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Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition)

Titel: Gottfried Crayon's Skizzenbuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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zeigte an, daß die Gäste noch von gutem alten Schrot und Korn waren, und ihren Tag gleichmäßig eintheilten; denn es war erst eben ein Uhr. Am untern Ende des Zimmers brannte ein helles Kohlenfeuer, an dem eine Lammesbrust gebraten wurde. Eine Reihe hellglänzender messingener Leuchter und zinnerner Bierkrüge schimmerte den Kaminvorsprung entlang, und eine altmodische Uhr tickte in einem Winkel. Es lag etwas Patriarchalisches in diesem Gemische von Küche, Wohnzimmer und Saal, das mich in frühere Zeiten versetzte und mir sehr wohl gefiel. Das Haus selbst war gewöhnlich, aber Alles hatte jenes Ansehen von Ordnung und Nettigkeit, das von der Oberaufsicht einer wackern englischen Hausfrau zeugte. Eine Gruppe amphibienartig aussehender Wesen, welche Fischer oder Matrosen sein mochten, that sich in einem der Verschläge gütlich. Da ich ein Besuch war, der etwas größere Ansprüche zu machen schien, so wies man mich in ein kleines unansehnliches Hinterzimmer, das wenigstens neun Ecken hatte. Es erhielt sein Licht durch ein Gewölbefenster, war mit altväterischen ledernen Stühlen möblirt, und mit dem Bilde eines fetten Schweins verziert. Es war augenscheinlich nur für besondere Kunden bestimmt, und ich fand hier einen schäbigen Herrn mit rother Nase und einem mit Wachsleinwand überzogenen Hut, in einer Ecke sitzend, und über einem zur Hälfte ausgeleerten Kruge Porter meditirend.
    Der alte Küster hatte die Wirthin bei Seite genommen und ihr, mit einer höchst wichtigen Miene, mein Anliegen mitgetheilt. Frau Honeyball war eine ansehnliche, fette, geschäftige, kleine Frau, und keine schlechte Stellvertreterin des Musters aller Wirthinnen, der Frau Quickly. Es schien ihr Vergnügen zu machen, gefällig sein zu können; sie eilte daher die Treppe hinauf in die Archive ihres Hauses, wo die kostbaren Gefäße des Kirchspielsclubs aufbewahrt werden, und kehrte lächelnd und knixend wieder zurück, das Geschirr in den Händen.
    Das erste, was sie mir darreichte, war eine lackirte eiserne Tabaksdose, von riesenhafter Größe, aus der, wie sie mir sagte, die Kirchenversammlung bei ihren bestimmten Zusammenkünften seit undenklichen Zeiten geraucht hätte, und die nie von gemeinen Händen entweiht, oder bei gewöhnlichen Gelegenheiten gebraucht werden dürfe. Ich empfing sie mit gehöriger Ehrfurcht; aber wie groß war mein Entzücken, als ich auf dem Deckel derselben eben das Bild erblickte, dem ich nachforschte! Hier war das Aeußere der Schenke zum Eberkopfe dargestellt, und vor der Thür der ganze lustige Haufe bei Tische, in voller Schwelgerei zu sehen, mit jener wunderbaren Treue und Kraft gemalt, womit die Bildnisse berühmter Generale und Commodore auf Tabaksdosen, zum Besten der Nachkommen, dargestellt sind; um jedoch allem Irrthum zu begegnen, hatte der kluge Maler die Namen von Prinz Heinz und Falstaff an die Sitze der Stühle geschrieben.
    Innen am Deckel befand sich eine fast verwischte Inschrift, meldend, diese Dose sei ein Geschenk des Sir Richard Gore, für den Gebrauch der Kirchspielsversammlungen in der Schenke zum Eberkopfe, und daß sie von seinem Nachfolger, Herrn Johann Pinckard, im Jahr 1767 ausgebessert und aufgeputzt worden sei. Dieß ist eine getreue Beschreibung dieses erhabenen und ehrwürdigen Ueberbleibsels; und ich frage, ob der gelehrte Scriblerius seinen römischen Schild, oder die Ritter von der Tafelrunde den langgesuchten heiligen Graal, mit mehr Entzücken betrachtet haben.
    Während ich mit begeisterten Blicken darüber sann, gab mir Frau Honeyball, welcher der Antheil, den ich daran nahm, sehr wohl gefiel, eine Trinkschale oder einen Becher, ebenfalls der Kirchspielsversammlung zugehörend, und von dem alten Eberkopfe herstammend. Der Inschrift daran zufolge, war er ein Geschenk des Ritters Franz Wythers, und wurde, wie sie mir sagte, sehr werth gehalten, da man ihn für sehr »antik« ansähe. Dieses letzte Urtheil wurde von dem schäbigen Herr mit der rothen Nase und dem mit Wachstuch überzogenen Hute bestätigt, den ich stark im Verdacht hatte ein Abkömmling in gerader Linie von dem tapfern Bardolph zu sein. Er fuhr auf einmal aus seinen Betrachtungen über den Krug Porter empor, und rief, einen Kennerblick auf den Becher werfend, aus: »Ja, ja! dem thut der Kopf auch nicht mehr wehe, der diesen da machte!«
    Das große Gewicht, welches neuere Kirchenvorsteher auf dieses Denkmal der alten Schwelgerei legten, machte mich Anfangs verlegen; aber nichts schärft den Blick so

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