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Gott´sacker (Krimi-Edition)

Gott´sacker (Krimi-Edition)

Titel: Gott´sacker (Krimi-Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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angrenzenden Weidezaun abgeknipst und dreist um die weiße Kerze gewickelt. Etwas frisches Gras und Blumen der Kuhweide zu Füßen des Ziegelsteins verschönerten das sinnige Arrangement.
    Hildegard schaute mich gerührt an: »Das traut man dir gar nicht zu, wenn man dich etwas näher kennt … und dass das alles in deinen Rucksack passt.«
    Die anderen drei Damen, freundliche Bäuerinnen in der Mitte-ihres-Lebens-Krise, nickten zustimmend in ihren bequemen Hosen und waren etwas neidisch auf Hildegard.
    »Das drückt unglaublich treffend die Stimmung im Dorf aus«, bemerkte Frau Kessler, die Bäuerin mit vier Kindern, 30 Milchkühen und einem saufenden, prügelnden Mann zu Hause.
    Schon ergab ein Satz den anderen und die Gruppe diskutierte angeregt über die Stimmung im Dorf.
    Philipp reagierte an diesem Freitagmorgen distanziert, er saß im Lotossitz, den Kopf erhoben, damit jeder sah, dass er die Augen in me ditativer Versenkung geschlossen hatte. Zum ersten Mal sah ich ihn mit gewaschenen Haaren, ein süßlicher Duft ging von ihm aus.
    In der zweiten Stunde verteilte ich die Zeitungen und Zeitschriften wahllos im Raum, holte Scheren und Klebestift aus meinem Rucksack, dann hatte ich auch schon die Idee: »Schneidet bitte Bilder und Artikel aus, die zu den Überschriften ›Typisch Mann‹ – ›Typisch Frau‹ passen.« Der Teilnehmer und die Teilnehmerinnen gingen begeistert an die Arbeit. Sie wühlten in den Biker-News ebenso engagiert wie in ›Frau im Leben‹. Letztendlich hatten wir eine gelungene Collage zum Thema an einem Flipchart hängen. Alle fanden in einem abschließenden Feedback die heutige Einheit äußerst gelungen und produktiv. Selbst Philipp war wieder ein wenig aufgetaut. Als ich zufrieden meine Siebensachen zusammengepackt hatte, erwartete mich Philipp am Ausgang: »Hast du kurz Zeit?«
    Ich nickte.
    »Dich haben sie ja auch schon verhört, ich war gestern dran. Ich h abe das Gefühl, die wollen mich in irgendwas reinziehen.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Es geht um die Sache mit dem Orgelspiel. Die haben gefragt, warum ich abgehauen bin. Mir war das einfach zu lange, Ngumbu hat überzogen und ich hatte noch einen Termin. Das geht aber niemanden etwas an.«
    Ich nickte verständnisvoll und ließ ihn weiterreden.
    »Ich habe der Polizei halt gesagt, ich sei davon ausgegangen, dass nach dem Segen der Gottesdienst aus ist. Wenn sie dich noch einmal befragen, kannst du das ja auch in die Richtung lenken.« Fragend schaute er mich an.
    Ich nickte noch einmal: »Verstehe. Frauengeschichte?«
    Philipp bekam rote Flecken auf den Wangen und zuckte mit den schmalen Schultern.
    »Hilde soll auf keinen Fall etwas erfahren. Ich kann das aber der Polizei so nicht erzählen. Wenn Hilde Wind davon bekommt, ist Schluss, bevor es angefangen hat. Und die andere Geschichte, die wurde eben nach dem Gedenkgottesdienst beendet. Bitte kein Wort zu irgendjemandem.«
    Ich gab dem verlegenen Philipp die Hand: »Ehrenwort. Und sieh die Sache nicht so dramatisch, die können dir doch nichts anhaben, weil du zehn Minuten früher aus dem Gottesdienst gegangen bist.«
    »Ich hab mich halt gleich in ein paar Widersprüche verstricken lassen. Die blonde Kommissarin, die hier immer herumschleicht, hat mich ausgefragt. Und ich bin in alle Fallen getappt, die sie mir gestellt hat.«
    Philipp schluckte heftig. Ich legte ihm die Hand auf die Schulter, begleitete ihn nach draußen und tröstete ihn: »Wenn sie mich das nächste Mal darüber befragen, werde ich versuchen, das hinzubiegen.«
    Wie, wusste ich noch nicht.

    Die Gelegenheit dazu bekam ich noch am selben Tag. Zu Hause erhielt ich einen Anruf der Polizeidienststelle in Bad Saulgau, ich möge doch nachmittags vorbeikommen, um einige Aussagen zu machen.
    Und so bewegte ich gegen 15 Uhr mein starkes Eisen Richtung Riedstraße. Der Teer war durch die Hitze an vielen Stellen zähflüssig und gab in heißen Schwaden sein Straßen-Aroma an die Umwelt ab. Manche Straßenmäander konnte ich nur im Schritttempo nehmen, damit das Hinterrad nicht wegschmierte. Ein kleiner Dreh am Gasgriff ließ das riemengetriebene Hinterrad auf dem flüssigen Teer augenblicklich durchdrehen.
    Die flirrende Riedlandschaft mit ihren Birkenbruchwäldern und betrunken wogenden Inseln von Rohrkolben glitt langsam an mir vorbei. Die einstige Hochmoor-Vegetation war durch jahrhundertelanges Torfstechen abgeräumt worden. Das Wasser flüchtete irgendwie aus dem Moor, unser Ried verlandete

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