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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Engländer ergriffen hatten, und that den Amerikanern vielen Schaden dadurch, daß er seine Landsleute fortwährend gegen sie aufreizte, bis er in einem Gefecht bei Greenville getödtet wurde, – Anm. des Verf. ]
    Zu der Zeit, wo es Philipp gelang, aus Pocasset zu entwischen, war seine Lage sehr bedenklich. Seine Streitkräfte waren durch häufige Gefechte sehr geschmolzen, und er hatte beinahe alle Hülfsquellen verloren. In dieser Zeit der Noth fand er einen treuen Freund an Canonchet, dem Haupt-Sachem aller Narrhagansett’s. Er war der Sohn und Erbe von Miantonimo, des großen Sachem’s, der, wie bereits erwähnt, nach einer ehrenvollen Freisprechung von der Anschuldigung, eine Verschwörung angezettelt zu haben, auf die treulosen Eingebungen der Ansiedler, heimlich umgebracht worden war. »Er hatte,« sagt der alte Erzähler: »all den Stolz und die Unverschämtheit seines Vaters, so wie dessen Bosheit gegen die Engländer, geerbt.« Er war allerdings der Erbe der an ihm verübten Beleidigungen und Ungerechtigkeiten, und der gesetzmäßige Rächer seines Mordes. Obgleich er sich enthalten hatte, einen thätigen Antheil an diesem hoffnungslosen Kriege zu nehmen, empfing er doch Philipp und die Trümmer seiner Streitkräfte mit offenen Armen, und gewährte ihnen den großmüthigsten Schutz und Beistand. Dies zog ihm plötzlich den Haß der Engländer zu; und man beschloß, einen entscheidenden Schlag zu thun, welcher beiden Sachem’s den gemeinschaftlichen Untergang bereiten sollte. Man zog zu diesem Ende bedeutende Streitkräfte aus Massachusetts, Plymouth und Connecticut zusammen, und schickte diese in der Tiefe des Winters in das Gebiet der Narrhagansett’s, wo man über die zugefrorenen und von Laub entblößten Sümpfe leicht hinwegkommen konnte, und wo diese den Indianern nicht mehr finstere, undurchdringliche Schlupfwinkel darboten.
    Canonchet, welcher den Angriff voraussah, hatte den größten Theil seiner Vorräthe, so wie die Alten, Kranken, Weiber und Kinder aus seinem Stamme, nach einem starken Fort geschickt, wo er und Philipp gleicherweise den Kern ihrer Streitkräfte zusammengezogen hatten. Diese Festung, welche die Indianer für unüberwindlich hielten, lag auf einem Hügel oder einer Art von Insel von fünf bis sechs Morgen Flächeninhalt, mitten in einem Moraste; sie war mit einer Umsicht und Geschicklichkeit angelegt, welche Alles weit übertraf, was man gewöhnlich bei indianischen Festungswerken sieht, und von dem kriegerischen Genie dieser zwei Häuptlinge einen Beweis gab.
    Von einem übergegangenen Indianer geführt, drangen die Engländer durch den Decemberschnee bis zu diesem Bollwerk vor, und fielen über die überraschte Besatzung her. Das Gefecht war wild und ohne Ordnung. Die Angreifer wurden bei dem ersten Anlauf zurückgeschlagen und mehrere ihrer bravsten Offiziere, als sie, mit dem Degen in der Faust, die Festung stürmten, niedergeschossen. Der Angriff wurde mit besserm Erfolge wiederholt. Man gewann festen Fuß. Die Indianer wurden von einem Posten zum andern getrieben. Sie machten jeden Zollbreit des Bodens streitig, indem sie mit der Kraft der Verzweiflung fochten. Die meisten ihrer ältern Krieger wurden in Stücke gehauen; und Philipp und Canonchet zogen sich, nach einem langen, blutigen Kampfe, mit einer Handvoll übriggebliebener Krieger aus dem Fort, und flüchteten in das Dickicht der umliegenden Wälder.
    Die Sieger steckten die Wigwams und das Fort in Brand; das Ganze war bald Eine Flamme, und viele von den alten Männern, den Frauen und Kindern kamen bei dem Brande um. Diese letzte grausame Handlung erschütterte selbst den Stoicismus des Wilden. Die benachbarten Wälder ertönten vom wilden Schreien der Wuth und Verzweiflung, welches die flüchtigen Krieger ausstießen, als sie die Zerstörung ihrer Wohnungen sahen, und das herzzerreißende Geschrei ihrer Weiber und Kinder hörten. »Das Verbrennen der Wigwams,« sagt ein gleichzeitiger Geschichtschreiber, »das Gekreisch und Geschrei der Weiber und Kinder, und das Geheul der Krieger, bildeten einen höchst furchtbaren, erschütternden Auftritt, so daß einige von den Soldaten dadurch sehr gerührt wurden.« Derselbe Schriftsteller fügt behutsam hinzu: »man habe damals große Zweifel darüber gehabt, und sich nachher ernstlich erkundigt, ob das Lebendig-Verbrennen der Feinde auch mit der Menschlichkeit und den wohlwollenden Lehren des Evangeliums verträglich sei.« [Fußnote: Siehe Handschrift des ehrw. Herrn

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