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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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sie aus einem bejahrten Angler und zweien seiner ländlichen Schüler bestand. Der erste war ein alter Bursche mit einem hölzernen Bein, mit Kleidern, die sehr vielfach, aber sehr sorgfältig, geflickt, und wenn sie auch auf Armuth deuteten, doch rechtlich erworben und anständig erhalten waren. Sein Gesicht trug die Spuren früherer Stürme, aber des gegenwärtigen guten Wetters; seine Furchen hatten sich zu einem immerwährenden Lächeln zusammengezogen; seine eisengrauen Locken hingen ihm um die Ohren, und er hatte, im Ganzen genommen, das gutmüthige Ansehn eines gebornen Philosophen, der geneigt war, die Welt so zu nehmen, wie sie einmal ist. Einer von seinen Begleitern war ein zerlumpter Wicht, mit dem scheuen Blick eines landstreicherischen Diebes, und ich will es verbürgen, daß er gewiß jeden herrschaftlichen Fischteich auch in der finstersten Nacht finden konnte. Der andere war ein langer, ungeschlachter Bauernjunge, mit linkischem Gange, und dem Anscheine nach eine Art Landstutzer. Der alte Mann war beschäftigt, den Magen einer Forelle zu untersuchen, die er so eben aufgerissen hatte, um aus dem Inhalte desselben zu erkennen, welche Würmer sich besonders zum Köder für den Fisch eigneten, und hielt seinen Gefährten, die ihm mit unsäglicher Ehrerbietung zuzuhören schienen, eine Vorlesung darüber. Ich hege eine große Zuneigung zu allen »Brüdern von der Angel,« seitdem ich Isaak Walton gelesen habe. Es sind Leute, wie er behauptet, von»milder, sanfter und friedlicher Gemüthsart,« und meine Hochachtung gegen sie ist noch gestiegen, seitdem ich auch eine alte »Abhandlung über das Fischen mit der Angel« aufgefunden habe, worin viele von den Grundsätzen ihrer harmlosen Brüderschaft auseinandergesetzt sind. »Gebt wohl Acht,« heißt es in diesem ehrlichen, kleinen Tractat, »daß Ihr, wenn Ihr Euren Vergnügungen nachgeht, nie Jemandes Thür öffnet, ohne sie auch wieder zuzumachen. Auch sollt Ihr Euch diesem obengenannten künstlichen Zeitvertreibe nicht um des Geizes willen hingeben, um Euer Geld dadurch nur zu vermehren oder zu sparen, sondern hauptsächlich zu Eurer Erholung und zu der Beförderung der Gesundheit Eures Körpers und namentlich Eurer Seele.« [Fußnote: Eben dieser Abhandlung zufolge sollte es beinahe scheinen, das Angeln sei ein wichtigeres Geschäft, als man gewöhnlich denkt; »denn, wenn Ihr Willens seid, auf den Fischfang zu gehen, müßt Ihr nicht viel Leute mitnehmen, denn das möchte Euch nur von eurem Geschäft abziehen. Und müßt Ihr Gott andächtiglich dienen, und euer gewöhnliches Gebet wohl hersagen. Und wenn Ihr dieß thut, so werdet Ihr manchen Lastern entgehen und sie vermeiden, namentlich der Trägheit, welche die Hauptursache ist, daß Jemand zu manchen andern Lastern verleitet wird, wie wohl bekannt ist.« – Anm. des Verf. ]
    Ich glaubte, in dem alten Angler vor mir ein wahres Beispiel dessen, was ich gelesen hatte, zu finden, und es lag eine gemüthliche Zufriedenheit in seinen Blicken, welche mich ganz zu ihm hinzog. Ich konnte nicht umhin, die rüstige Art zu bemerken, mit welcher er von einer Gegend des Baches zur andern hinkte; seine Angelruthe in der Luft schwingend, um die Angelschnur nicht auf den Boden schleppen zu lassen, oder damit sie sich nicht in den Sträuchen verwickele; und die Gewandtheit zu bewundern, mit welcher er seine Fliege nach irgend einem besondern Orte hinwarf, so daß er sie zuweilen ganz leicht einen kleinen Fall hinabschwimmen ließ, zuweilen sie aber auch in eine jener dunkeln Vertiefungen brachte, welche sich in den verwachsenen Wurzeln oder durch das überhangende Ufer bilden, und worin die großen Forellen gewöhnlich stehen. Während dieser Zeit ertheilte er seinen beiden Schülern Unterricht; er zeigte ihnen die Art und Weise, wie sie ihre Angelruthen handhaben, die Fliegen anstecken, und sie auf der Oberfläche des Flusses spielen lassen sollten. Das Ganze erinnerte mich an die Lehren, welche der weise Piscator seinen Schülern ertheilt. Die Gegend umher hatte das Ländlicheinfache, das Walton so gerne beschreibt. Es war ein Theil der großen Ebene von Cheshire, nahe bei dem schönen Thale von Gessford, und gerade da, wo die niedrigeren Hügel von Wales sich aus den frischduftenden Wiesen zu erheben anfangen. Auch der Tag war, wie der, welchen er in seinem Werke beschreibt, mild und sonnig, mit einem dann und wann fallenden sanften Regenschauer, welcher die ganze Gegend mit Diamanten besäete.
    Ich gerieth bald

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