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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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zu besuchen und ein wachsames Auge auf den Fluß und die nach seinem Namen genannte große Stadt zu haben; daß sein Vater sie einst in ihrer alten holländischen Tracht in einer Höhlung des Berges Kegelschieben gesehen, und er selbst eines Sommernachmittags den Klang ihrer Kugeln, wie entferntes Donner-Rollen, gehört habe.
    Eine lange Geschichte kurz zu schließen, die Gesellschaft brach auf und kehrte zu den wichtigeren Geschäften der Wahl zurück. Rip’s Tochter nahm den Vater mit nach Hause, damit er bei ihr lebe. Sie hatte eine nette, wohl eingerichtete Wohnung, und einen starken, fröhlichen Landmann zum Gatten, in welchem Rip einen der Kleinen erkannte, die ihm auf den Rücken zu klettern pflegten. Rip’s Sohn und Erben betreffend, der das ditto von ihm selbst war und den er sich gegen den Baum hatte lehnen sehen, so arbeitete er mit auf dem Hofe, bewies aber eine angeerbte Neigung, Alles, nur nicht sein eigenes Geschäft, zu treiben.
    Rip ging nun wieder seine alten Gänge, und nahm seine alten Gewohnheiten wieder an; er fand bald mehrere von seinen früheren Gefährten, jedoch alle von den Launen der Zeit eben nicht zum besten behandelt: weßwegen er es auch vorzog, sich Freunde unter dem aufblühenden Geschlechte zu erwerben, bei dem er bald in große Gunst kam.
    Da er zu Hause nichts zu thun, und das glückliche Alter erreicht hatte, wo ein Mensch ungestraft Nichts thun darf, so nahm er seinen alten Platz wieder auf der Bank vor der Thüre der Schenke ein, und wurde zugleich als einer der Patriarchen des Dorfes und als eine Chronik aus den alten Zeiten »vor dem Kriege« verehrt. Es dauerte einige Zeit, ehe er sich in die gangbare Redeweise finden, oder die sonderbaren Ereignisse begreifen konnte, welche während seiner Erstarrung Statt gefunden hatten. Daß es z. B. einen Revolutionskrieg da gegeben – daß das Land das Joch von Alt-England abgeschüttelt und daß er aus einem Unterthanen Seiner Majestät Georg des Dritten, jetzt ein freier Bürger der vereinigten Staaten geworden sei. Rip war im Grunde kein Politiker; die Veränderungen der Staaten und Reiche machten nur wenig Eindruck auf ihn: allein es gab eine Art Despotismus, unter dem er lange geschmachtet hatte, und das war – die Pantoffelherrschaft. Diese war glücklicherweise zu Ende, er hatte seinen Hals aus dem Ehestandsjoche und konnte ein-und ausgehen, wann er wollte, ohne die Tyrannei der Frau van Winkle fürchten zu dürfen. Sobald indeß ihr Name genannt wurde, schüttelte er den Kopf, zuckte die Achseln und schlug die Augen gen Himmel, was entweder für eine Ergebung in sein Schicksal, oder für Freude über seine Befreiung gelten konnte.
    Er pflegte seine Geschichte jedem Fremden zu erzählen, der in Herrn Doolittle’s Hotel ankam. Anfangs bemerkte man, daß er jedesmal, wenn er sie erzählte, manche Dinge anders vortrug, was aber ohne Zweifel davon herrührte, daß er erst so kürzlich erwacht war. Nach und nach indeß gestaltete sich Alles in der Darstellung genau so, wie ich es hier berichtet habe, und es gab keinen Mann, Frau oder Kind in der Nachbarschaft, die nicht die Geschichte auswendig gewußt hätten. Einige wollten indeß immer an der Wahrheit der Sache zweifeln, und behaupteten, Rip sei nicht bei Sinnen gewesen, und daß dies eine Sache sei, in welcher man nie viel Vertrauen auf ihn habe setzen können. Die alten holländischen Einwohner maßen jedoch der Erzählung fast vollen Glauben bei. Selbst bis auf diesen Tag hören sie nie ein Donnerwetter an einem Sommernachmittag um den Kaatskill, ohne zu sagen, Hendrik Hudson und seine Gefährten seien wieder bei ihrem Kegelspiel; und es ist ein allgemeiner Wunsch bei allen Ehemännern in der Nachbarschaft, die unter dem Pantoffel stehen, wenn ihnen das Leben etwas sauer wird, einen Schlaftrunk aus Rip van Winkle’s Flasche thun zu können.
    Anmerkung .
    Man könnte glauben, die Veranlassung zu der vorhergehenden Erzählung sei Herrn Knickerbocker durch ein kleines deutsches Mährchen von Kaiser Friedrich dem Rothbart und dem KiffhäuserBerge gegeben worden; allein die folgende Bemerkung, welche er der Erzählung beigefügt hat, zeigt, daß dies eine ausgemachte Thatsache sei, die er mit seiner gewöhnlichen Treue erzählt hat.
    »Die Geschichte von Rip van Winkle mag Manchem unglaublich scheinen, allein demungeachtet schenke ich ihr vollkommenen Glauben, denn ich weiß, daß die Nähe unserer alten holländischen Niederlassungen die Scene gar mancher wunderbaren

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