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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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W. Ruggles. – Anm. des Verf. ]
    Das Schicksal des wackern und großmüthigen Canonchet ist einer besondern Erwähnung werth; der letzte Auftritt seines Lebens ist eines der edelsten Beispiele indianischer Großsinnigkeit, die man kennt.
    Durch diese entscheidende Niederlage seiner Macht und seiner Hülfsquellen beraubt, seinem Bundesgenossen aber und der unglücklichen Sache treu, der er sich angenommen hatte, verwarf er alle Friedensanerbietungen, welche man ihm unter der Bedingung machte, daß er Philipp und dessen Begleiter verrathe, und erklärte fest: »daß er die Sache bis auf den letzten Mann ausfechten wolle, ehe er ein Knecht der Engländer würde.« Da seine Wohnung zerstört, sein Land durch die Einfälle der Eroberer verheert und verwüstet lag, so sah er sich genöthigt, nach den Ufern des Connecticut zu wandern, wo er einen Sammelplatz für die ganze Masse der westlichen Indianer bildete, und mehrere englische Niederlassungen verwüstete.
    Zeitig im Frühling ging er, nur mit dreizehn auserwählten Leuten, auf eine gewagte Unternehmung aus, um nach Seaconck, in der Nähe von Mount-Hope, vorzudringen und sich Saatkorn zum Unterhalt seiner Truppen zu verschaffen. Dieser kleine Haufe von Abenteurern war sicher durch das Land der Pequod’s gekommen, und erreichte den Mittelpunkt von Narrhaganset, wo er in einigen Wigwams an dem Flusse Pautucket ausruhte, als man auf einmal meldete, der Feind sei in der Nähe. – Da Canonchet zu dieser Zeit nur sieben Mann bei sich hatte, sandte er zwei derselben nach dem Gipfel eines benachbarten Hügels, um Kunde von dem Feinde zu bringen.
    Durch die Erscheinung eines Haufens von Engländern und Indianern, die reißend vordrangen, in Schrecken versetzt, flohen sie in athemloser Angst an ihrem Häuptling vorüber, ohne sich aufzuhalten, und ihm von der Gefahr Kunde zu geben. Canonchet schickte abermals einen Kundschafter aus, der dasselbe that. Er sandte darauf noch zwei ab, von denen einer, voll Verwirrung und Schrecken zurückeilend, ihm sagte, daß das ganze britische Heer da sei. Canonchet sah, daß ihm keine Wahl übrig blieb, als augenblickliche Flucht. Er suchte um den Hügel herum zu entkommen, ward aber bemerkt, und von den feindlichen Indianern und einigen der behendesten unter den Engländern heiß verfolgt. Als er fand, daß der schnellfüßigste von seinen Verfolgern ihm dicht auf dem Fuße war, warf er erst seinen Mantel, dann sein mit silbernen Tressen besetztes Gewand und seinen Gürtel von Peag ab, woran seine Feinde erkannten, daß er Canonchet sei, und den Eifer verdoppelten, womit sie ihn verfolgten.
    Endlich, als er sich durch den Fluß arbeitete, glitt sein Fuß auf einem Steine ab, und er fiel so tief, daß das Wasser seine Flinte benetzte. Dieser Unglücksfall erfüllte ihn mit einer solchen Verzweiflung, daß, wie er nachher gestand: »sein Herz und seine Eingeweide sich in ihm umwandten, und er, wie ein dürrer Zweig, aller seiner Kraft beraubt wurde.«
    In so hohem Grade war er entkräftet, daß er, als ein Pequod-Indianer ihn in einer kleinen Entfernung von dem Flusse ergriff, keinen Widerstand leistete, obgleich er ein Mann von großer körperlicher Kraft und Kühnheit des Herzens war. Als er sich aber gefangen sah, erwachte der ganze Stolz seines Geistes in ihm, und wir finden von diesem Augenblicke an in den Anecdoten, welche seine Feinde von ihm erzählen, nichts als wiederholte Blitze von erhabenem, fürstlichen Heldenmuth. Wie ihn einer von den Engländern, der sich ihm zuerst näherte, und der noch nicht sein zweiundzwanzigstes Jahr erreicht hatte, befragen wollte, erwiederte der stolzherzige Krieger, indem er mit tiefer Verachtung auf sein Jugendantlitz blickte: »Ihr seid ein Kind – Ihr könnet noch nichts von Kriegsangelegenheiten verstehen – laßt Euren Bruder oder Euren Häuptling kommen – ihm werde ich antworten.«
    Obgleich man ihm wiederholt das Leben unter der Bedingung anbot, daß er sich mit seiner Nation den Engländern unterwerfe, wies er doch diese Anerbietungen mit Verachtung zurück, und weigerte sich, Vorschläge dieser Art dem großen Haufen seiner Unterthanen melden zu lassen, indem er sagte, er wisse im Voraus, daß keiner von ihnen sich dazu bequemen würde. Als man ihm seinen Treubruch gegen die Weißen, seine Aeußerung, daß er nicht einen Wampanoag, nicht einmal ein Stückchen von dem abgeschnittenen Nagel eines Wampanoag ausliefern würde, und seine Drohung vorhielt, daß er die Engländer in ihren

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