm erschossen; seine Schwester in die Gefangenschaft geführt; und auf einer seiner schnellen Fluchten war er genöthigt, sein geliebtes Weib und seinen einzigen Sohn der Gnade des Feindes zu überlassen.
    »Obgleich sein Untergang,« sagt der Geschichtschreiber, »dergestalt allmählich herbeigeführt war, so ward sein Elend dadurch nicht abgekürzt, sondern vergrößert; denn er wußte aus Erfahrung und fühlte, was es heiße, seine Kinder in der Gefangenschaft zu wissen, seine Freunde verloren zu haben, seine Unterthanen gemordet, alle seine verwandtschaftlichen Bande zerrissen, und sich alles äußern Trostes beraubt zu sehen, ehe ihm sein eigenes Leben genommen ward.«
    Das Maß seines Unglücks recht voll zu machen, fingen seine eigenen Begleiter an, Verschwörungen gegen sein Leben anzuzetteln, um dadurch, daß sie ihn aufopferten, sich eine entehrende Sicherheit zu erkaufen. Durch Verrätherei wurde ein Theil seiner treuen Anhänger, die Unterthanen der Wetamoe, einer indianischen Fürstin aus Pocasset, und einer nahen Verwandten und Bundesgenossin Philipp’s, in die Hände des Feindes geliefert. Wetamoe befand sich zu dieser Zeit unter ihnen, und suchte ihre Flucht dadurch zu bewerkstelligen, daß sie durch einen benachbarten Fluß setzte; sei es aber, daß das Schwimmen ihre Kräfte erschöpfte, oder Kälte und Hunger sie aufgerieben hatten, man fand sie todt und nackt nahe am Ufer liegen. Die Verfolgung erreichte indessen nicht einmal an ihrem Grabe ihr Ziel.
    Selbst der Tod, diese Zuflucht der Unglücklichen, wo der Schlechte gewöhnlich seine Bedrückungen endet, war kein Schutz für diese verfolgte Frau, deren großes Verbrechen die innige Treue gegen ihren Verwandten und ihren Freund war. Ihre Leiche war der Gegenstand unmännlicher, feiger Rache; der Kopf ward von dem Rumpfe getrennt, auf eine Stange gesteckt, und so in Taunton vor den Augen ihrer gefangenen Unterthanen ausgestellt. Diese erkannten sogleich die Züge ihrer unglücklichen Königin, und wurden von diesem barbarischen Schauspiel so ergriffen, daß sie, wie uns berichtet wird, »in das furchtbarste und teuflischste Klagegeschrei« ausbrachen.
    Obgleich Philipp das Zusammentreffen der Bedrängnisse und Unglücksfälle, welche ihm von allen Seiten bestürmten, mit Festigkeit ertragen hatte; schien doch die Verrätherei seiner Begleiter sein Herz zu verwunden, und ihn zur Verzweiflung zu bringen. Man sagt, daß er seitdem nie wieder fröhlich

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